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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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die Leute plötzlich jubelten. Ab dem fünften Song schaffte ich es, auch mit offenen Augen zu singen, und als das Set vorbei war, machte es wirklich Spaß, so ungern ich das zugab.
    Astrid kam mir natürlich ekelhaft selbstgefällig, doch das verzieh ich ihr sofort, weil sie sich danach um die Leute kümmerte, während ich die Kabel aufrollen, die Gitarren einpacken und mich davonstehlen durfte.
    Ich dachte, damit wäre die Sache überstanden. Ha!
    Am nächsten Morgen kaute ich mich, jeglichen Blickkontakt meidend, durch mein Müsli, als ein bekanntes Gesicht vor mir auftauchte.
    »Astrid«, seufzte ich.
    Sie stellte ihren Teller Spiegeleier mit Schinken auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber.
    »Super Neuigkeiten!«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Wir treten jetzt regelmäßig auf. Donnerstagabends. Wir waren der Hit!«

Krankenwache
    Londinium
152 n. Chr.
    Die Zuschauer in der Arena jubelten und kreischten seinen Namen. Blutüberströmt starrte Seth auf die acht besiegten Gladiatoren, die stöhnend zu seinen Füßen lagen. Er war erschöpft … so erschöpft … doch er hob den Arm zum Gruß und wandte sich zum Gehen. Warum war der Sand so heiß? Viel zu heiß … er verbrannte ihm die Füße. Als er den Blick senkte, war der Sand geschmolzen und er stand in einer Feuergrube. Die Flammen schlugen höher, die Hitze wurde unerträglich. Sie raste durch seinen Körper und zog ihn hinunter … Als er fiel, züngelten die Flammen über seine Haut und fraßen sich in sein Fleisch …
    »Bitte!«, schrie er in die Menge. »Bitte … helft mir …«
    Doch er hatte gar keine Stimme mehr. Sie konnten ihn nicht hören … sie hörten ihm nicht zu. Sie riefen seinen Namen … »Sethos Leontis … Sethos Leontis …«
    Er musterte ihre Gesichter durch die roten Flammen und suchte jemanden … ein Gesicht, das er unbedingt finden musste. Doch als er sich wild umschaute, merkte er, dass es plötzlich andere Gesichter waren, leere augenlose Schädel.Weit geöffnete schwarze Schlunde verzehrten sich nach seinem Blut …
    »Stirb, Sethos Leontis!«, schnauzte eine Stimme hinter ihm. Als er sich umdrehte, ragte Protix drei Meter hoch über ihm auf und schwenkte ein flammendes Schwert. Er war erleichtert, ihn zu sehen. Der große Gallier war hier, um ihn zu töten, er würde ihn aus dieser glühenden Hölle holen. Ungeduldig sah er zu, wie Protix das Schwert schwang und es in seine Schulter stieß  – wieder und immer wieder. Doch er starb nicht. Warum ging es nicht zu Ende?
    »Aufhören …«, rief er mit schwacher Stimme.
    Dann spürte er kühle Hände auf seiner Stirn das Feuer löschen, doch in seiner Schulter wüteten die Flammen weiter und von der Hitze bekam er schrecklichen Durst.
    »Wasser«, krächzte er.
    Und wie durch ein Wunder waren seine Lippen nicht länger ausgedörrt und er schmeckte Wasser auf der Zunge. Als Sethos die Augen öffnete, sah er nur verschwommen. Wo war das Feuer? Wo war der Schädel des Galliers Protix? Er blinzelte. Das Licht war nicht rot. Es war kühl und blau und schattig. Er versuchte, sich einen Reim auf das zu machen, was er sah. Seth hätte schwören können, dass er in die Mandelaugen aus seinem Traum blickte.
    Er versuchte, ihren Namen zu sagen.
    »Livia?«
    Sanfte Hände hoben seinen Kopf an und halfen ihm, aus dem Becher zu trinken. Als etwas danebenging, fing sie den Tropfen mit leichter Hand wieder ein und brachte ihn auf seine gesprungenen Lippen. Er schloss die Augen und lehnteden Kopf gegen ihren kühlen Arm, der vertraut nach Jasmin und Rosenwasser duftete. Doch er war so verwirrt vom Fieber, von den Schmerzen und dem Opium, dass er seinen Traum nicht deuten konnte. Erschöpft fiel er in die Kissen zurück.
    Seine Träume drehten sich weiterhin um die fürchterliche Hitze in der feurigen Arena und die eisige Kälte der Nacht, die ihn packte und seinen Körper schüttelte, bis er zähneklappernd und vergeblich nach Schutz suchte. Die Dämonen lauerten ihm in den dunklen Schatten auf, das Feuer blitzte nur so aus ihren Augen. Doch in dem Augenblick, als er sich für immer verloren wähnte, wehte liebliche Musik durch die Dunkelheit und lockte die Dämonen fort, nahm die Nacht von ihm und tauchte die Welt in Licht.
    Licht. Er wollte das Licht sehen.
    Sethos schlug die Augen auf. Sein Blick wurde aus klaren Augen erwidert.
    Diesmal verschwamm das Bild nicht. Er hob eine zitternde Hand und berührte ihr Gesicht.
    »Bist du es wirklich?«, flüsterte er.
    Sie lächelte.
    Er

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