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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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    Donnerstag, 24. Juli 2003
    Zufälligerweise war der Tag, an dem meine Schwester Gillian beschloss, dass ihr Name künftig mit hartem G auszusprechen sei, derselbe Tag, an dem meine Mutter aus den Flitterwochen zurückkehrte, vorzeitig und allein. Nichts von alldem überraschte mich. Gillian, die vor ihrem vierten Studienjahr am Barnard College stand, ging mit einem Professor der«Sprachwissenschaften»namens Rainer Maria Schultz aus und hatte infolgedessen einen gewissen Fanatismus in Sachen Linguistik entwickelt; sie ließ sich ständig über etwas aus, was sie«reine»Sprache nannte, und Gillian mit hartem G war vermutlich ein Beispiel dafür. Meine Mutter wiederum hatte sich ziemlich übereilt dazu entschlossen, einen komischen Kerl namens Barry Rogers zu heiraten. Gillian - G illian - und ich hatten uns bereits gedacht, dass diese Ehe (die dritte meiner Mutter) nicht allzu lange halten würde, doch wir hatten angenommen, dass sie zumindest die Flitterwochen überdauern würde, auch wenn unsere Zweifel wuchsen, als wir hörten, dass die Hochzeitsreise nach Las Vegas gehen sollte. Meine Mutter, die Orte wie Las Vegas ihr ganzes Leben lang gemieden hatte, und die jeden, der dorthin fuhr oder auch nur mit dem Gedanken spielte, dorthin zu fahren, aus tiefstem Herzen verachtete, hatte auf besorgniserregende Weise, ganz, als wäre sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden, verkündet, Flitterwochen in Las Vegas würden«Spaß machen»und seien eine nette Abwechslung zu ihren bisherigen Hochzeitsreisen (Italien mit meinem Vater und die Galapagosinseln mit ihrem zweiten Mann). Jedes Mal, wenn meine Mutter sagte, etwas sei ein«Spaß»oder würde«Spaß machen», war das eine deutliche Warnung, dass etwas ganz sicher kein Spaß war und auch niemals Spaß machen würde, und als ich meine Mutter darauf aufmerksam machte - ich erinnerte sie daran, dass sie mir in dem Sommer, als ich zwölf war, gesagt hatte, das Segelcamp, in das sie mich gezwungen hatte, würde«Spaß machen»-, räumte sie zwar ein, dass das Segelcamp mir keinen Spaß gemacht habe, doch dies sei kein Grund, weshalb Flitterwochen in Las Vegas ihr keinen Spaß machen sollten. So schaffen es die Erwachsenen - na ja, zumindest meine Mutter -, stets, sich selbst zu belügen.
    Gillian und ich aßen gerade zu Mittag, oder jedenfalls saßen wir bei so etwas Ähnlichem wie einem Mittagessen, als meine Mutter vorzeitig von der Hochzeitsreise zurückkehrte. Es war ungefähr zwei Uhr. Gillian saß am Küchentisch und löste das Kreuzworträtsel der New York Times , was wir nicht durften, wenn meine Mutter zu Hause war, denn es stellte, wie sie uns immer wieder sagte, die einzig verlässliche Freude in ihrem Leben dar. Ich aß ein Rühreisandwich. Eigentlich sollte ich in der Galerie arbeiten, die meiner Mutter gehörte, die aber im Grunde von einem jungen Mann namens John Webster geführt wurde, doch John hatte sich vernünftigerweise entschieden, die Galerie zuzumachen und Freunde in Amagansett zu besuchen, schließlich war meine Mutter garantiert nicht in der Stadt und mit all den unvorstellbaren Dingen beschäftigt, die eine 53-jährige Frau in ihren dritten Flitterwochen in Las Vegas beschäftigen mochten. Außerdem war es Juli, und die letzten Tage hatte niemand auch nur einen Fuß in die Galerie gesetzt, und so konnte ich für den Rest der Woche tun, was ich wollte. Natürlich durfte ich meiner Mutter nichts davon erzählen, denn sie glaubte, jeden Augenblick könnte jemand die Galerie betreten und (für 16 000 Dollar) einen Mülleimer kaufen, der mit aus verschiedenen Ausgaben der Bibel, der Thora und des Korans herausgerissenen Seiten beklebt war. Meine Mutter hatte die Galerie vor etwa zwei Jahren, nach der Scheidung von ihrem zweiten Mann, eröffnet, da sie etwas«tun»wollte, was jedoch keinesfalls, wie man vielleicht hätte vermuten können, Arbeit bedeuten sollte: Etwas«tun»bestand darin, sich Unmengen neuer Klamotten zu kaufen (sehr teure Klamotten, die man«dekonstruiert»hatte, was, soweit ich das beurteilen konnte, hieß, dass man ein paar Nähte aufgerissen oder Reißverschlüsse an Stellen angebracht hatte, an denen Gott keine Reißverschlüsse vorgesehen hat), da Galeriebesitzer nun einmal aussehen müssen wie Galeriebesitzer und mit Konservatoren, Kunstbeauftragten von Unternehmen oder gelegentlich auch einem echten Künstler in sehr teuren Restaurants essen gehen. Vor der Hochzeit mit ihrem zweiten Mann hatte meine Mutter recht erfolgreich

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