Toedliches Fieber
es ist die einzige Schule auf der Welt, in der nur Schüler mit einem IQ über 170 aufgenommen werden. Doch auch diese Genies müssen sich einem viertägigen Aufnahmetest und mehreren Vorstellungsgesprächen unterziehen. Unter diesen Umständen handelt es sich selbstverständlich um eine kleine Schule, die nur sehr wenige Plätze zu vergeben hat. Nur hochbegabte Schüler sollten sich hier bewerben.
Ist es angemessen, eine solche Schule zu betreiben? Viele Pädagogen kritisieren das elitäre Denken einer derartigen Institution. Ihrer Meinung nach sei es im Interesse der Kinder und des Systems im Allgemeinen, wenn Schulen dem vollen Spektrum von Fähigkeiten gerecht würden. Doch Rektor Dr. Terence Crispin ist der felsenfesten Überzeugung, dass die Schüler von St. Magdalene’s für ihre Erfolge dieses besondere Umfeld brauchen …
Die nächste Zeile bezog sich anscheinend direkt auf mich.
Hochbegabte Kinder haben nicht selten Probleme mit der üblichen Schulausbildung, während sie hier mit Verständnis und Spielraum rechnen können …
Ich klickte mich weiter auf die Homepage von St. Magdalene’s.
Die Schule wirkte wie eine Burg aus dem Mittelalter, die sich um einen gepflasterten Innenhof erhob. Das krasse Gegenteil des vierstöckigen Zweckbaus der Downley-Gesamtschule.Ich klickte auf Ausstattung und starrte nach wenigen Sekunden auf das neu erworbene Mikroskop.
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich MUSSTE auf diese Schule.
Wie konnte man sich bewerben? Fieberhaft überflog ich die Kontaktinformationen und Bewerbungsformulare. Doch dann las ich etwas, wovon mir übel wurde.
Schulgeld: £10.000 pro Trimester.
Mist.
Ich schlug mit der Faust auf den Tisch. Als jemand hüstelte, fiel mir wieder ein, wo ich war.
Ich hatte schon seit Jahren nicht mehr geweint. Deshalb verstand ich erst gar nicht, warum es mir die Kehle zuschnürte, bis die Tränen auf die Tastatur tropften. Ich schaltete den Rechner aus und stürmte aus der Bibliothek.
Es war schon spät, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte. Ich hatte gehofft, dass alle schliefen. Doch Mum wartete auf mich.
»Hi.« Ich machte auf locker.
Das war schon mal falsch.
»Eva – wo warst du? Ich bin fast verrückt geworden. Beinahe hätte ich die Polizei gerufen …«
Innerlich sackte ich zusammen. Wie konnte es sein, dass ich auch noch straffällig geworden war?
Seufzend setzte ich mich aufs Sofa und vergrub den Kopf in den Händen. Ich hätte anrufen sollen. Ich hätte mein Handy mitnehmen sollen. Meine Mutter war blass, sie hatte Sorgenfalten. Und wütend war sie auch.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit mir umgehen sollte. Am liebsten wäre ich auch wütend auf sie gewesen, doch ich spürte eine unerwartete Welle des Mitleids. Sie saß mit einer vermurksten Tochter, die einfach nichts richtig machen konnte, in der Falle.
Ich musste hier weg. Sie brauchten eine Pause.
»Mum … es tut mir wirklich leid«, flüsterte ich und ging langsam hoch in mein Zimmer.
Da ich ohnehin nicht schlafen konnte, setzte ich mich aufs Bett und schaltete meinen Laptop ein. Zu meiner eigenen Überraschung klickte ich mich wieder zu St. Magdalene’s.
Wo sollte ich nur so viel Geld hernehmen? Ich könnte eine Bank überfallen, wahrscheinlich jedenfalls. Wenn ich mich überall reinhacken konnte, warum nicht auch in eine Bank? Als Erstes musste ich ein Konto einrichten und dann genug Schulgeld für zwei Jahre darauf überweisen – £60.000. Wahnsinn!
Meine Finger flogen über die Tastatur, um zu sehen, was sich machen ließ. Doch dann hörte ich ruckartig damit auf.
Was machte ich denn da?
Ich war zwar vorbestraft, aber doch nicht kriminell, oder? Ich sank in die Kissen zurück. Nein. Das konnte ich nicht tun.
Ich ging wieder auf die Webseite der Schule und sah mir noch mal die virtuelle Führung durch die naturwissenschaftlichen Labore, den Flügel für die Kunsthistoriker und die Theaterstudios an. Voller Masochismus klickte ich mich noch mal zu den Bewerbungsformularen.
Und dann sah ich es. Da war ein winzig kleiner Link zu Stipendien & Förderung . Wie konnte ich den nur übersehen haben?
Es gibt eine Reihe von bedarfsorientierten Förderungsmöglichkeiten, die auf der Grundlage akademischer Fähigkeiten und finanzieller Bedürftigkeit gewährt werden. Ein volles Stipendium finanziert sämtliche Kosten des Unterrichts und der Unterbringung.
Unterbringung? St. Magdalene’s war ein Internat? Die TOTALE Fluchtmöglichkeit …
Jetzt oder nie: Ich füllte
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