Top Secret - Der Auftrag
alter Mann. Er ist vor Weihnachten pensioniert worden.«
Kerry kam mit einer offenen Aktenmappe angelaufen. John hielt das Telefon vom Ohr weg. »Was gibt es?«
»Hier ist es«, berichtete Kerry. »Alan Falco war der Polizist, der nach Michael Patel als Erster am Tatort eintraf. Er hat die Zeugenaussage eines Mädchens namens Jane Cunningham aufgenommen und die von ein paar Leuten im Wohnblock.«
»Leon hat behauptet, er hätte Falco dafür bezahlt, sich um die Zeugenaussagen zu kümmern«, sagte Lauren.
»Vielleicht hat er sie gefälscht«, meinte John, »oder
diejenigen vernichtet, die belastende Informationen enthielten.«
John hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. »Danke, Millie. Ich muss Schluss machen. Scheinbar haben wir hier etwas. Wir melden uns wieder.«
»Sieh mal einer an«, stieß Kerry hervor und tippte auf die Akte. »In Janes Aussage steht, dass ein paar Jungs Hannah Clarkes Sandale geklaut hatten und sie herumwarfen.«
»Na und?«, fragte Lauren. »Wo sind ihre Aussagen?«
Lauren neigte sich über Kerrys Schulter und wies auf den nächsten Absatz. »Hier steht, dass sie alle weggerannt sind, als Will am Boden aufschlug.«
»Ja«, meinte Kerry. »Sie haben wahrscheinlich besser gesehen, was passiert ist, als irgendjemand anderes. Hätte man nicht herausfinden können, wer sie sind und was sie gesehen haben?«
John nickte. »Ich glaube, du hast ins Schwarze getroffen, Kerry. Wir müssen wissen, welche Jungen das waren und was sie gesehen haben.«
14:21 Uhr
Die alte Dame legte die Sicherheitskette vor, bevor sie der Polizistin die Tür öffnete.
»Mrs Cunningham?«, fragte Millie und zeigte ihren Dienstausweis vor. »Ich suche Ihre Enkeltochter Jane. Ist sie zu Hause?«
Mrs Cunningham war blass und ihre Hände zitterten unkontrollierbar.
»Jane ist schnell zum Laden gelaufen«, keuchte sie. »Aber sie muss gleich wieder da sein. Möchten Sie hereinkommen und auf sie warten?«
»Ja«, erwiderte Millie.
»Sie hat doch keinen Ärger, oder?«
Millie schüttelte den Kopf und lächelte beruhigend, als sie eintrat. »Ich würde ihr nur gerne noch ein paar Fragen zu dem Vorfall im letzten August stellen.«
»Über den Jungen auf dem Dach?«, erkundigte sich Mrs Cunningham.
Millie nickte und ging ins Wohnzimmer. Die alte Dame setzte sich in einen Lehnstuhl. Neben ihr standen eine Sauerstoffflasche und Dutzende von Pillendöschen.
»Sie können sich gerne eine Tasse Tee machen, Officer. Ich fürchte, ich kann das im Moment nicht tun. Nicht bei dieser Hitze.«
»Kümmert sich Ihre Enkeltochter allein um Sie?«
Die alte Dame lächelte. »Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde.«
Ein paar Minuten später kam Jane nach Hause. Sie sah müde aus und trug drei Tüten von Sainsbury. Da sie die Lebensmittel im Kühlschrank verstauen wollte, sprach Millie in der Küche mit ihr, während sie auspackte.
»Das ist die Aussage, die du vor einem Jahr gemacht hast«, begann Millie und legte eine Kopie auf den Tisch. »Damals hast du gesagt, dass auf dem Platz eine
Gruppe von Jungen Fußball spielte. Wie viele waren das ungefähr?«
Jane zuckte mit den Schultern. »Etwa sieben oder acht.«
»Du hast gesagt, sie seien weggerannt. Aber hast du mitbekommen, ob sie später eine Aussage gemacht haben?«
»Das haben, glaube ich, alle.« Jane nickte. »Einer von ihnen - ein mickriges Kerlchen - ist beim Weglaufen hingefallen und hat sich eine blutige Nase geschlagen. Die anderen haben eine Weile um ihn herumgestanden. Und dann haben sie bei einem Polizisten ihre Aussage gemacht, da bin ich ganz sicher.«
»Michael Patel?«
Jane schüttelte den Kopf. »Patel ist bei meiner Freundin Hannah geblieben. Will war ihr Cousin und sie war völlig hysterisch. Wieso graben Sie das alles wieder aus? Das ist jetzt ein ganzes Jahr her.«
Millie wusste, wie schnell sich Gerüchte verbreiten können, also hielt sie mit der Wahrheit hinterm Berg. »Es ist reine Routine. Wir setzen gerne die i-Punkte und t-Striche, bevor wir die Akten ins Archiv stellen. Ich konnte mir nicht erklären, warum es keine Aussagen von den Jungen gab. Nach dem, was du sagst, wurden Aussagen gemacht, aber sie gingen verloren. Kannst du dich vielleicht zufällig an die Namen der Jungen erinnern?«
Jane zuckte mit den Achseln. »Tut mir leid. Es sind zwar alles Kinder aus diesem Teil der Nachbarschaft, aber ich kenne sie eigentlich nicht.«
»Hast du eine Ahnung, wo sie wohnen?«
»Oh, da Sie es erwähnen, fällt mir etwas
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