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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zwanzig Meter dahinter anhalten, mir seinen Standort durchgeben und sich wieder in Bewegung setzen, wenn ich ihm meldete, dass die Parade weiterging.
    Zugegeben, der Obstladen war eine gute Gelegenheit, in Deckung zu gehen – zu gut, als dass jemand, der die Strecke kannte, ihn zufällig gewählt haben könnte. Aber Harry und ich hatten nicht vor, uns von Amateurstrategien aus irgendeinem staatlichen Antiterrorhandbuch aufs Kreuz legen zu lassen. Ich hatte diese Ausbildung absolviert und wusste daher, wie viel sie wert war.
    Ich verließ den Drugstore und ging weiter die Dogenzaka entlang, langsamer als zuvor, weil ich Kawamura Zeit lassen musste, wieder aus dem Laden zu kommen. Meine Gedanken waren ganz auf die anstehende Aufgabe konzentriert: Sind genug Menschen zwischen uns, so dass er mich nicht sehen kann, falls er sich umdreht, wenn er herauskommt? An welchen Geschäften gehe ich vorbei, für den Fall, dass ich schnell Deckung brauche? Blickt irgendwer uns entgegen, die Straße entlang, vielleicht jemand, der Kawamura hilft, eventuelle Verfolger aufzuspüren? Falls ich bereits Aufmerksamkeit erregt hatte, würde man mich jetzt ganz bestimmt entdecken, weil ich zuvor mit schnellen Schritten gegangen war, um die Zielperson nicht zu verlieren, jetzt dagegen herumtrödelte. Wer auf dem Weg zur Arbeit ist, ändert das Tempo nicht so drastisch. Aber Harry war vorneweg gegangen, hatte also die auffälligere Position, und ich hatte nichts getan, was Aufmerksamkeit hätte erregen können, bis ich in den Drugstore getreten war.
    Harry sagte: «Ich bin am Eins-Null-Neun.» Damit meinte er das auffällige Modekaufhaus 109, das für seine 109 Restaurants und Trendboutiquen bekannt ist.
    «Nicht gut», sagte ich. «Im Erdgeschoss ist die Damenwäsche. Wie willst du dich zwischen fünfzig Teenies in marineblauen Schuluniformen verstecken, die sich Push-up-BHs aussuchen?»
    «Ich wollte eigentlich vor dem Eingang warten», entgegnete er, und ich konnte mir vorstellen, wie er rot anlief.
    Das 109 ist ein beliebter Treffpunkt. Deshalb drängt sich davor ständig eine polyglotte Schar von Menschen. «Entschuldigung, ich dachte, du wolltest zur Damenwäsche», sagte ich und unterdrückte ein Lächeln. «Bleib, wo du bist, und warte auf mein Signal, wenn wir vorbeikommen.»
    «Alles klar.»
    Bis zum Obstgeschäft waren es jetzt nur noch zehn Meter, und noch immer ließ Kawamura sich nicht blicken. Ich würde noch langsamer werden müssen. Ich befand mich auf der anderen Straßenseite, außerhalb des Bereichs, den Kawamura wahrscheinlich im Auge behielt. Also konnte ich es riskieren, einfach stehen zu bleiben und mich vielleicht ein wenig an meinem Handy zu schaffen zu machen. Doch falls er hinsah, würde er mich sehen, auch wenn ich aufgrund der japanischen Gesichtszüge, die mir mein Vater vererbt hat, problemlos mit der Menge verschmolz. Harry, der eigentlich Haruyoshi heißt, muss sich als Kind japanischer Eltern keine Gedanken darum machen, dass er auffallen könnte.
    Als ich Anfang der achtziger Jahre nach Tokio zurückkehrte, war mein braunes Haar, ein Erbe meiner Mutter, für mich etwa so kontraproduktiv wie eine neonfarbene Jacke für einen Jäger, und ich musste es mir um der Anonymität willen, deren ich zu meinem Schutz bedarf, schwarz färben. Aber seit einigen Jahren ist Chappatsu, teefarben gefärbtes Haar, groß in Mode, und ich muss nicht mehr so höllisch auf meinen Haarton achten. Ich sage Harry öfter, dass auch er sich Chappatsu zulegen muss, wenn er weiterhin unauffällig bleiben will. Aber Harry ist doch zu sehr ein Otaku, ein Spießer, um sich über Fragen des Aussehens großartig Gedanken zu machen. Er hat ohnehin nicht viel, was er verändern könnte: ein verlegenes Lächeln, das stets den Eindruck erweckt, als würde er damit rechnen, geschlagen zu werden, eine Neigung, sehr schnell zu blinzeln, wenn er aufgeregt ist, ein Gesicht, das nie ganz den Babyspeck verloren hat und durch den dichten schwarzen Haarschopf, der an schlechten Tagen förmlich darüber zu schweben scheint, noch pausbäckiger wirkt. Doch genau diese Eigenschaften, die ihn als Model disqualifizieren, verleihen ihm die Unauffälligkeit, die für erfolgreiche Überwachungen unabdingbar ist.
    Ich wollte schon stehen bleiben, als Kawamura plötzlich aus dem Obstladen kam und sich wieder in den Menschenstrom einreihte. Ich verzögerte meine Schritte, um den Abstand zu ihm zu vergrößern, und behielt seinen Kopf im Auge, der sich die Straße

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