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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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konnte: Bars wie das Teize und das Bo Sono Ni in Nishi Azabu; Schreine wie der Tomioka Hachimangu, wo die Glyzinien bald blühen würden; helle Boulevards wie die Chuo-dori in der Ginza und düstere Gassen und Nebenstraßen mit gänzlich unbekannten Namen. Tatsu hatte recht gehabt mit dem, was er über die Erde und die Sonne gesagt hatte, wurde mir klar. Alles, was ich sah, passte genau in die Schablone in meinem Gedächtnis, und doch waren die Konturen ganz leicht und unbeschreiblich anders. Der Gedanke, dass ich Vater geworden war, überwältigte mich. Ich kannte mein Kind zwar nur von ein paar Überwachungsfotos, hatte seine Existenz noch bis vor wenigen Tagen nicht einmal geahnt, und dennoch fühlte ich mich plötzlich mit einer möglichen Zukunft auf eine Weise verbunden, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Und das lag nicht nur daran, dass ich einen Sohn hatte und meine Eltern einen postumen Enkel. Es lag an der Verbindung, die das Kind zwischen mir und Midori herstellte, etwas, das nie mehr geleugnet werden konnte, wie ich intuitiv spürte, nicht einmal nach dem, was ich ihrem Vater angetan hatte. Ich wusste nicht, ob ein neues Leben einen zuvor ausgespielten Tod übertrumpfen konnte, aber die Möglichkeit ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie erfüllte mich mit einer schrecklichen Hoffnung.
    Ich antwortete auf Delilahs Nachricht und schrieb ihr, dass ich noch nie so dringend einen Urlaub gebraucht hatte wie jetzt. Ich müsse in den nächsten Tagen noch ein paar Dinge erledigen, aber danach könnten wir uns irgendwo treffen. Sie fragte mich, ob ich schon mal in Barcelona gewesen sei. Ich erwiderte, nein, aber ich hätte schon immer mal dorthin gewollt. Wir vereinbarten, in den nächsten Tagen in Kontakt zu bleiben, bis sie über ihre Situation endgültig Bescheid wusste und auch ich die eine oder andere Unklarheit aus der Welt geschafft hatte.
    Jeden Tag besuchte ich im Internet die Homepage von diversen Presseorganen, vor allem die der Washington Post. Ich hoffte, Hilgers Namen in den Zeitungen zu sehen. Publicity, wie Kanezaki wusste, wäre für Hilger das Aus, hätte vielleicht sogar zur Folge, dass seine Protektoren sich gegen ihn wandten. Aber bislang stand nichts über ihn drin, und ich hatte das Gefühl, dass das auch nicht passieren würde. Hilger war zu gerissen.
    Die Schießerei im China Club und auf der Star Ferry machten Schlagzeilen in der South China Morning Post und in anderen englischsprachigen Lokalblättern. Zeugen hatten Beschreibungen von verschiedenen Beteiligten abgegeben, aber bisher war erst ein einziger Verdächtiger »festgenommen« worden, ein Weißer - Gil -, der seinen Schussverletzungen erlegen war, bevor er verhört werden konnte. Mannys Leiche war identifiziert worden. Sein Bodyguard war wieder aufgewacht und hatte keinen ernsthafteren Schaden genommen als die unangenehmen Nachwirkungen von dem Pferdetranquilizer und die dicke Beule am Hinterkopf. Der Mann hatte seinen verstorbenen Klienten für die Polizei identifiziert. Und aus dem trüben Wasser des Victoria Harbor war eine Leiche gefischt worden. Die Polizei überprüfte Zahnarztunterlagen und DNA, konnte aber noch nicht sagen, wer der Tote war.
    Irgendwann saß ich am frühen Abend in einem Internetcafé in Minami Azabu, einem meiner Lieblingsviertel von Tokio, als Tatsus Nachricht kam. Sie war kurz: eine Adresse in Batangas, südlich von Manila, etwa zwei Stunden mit dem Auto. Es war typisch für ihn, dass er nicht fragte, wozu ich die Information brauchte, aber die paar Zeilen, die er anhängte, ließen darauf schließen, dass er es möglicherweise bereits wusste:
    Der Abend neulich mit dir war sehr schön. Ich finde, wir sollten uns häufiger sehen. Wir werden beide nicht jünger. Gib mir Bescheid, wie du in der Sache, über die wir gesprochen haben, weiter verfahren willst. Meine sämtlichen Hilfsmittel würden dir auf jeden Fall zur Verfügung stehen. Viel Glück bei dem, was du vorher tun musst.
    Meine sämtlichen Hilfsmittel. Na, das wollte was heißen. Damit war nämlich nicht nur seine Position bei der Keisatsucho gemeint, dem japanischen FBI. Die machte wahrscheinlich den geringsten Teil aus. Tatsu hatte seinen eigenen loyalen Grundstock an Leuten und noch andere Informanten, von denen so mancher angegraute Spionagechef nur träumen konnte. Ich würde darüber nachdenken müssen. Aber eins nach dem anderen.
    Ich erledigte die notwendigen Reisevorkehrungen übers Internet, überwies Geld von einem

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