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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sie sah wie viele Filipinas jünger aus, als sie vermutlich war.
    »Ja bitte?«, fragte sie mit leichtem Akzent.
    »Mr Lavi hat meiner Kanzlei klare Anweisungen erteilt, die im Falle seines Todes ausgeführt werden sollen. So soll Ihnen ein gewisser Betrag übergeben werden, zur Absicherung ... Ihres Sohnes.«
    Vielleicht hatte Manny ja für sie vorgesorgt, klar. Aber vielleicht auch nicht, denn er hatte ja auch noch eine Hauptfamilie in Johannesburg. Es spielte keine Rolle. Darum ging es mir nicht.
    Der kleine Junge kam von seiner Großmutter herbeigelaufen. Er hatte wohl Angst bekommen, als er seine Mutter mit einem Fremden sprechen sah. Seine Arme waren ausgestreckt und er sagte: »Mama, Mama.«
    Die Frau hob ihn mit einiger Mühe hoch, und er klammerte sich fest an sie. Regressionsverhalten, wie ich wusste, als Folge der traumatischen Nachricht, die er wohl kürzlich erhalten hatte. Das ist normal, sagte ich mir. Das ist normal.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein gewisser Betrag?«
    Ich räusperte mich. »Ja. Aus Mr Lavis Nachlass. Bitte sehr.«
    Ich wollte ihr den Koffer geben, doch sie konnte ihn nicht nehmen, da sie den Jungen auf dem Arm hatte.
    Ich fühlte mich seltsam benommen. Vielleicht kam das von der Hitze, der Luftfeuchtigkeit.
    »Das Geld gehört Ihnen«, sagte ich und stellte den Koffer vor ihr auf die Erde. Ich räusperte mich wieder. »Ich hoffe ... meine Kanzlei hofft, es wird Ihnen weiterhelfen. Und mein aufrichtiges Beileid.«
    Der Junge fing leise an zu weinen. Die Frau streichelte ihm den Rücken. Ich schluckte, neigte wieder den Kopf, dann drehte ich mich um und ging zum Wagen zurück.
    Gott, mir war richtig schlecht. Ja, das konnte nur von der Hitze kommen. Ich stieg in den Wagen. Als wir losfuhren, sah ich nach hinten. Sie schauten mir alle nach.
    Wir fuhren an den Reisfeldern vorbei, den gleichgültigen Tieren auf den Weiden. Ich saß zusammengesunken auf der Rückbank. In meinem Kopf rief der Junge wieder und wieder,
    Mama, Mama, und ich dachte, dass ich diese Stimme vielleicht bis in alle Ewigkeit hören würde.
    Wir fuhren. Die Schlaglöcher in der Straße fühlten sich an wie Krater.
    »Stopp«, sagte ich zu dem Fahrer. »Halten Sie an.«
    Er fuhr rechts ran. Ich öffnete die Tür und stolperte hinaus, im allerletzten Moment. Ich klammerte mich am Türrahmen fest und beugte mich vor, und alles in mir kam hoch, alles. Tränen strömten mir übers Gesicht, und die Rotze lief mir aus der Nase, und ich hatte das Gefühl, dass selbst mein Magen sich aus seiner Verankerung losreißen könnte und vor mir auf der mit Schlaglöchern übersäten Straße landen würde.
    Schließlich war es vorbei. Ich blieb einen Moment lang stehen, saugte Luft ein, wischte mir dann das Gesicht ab, spuckte noch einmal aus und stieg zurück in den Wagen. Der Fahrer fragte, ob es mir wieder besser gehe. Ich nickte. Das Klima, sagte ich. Man sollte meinen, ich müsste mich dran gewöhnt haben, aber dem ist nicht so.
    Ich ließ mich von ihm zum Flughafen bringen. Ich wusste nicht, wohin ich von hier aus fliegen würde. Aber ich wusste, wo immer ich auch landen würde, alles, was ich getan habe, würde mich begleiten.

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