Tohuwabohu
House vorbeizuschauen. Bei seinem ersten Besuch hatte Luitenant Verkramp den Fehler begangen, Miss Hazelstone auf Afrikaans anzureden, und von dem Augenblick an sprach sie mit ihm nur noch Küchenkaffir, ein Pidgin-Zulu, das lediglich für die alleruntersten und geistig beschränktesten schwarzen Dienstboten bestimmt war. Luitenant Verkramp kehrte von diesen Bußgängen stets sprachlos vor Wut zurück und machte seiner schlechten Laune damit Luft, daß er Sicherheitsdossiers über die Familie Hazelstone vom Stapel ließ, in denen er die alte Dame der Subversion und Erregung öffentlichen Aufruhrs bezichtigte. Diese Protokolle schickte er nach Pretoria mit der Empfehlung, den Staatsanwalt auf Miss Hazelstones Umtriebe aufmerksam zu machen.
Der Kommandant hatte seine Zweifel, daß diese Berichte Verkramps Ruf, die Dinge genau zu nehmen oder politisch zuverlässig zu sein, guttun könnten. Er hatte nämlich seinem Stellvertreter zu erzählen vergessen, daß Miss Hazelstone die einzige Tochter des verstorbenen Richters Hazelstone vom Obersten Gerichtshof war, den man im Reiche des Gesetzes als Genickbrecher-Bill kannte und der im Verkehrsstau-Ausschuß in einem Minderheitenvotum dafür plädiert hatte, für Parkverstöße die Prügelstrafe obligatorisch zu machen. Bei solchen Vorfahren schien es dem Kommandanten unwahrscheinlich, daß Miss Hazelstones Patriotismus von BOSS angezweifelt werden könnte. Britisch mochte sie ja sein, aber subversiv und kriminell niemals.
Es traf ihn daher geradezu wie ein Schock, als er hörte, wie Wachtmeister Els im Vorzimmer ans Telefon ging und Miss Hazelstones kreischende Stimme aus dem Hörer schallte. Interessiert zu sehen, wie Els sich in ihren Fängen winden würde, hörte der Kommandant der Unterhaltung zu. Miss Hazelstone rief an, um zu melden, daß sie soeben ihren Zulu-Koch erschossen habe. Wachtmeister Els war der Sache vollkommen gewachsen. Er hatte, solange er Polizeibediensteter war, schon jede Menge Zulu-Köche erschossen. Außerdem gab es für derlei Meldungen ein Routineverfahren. Wachtmeister Els fiel in den gewohnten Trott.
»Sie möchten den Tod eines Kaffers melden«, begann er. »Ich habe soeben meinen Zulu-Koch ermordet«, schnappte Miss Hazelstone zurück.
Els war die Beschwichtigung in Person. »Das habe ich ja gesagt. Sie möchten den Tod eines Niggers melden.«
»Nein, das möchte ich nicht. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe eben Fünfpenny umgebracht.«
Els versuchte es noch mal. »Der Verlust von ein paar schäbigen Münzen zählt noch nicht als Mord.«
»Fünfpenny war mein Koch.«
»Einen Koch umzubringen, zählt auch noch nicht als Mord.«
»Als was zählt es denn dann?« Miss Hazelstones Vertrauen in ihre eigene Schuld begann unter Wachtmeister Els’ günstiger Beurteilung der Lage dahinzuwelken.
»Einen weißen Koch umzubringen, kann Mord sein. Es ist unwahrscheinlich, aber möglich. Einen schwarzen Koch umzubringen, kann niemals Mord sein. Unter gar keinen Umständen. Einen schwarzen Koch umzubringen, fallt unter Selbstverteidigung, erlaubte Tötung oder Müllbeseitigung.« Els gestattete sich ein Kichern. »Haben Sie’s schon mal beim Gesundheitsamt probiert?« erkundigte er sich. Dem Kommandanten war klar, daß Els nun auch das letzte bißchen gesellschaftlichen Anstand, das mal sein eigen war, verloren hatte. Er schob ihn zur Seite und ging selbst an den Apparat.
»Hier spricht Kommandant van Heerden«, sagte er. »Ich höre, Ihrem Koch ist ein kleines Malheur passiert.« Miss Hazelstone war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Ich habe eben meinen Zulu-Koch umgebracht.«
Kommandant van Heerden überhörte die Selbstbezichtigung. »Die Leiche liegt im Haus?« fragte er.
»Die Leiche liegt auf dem Rasen«, sagte Miss Hazelstone. Der Kommandant seufzte. Es war immer dasselbe. Warum erschossen die Leute die Schwarzen denn nicht im Haus, wie man das von ihnen erwartete?
»Ich werde in vierzig Minuten in Jacaranda House sein«, sagte er, »und wenn ich ankomme, will ich die Leiche im Hause finden.«
»Das werden Sie nicht«, beharrte Miss Hazelstone, »Sie werden sie auf dem Rasen hinter dem Haus finden.« Kommandant van Heerden versuchte es noch mal. »Wenn ich komme, liegt die Leiche im Haus.« Diesmal sagte er es sehr langsam.
Miss Hazelstone ließ sich nicht beeindrucken. »Wollen Sie damit sagen, daß ich die Leiche ins Haus schleppen soll?« fragte sie aufgebracht.
Den Kommandanten entsetzte diese Vorstellung. »Natürlich nicht«,
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