Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
und umsieht.«
»Vielleicht hielt er sie ja für tot. Keine Augenzeugen, kein Grund, schnell abzuhauen.«
Dixon ordnete an, alles zu sichern, was in den Abflusssieben in den Badezimmern und der Küche zurückgeblieben war, vielleicht fanden sich Spuren darin, die man später einem Verdächtigen zuordnen könnte.
Mendez war überzeugt, dass eines Tages die DNA -Identifizierungsmuster sämtlicher verurteilter Verbrecher in einer riesigen Datenbank aufbewahrt werden würden. Dann müsste man nur die DNA von einem am Tatort hinterlassenen Haar, einem Hautpartikel oder dem Blut des Mörders bestimmen, und nach einem Abgleich würde die Datenbank den Namen des Täters ausspucken.
Nur leider befanden sie sich im Jahr 1986, und bis zu diesem Tag war es noch lange hin. Inzwischen würden sie Beweismittel sammeln und hoffen, dass sie sie einem Verdächtigen zuordnen konnten, wenn sie denn einen hatten.
Irgendwie hatte das Opfer es aus dem Schlafzimmer geschafft, gefolgt von einer Spur der Verwüstung: Blut, umgeworfene Möbel, zerbrochene Gegenstände.
Mendez drängte sich unwillkürlich das Bild einer heftig blutenden, um ihr Leben kämpfenden Marissa Fordham auf. Ihre Hände in Blut gebadet, als hätte sie verzweifelt versucht, den Blutstrom aus ihren Wunden zu stoppen. Ihr Herz hatte gerast. Wahrscheinlich hatte sie vor Angst keine Luft bekommen.
Wo war während dieser Zeit ihre Tochter gewesen? Hatte sie das Geschehen beobachtet? War sie von dem Lärm aufgewacht? War sie mit verschlafenen Augen aus ihrem Zimmer getappt und hatte mit angesehen, wie ihre Mutter um ihr Leben kämpfte?
Was für ein schrecklicher Anblick für ein kleines Kind.
Bei seinem letzten Anruf im Krankenhaus hatte das Mädchen noch gelebt. Würde sie als Zeugin auftreten können?
Die Telefonistin, die den Notruf entgegengenommen hatte, hatte es Dixon gemeldet. »Mein Daddy hat meiner Mommy wehgetan.« Wenn es so war, müssten sie nur den Vater des Mädchens suchen. Zander Zahn mochte seinen Namen nicht kennen, aber irgendjemand würde sicher wissen, wer er war. Solche Geheimnisse behielten Frauen nicht für sich. Marissa Fordham hatte sich bestimmt einer Freundin anvertraut. Sie mussten diese Freundin nur finden.
Der Deputy, der als Erster am Tatort gewesen war, trat durch die Küchentür und sah Mendez an. »Da ist eine Frau, die eine Verabredung mit dem Opfer hatte.«
Mendez folgte ihm nach draußen zur Eingangstür.
Die lokale Presse war gleich nach Vince am Tatort eingetroffen. Eine Stunde später war ein Fernsehübertragungswagen aus Santa Barbara dazugekommen. Schlechte Nachrichten verbreiteten sich immer schnell.
Die Deputys hatten dafür gesorgt, dass sie in respektvoller Entfernung am Anfang der Zufahrt blieben. Nur dem blauen Chrysler Minivan hatten sie erlaubt weiterzufahren. Die Frau hinter dem Lenkrad starrte Mendez an, als er näher kam.
Sara Morgan.
Er erkannte sie sofort. Die kornblumenblauen Augen, die blonde Mähne einer Meerjungfrau. Ihre Tochter Wendy war eines der vier Kinder gewesen, die die Leiche von Lisa Warwick entdeckt hatten, eines der Mordopfer in dem Fall aus dem letzten Jahr.
Sie beobachtete mit argwöhnischem Blick, wie er auf sie zuging. Sie hatte das Fenster heruntergekurbelt. Vermutlich hätte sie es am liebsten wieder geschlossen, das Auto gewendet und wäre davongefahren.
»Mrs Morgan.«
Sie blieb im Auto sitzen. »Was ist los? Ist etwas passiert? Ist Marissa da? Geht es ihr gut?«
»Sind Sie mit Marissa Fordham verabredet?«, fragte er. »Worum geht es bei der Verabredung?«
»Wo ist Marissa?«, fragte sie noch einmal, verärgert und verängstigt jetzt. »Bitte beantworten Sie meine Frage, Detective.«
»Miss Fordham ist tot«, sagte er ohne Umschweife und sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich.
»Gab es einen Unfall?«, fragte sie mit leiser Stimme, während sie mit den Händen das Lenkrad umklammerte. »Hatte sie einen Unfall?«
»Nein, Ma’am«, erwiderte Mendez.
Sara Morgan sah an ihm vorbei zum Haus und murmelte: »Oh Gott. Oh Gott.«
Tränen ließen ihre Augen riesig erscheinen.
»Es tut mir leid, Ma’am«, sagte Mendez.
»Was ist mit Haley? Wo ist sie?«
»Man hat sie ins Krankenhaus gebracht.«
»Oh Gott.« Zwei große, glänzende Tränen rollten über ihre Wangen. Sie zitterte.
»Wie gut kannten Sie Miss Fordham?«, fragte Mendez. »Waren Sie befreundet?«
»Ich glaube das nicht«, murmelte sie, ohne die Augen von dem Haus zu wenden.
»Der Deputy sagte, Sie hätten eine
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