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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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können.
    Das war leichter gesagt als getan. Die Angst, in dieser Woge zu ertrinken, war groß, das Gefühl des Kontrollverlustes übermächtig, die Wut über das, was sie verloren hatte, vernichtend.
    Sie rang nach Atem. Ihre Brust fühlte sich an, als hätten sich Stahlbänder darum geschlossen.
    »Hallo, Schönste«, hörte sie eine vertraute tiefe Stimme neben sich sagen. Eine große Hand strich über ihre Haare und blieb auf ihrer Schulter liegen. Sie lehnte sich an ihn, als er sich neben sie setzte, drehte ihm das Gesicht zu, schmiegte sich an seine Schulter.
    »Sie sehen genau wie meine Frau aus«, sagte er leise und nahm sie in die Arme. »Nur ist meine Frau immer glücklich. Dafür sorge ich.«
    Sie sah ihn an und brachte mühsam hervor: »Wo-woher wusstest du, dass ich dich brauche?«
    Er strich mit dem Daumen eine Träne von ihrer Wange. »Ganz einfach, ich denke mir einfach, dass du mich jede Minute des Tages brauchst«, sagte er mit glänzenden dunklen Augen.
    Anne schniefte und brachte ein kleines Lächeln zustande. »Womit du ja auch recht hast.«
    Er beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.
    Anne war überzeugt, dass sie in den Augen von Fremden ein merkwürdiges Paar abgaben. Vince war mit seinen neunundvierzig Jahren ein weltläufiger, hartgesottener Mann, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, das Böse zu begreifen. Und Anne, neunundzwanzig, war eine ehemalige Grundschullehrerin, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, Kinder zu begreifen.
    Dennoch erschien ihr ihre Beziehung als die selbstverständlichste Sache der Welt. Schon als Kind war Anne ihrem Alter voraus gewesen. Sie hatte sich nie für junge Männer interessiert. Vince war reif, stark, durch und durch integer, ein Mann, der wusste, was er wollte. Ein Mann, der die zweite Chance, die ihm das Leben bot, nicht ungenutzt verstreichen lassen würde.
    »Na, war das kleine Monster mal wieder schlecht drauf?«, fragte er.
    »Sag jetzt nicht, dass du mich gewarnt hast.«
    Vince schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ja, dass du es versuchen willst. Klar. Es passt mir nicht, aber ich verstehe es.«
    »Danke.«
    »Willst du darüber reden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist immer dasselbe. Dennis sagt etwas … Ach, ich musste einfach kurz raus. Es ist gleich wieder in Ordnung.«
    Er strich ihr die dunklen Haare aus dem Gesicht. »Du bist eine tapfere Frau.«
    »Wenn es sein muss.«
    »Es muss aber nicht sein.«
    »Ich weiß«, sagte sie und wechselte schnell das Thema. »Warum hat dich Tony heute so früh angerufen?«
    »Ein Mord«, sagte er und setzte auf, was Anne sein Cop-Gesicht nannte – eine undurchdringliche Miene, die nichts preisgab.
    »Das weiß ich«, sagte sie mit einer Spur Ärger in der Stimme. »Schlimm?« Dumme Frage. Vince Leone wurde nicht gerufen, wenn es um eine Kneipenschlägerei ging, bei der am Schluss ein Idiot einem anderen Idioten den Schädel einschlug. Er bekam mitten in der Nacht Anrufe von Kriminalbeamten aus Budapest, FBI Agents aus New York und von Polizeibehörden auf der ganzen Welt, die seinen sachkundigen Rat zu den schrecklichsten, verzwicktesten Fällen suchten. Wenn Tony Mendez vor dem Morgengrauen anrief, war es etwas Schlimmes.
    »Kennst du eine Frau namens Marissa Fordham?«
    »Nein«, sagte Anne, »aber der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Sie war Künstlerin.«
    Anne überlegte. »Ja, richtig. Sie hat letztes Jahr für das Thomas Center ein Plakat gestaltet. Es war toll.«
    In dem Moment wurde ihr klar, dass Marissa Fordham tot war. Sie würde die Frau nie kennenlernen. Es würde von ihr keine schönen Kunstwerke mehr geben, die Geld für wohltätige Zwecke einbrachten.
    »Was ist passiert?«
    »Ein Nachbar hat sie in ihrem Haus gefunden. Sie und ihre Tochter. Das Mädchen ist im Mercy General.«
    »Wie alt?«
    »Vier.«
    »Oh Gott. Was …«
    Sie unterbrach sich. Wollte sie wirklich wissen, was ein krankes Schwein einem vierjährigen Kind angetan haben könnte?
    »Der Tatort sah schlimm aus«, fuhr Vince fort. Er strich ihr erneut die Haare aus dem Gesicht. »Ich brauchte dich ebenso sehr wie du mich. Ich wusste, dass du hier sein würdest.«
    »War es ein aus dem Ruder gelaufener Einbruch, oder glaubst du, dass der Täter sie kannte?«
    Anne hätte nicht sagen können, was schlimmer war. Eine spontane Tat versetzte alle in einen Zustand der Panik. Besser, der Mörder war jemand, der es gezielt auf das Opfer abgesehen hatte. Es sei denn, dieser Jemand

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