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zerfielen.
Das war außergewöhnlich.
Kein Mensch musste solche Temperaturen beim Bau von Gebäuden berücksichtigen.
Die Lagerhalle stand in der prallen Sonne, eine billige Flachdachkonstruktion ohne jegliche Isolation. Der Vater des Mädchens hatte die elektrischen Leitungen verlegt und zu Hause erzählt, dass der Hallenbesitzer knauserig geblieben war: Kabel auf Putz, ein paar Schalter, Deckenlampen – mehr nicht. Nur der Starkstromanschluss fiel aus dem Rahmen.
Klimaanlage?
Fehlanzeige.
Das Dorf lag nahe der Autobahn, Speditionen sollten die Halle als Umschlagplatz buchen. Für einen dauerhaften Aufenthalt von Menschen war sie nicht gedacht.
Ende Mai waren jedoch Männer gekommen, Männer in LKW . Sie trugen geschlossene blaue Plastikkisten in die Halle. Jeden Morgenstand nun auch ein betagter goldener Mercedes auf dem riesigen Parkplatz und verschwand erst wieder am Spätnachmittag, manchmal sogar erst nach Einbruch der Dunkelheit.
Bei der ersten Lieferung schleppten die Männer nur Kisten hinein. Nach einigen Tagen trugen sie auch wieder welche heraus. Ihrem gebückten Gang nach zu urteilen, waren die Kisten auch auf dem Rückweg gefüllt.
Der Vater wunderte sich, dass auf keinem der LKW ein Firmenschild zu sehen war. Alles Betrug, vermutete er. Jemand spiegele vor, Waren in Deutschland zu produzieren, ließ sie aber anderswo herstellen. In der Halle klebe man nur deutsche Etiketten auf.
Das Mädchen wusste es besser. Denn sechs Wochen vor diesem heißen Sommertag, als es gerade mit seinem Hund auf dem Hügel oberhalb des Gewerbegebiets gestanden hatte, war einem der Männer eine Kiste entglitten. Ihr Deckel war verrutscht, und für einen kurzen Moment hatte das Mädchen gesehen, was die Männer in die Halle trugen.
Und jetzt mussten sie vor der Hitze kapitulieren!
Das Mädchen band seinen Russellterrier an einer einsamen Krüppelkiefer fest. Jackie wollte ohnehin nur faul im Schatten liegen. Dann stieg es die Böschung hinab. Leer und öd gähnte der Parkplatz in der Sonne. Achtzig Meter vom Mädchen entfernt blitzte ein gelber Schriftzug auf einer roten Stahltür auf: Alarmbewehrt! Kein Eintritt!
Die Tür stand eine Handbreit offen.
Noch nie war sie geöffnet gewesen.
Aus dem Halleninneren drangen pfeifende, sirrende und zischende Maschinengeräusche. Das Mädchen konnte sich keinen Reim darauf machen. Es konnte sich überhaupt keinen Reim auf die Vorgänge rund um die Lagerhalle machen. Doch gleich würde es wissen, warum man den Stoff, aus dem seine Träume waren, lastwagenweise herbeikarrte, ein paar Tage lagerte und dann wieder fortbrachte. Ohne das Mädchen auch nur einen Blick darauf werfen zu lassen!
Vorsichtig drückte es gegen die Tür.
Gut geölt.
Nur die Sohlen des Mädchens quietschten, als sie den Hallenboden berührten.
Diese verdammte Hitze! Anton Purgler wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick fiel auf das billige Plastikthermometer, das er am Rahmen einer der zwölf schnaufenden SR – 300 festgeklebt hatte.
Füüüsch … püh … füüüsch … püh … füüüsch …
34 Grad! Und dazu diese trockene Papierluft. Wahrscheinlich war die Stahltür schon wieder zugefallen. Er sollte sie mit einem Stein fixieren.
Anton Purgler seufzte.
Warum hatte er damals nicht gleich aufgelegt? Im Mai, als der Anruf kam, war er noch nicht völlig abgebrannt gewesen. Seine Reserven hätten locker noch ein paar Monate gereicht. Aber die »körperlich leichte Arbeit« hatte vielversprechend geklungen. Obwohl es ein ausgesprochen schlechtes Zeichen gewesen war, dass sich der Anrufer auf den Bewährungshelfer berufen hatte. Darum hatte Purgler so lange gezögert, bis der Anrufer mit seinem etwas verwaschenen Deutsch seine Trumpfkarte ausspielte: »Ihre philologischen Qualifikationen werden Ihnen nützlich sein.«
Philologische Qualifikationen!
Das klang nicht nach einem jener Dreckjobs, die ihm nach zehnjährigem Vielfachstudium und diversen Vorstrafen wegen kleinerer Eigentumsdelikte noch übrig geblieben waren: Chemietanks reinigen, S-Bahnen putzen, bestenfalls Hamburger braten, das alles für 7,30 Euro die Stunde … oder weniger. Länger als vier Wochen war er nirgends geblieben. Nur bei einem Bestatter hatte er es zwei Monate ausgehalten, weil er geglaubt hatte, sich auf diese Weise zum Trauerredner fortentwickeln zu können. Doch schon nach dem ersten Emanzipationsversuch hatte ihm die rabiate Chefin einen Fünfziger in die Hand gedrückt und gesagt, er dürfe
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