Tore in der Wüste
Hand.
„Warum?“ fragte ich. „Nun weiß ich, wie Sie es angestellt haben, aber die grundlegende Frage bleibt nach wie vor, warum?“ Ich begann, hin und her zu gehen. „Ich habe dieser Universität sämtliche Vorlesungs- und Praktikumsgebühren bezahlt, dreizehn Jahre lang – ein ansehnliches Sümmchen, wenn man alles zusammenzählt –, und ich habe mir niemals etwas zuschulden kommen lassen. Ich bin immer bestens mit den Fakultätsleitern, den Vorsitzenden und meinen Mitstudenten ausgekommen. Abgesehen von meinem Klettern habe ich den Verantwortlichen niemals Grund für Ärger gegeben, und ich habe auch dem Ansehen der Universität nie geschadet … Bitte entschuldigen Sie. Was ich damit sagen wollte ist, daß ich ein sehr angenehmer Kunde für das war, was hier verkauft wird. Und was geschieht? Ich kehre der Uni den Rücken, verlasse die Stadt kurze Zeit, und währenddessen jubeln Sie mir einen Doktor unter. Verdiene ich so eine Behandlung, nachdem ich jahrelang mein Bestes für die Universität gegeben habe? Ich halte es für eine verdammt schäbige Handlungsweise, und ich möchte eine Erklärung dafür haben. Ich möchte sie auf der Stelle. Hassen Sie mich wirklich so sehr?“
„Gefühle spielten dabei überhaupt keine Rolle“, sagte er, wobei er sich mit einer Hand behutsam über die Wange strich. „Ich sagte Ihnen bereits, ich wollte Sie hier loswerden, einfach, weil Ihr Stil und Ihre Einstellung mir überhaupt nicht passen. Daran hat sich nichts geändert. Aber ich trage keine Verantwortung für das Vorgefallene. Ich war sogar dagegen. Uns wurden … nun … gewisse Zwänge auferlegt.“
„Was für Zwänge?“ fragte ich.
Er wandte sich ab. „Ich glaube, ich bin nicht die richtige Person, um mit Ihnen darüber zu sprechen.“
„Doch, das sind Sie“, widersprach ich. „Erzählen Sie mir alles darüber.“
„Nun, die Universität bekommt eine Menge Geld von der Regierung, wie Sie ja sicher wissen. Für Forschungszwecke, Stiftungen und so weiter …“
„Ich weiß. Und weiter?“
„Normalerweise stecken sie ihre Nasen nicht in unsere Angelegenheiten.“
„Das ist auch richtig so.“
„Mitunter haben sie aber etwas zu sagen. Und wenn das so ist, dann hören wir auch zu.“
„Wollen Sie mir etwa erzählen, ich verdanke meinen Doktor einer Regierungsanfrage?“
„Mit einem Wort – ja.“
„Ich glaube Ihnen nicht. Die machen so etwas einfach nicht.“
Er zuckte die Achseln. Dann wandte er sich um und sah mich wieder an.
„Es gab einmal eine Zeit, da hätte ich das auch gesagt“, sagte er zu mir. „Aber nun weiß ich es besser.“
„Warum wollten sie es denn so haben?“
„Davon habe ich keine Ahnung.“
„Das kann ich kaum glauben.“
„Man sagte mir, der Grund sei streng vertraulich. Zudem sagte man mir, die Angelegenheit sei dringend und warf mir noch das Wort Sicherheit’ hin. Mehr erfuhr ich nicht.“
Ich blieb stehen. Ich rammte meine Hände in die Taschen. Ich fand eine Zigarette, nahm sie heraus, zündete sie an. Sie hatte einen komischen Beigeschmack.
„Es war ein Mann namens Nadler“, sagte er. „Theodore Nadler. Er ist vom Innenministerium. Er war derjenige, der mit uns Kontakt aufnahm und … die Arrangements vorschlug.“
„Ich verstehe“, sagte ich. „Haben Sie vorhin versucht, ihn anzurufen, als ich mich weigerte, die Urkunde anzunehmen?“
„Ja.“
Er sah zu seinem Schreibtisch, kam herüber, nahm sich seine Pfeife und seinen Tabaksbeutel.
„Ja“, wiederholte er, während er die Pfeife stopfte. „Er bat mich, ihn zu benachrichtigen, sobald ich Kontakt mit Ihnen aufgenommen hätte. Und da ich das ja dank Ihrer tatkräftigen Unterstützung nicht kann, möchte ich Sie bitten, ihn selbst anzurufen, wenn Sie Näheres wissen wollen.“
Er nahm die Pfeife in den Mund, beugte sich nach vorne und kritzelte eine Nummer auf seinen Block. Er riß das Blatt ab und gab es mir.
Ich nahm es, betrachtete die Nummer, steckte es in meine Tasche. Wexroth zündete seine Pfeife an.
„Und Sie wissen wirklich nicht, was er von mir will?“ fragte ich ihn.
„Ich habe keine Ahnung.“
„Nun“, sagte ich, „trotzdem geht es mir besser, seit ich Ihnen eine gescheuert habe. Wir sehen uns vor Gericht.“
Ich wandte mich zum Gehen.
„Ich glaube nicht, daß schon einmal jemand eine Universität auf Zurücknahme eines Doktortitels verklagt hat“, sagte er. „Das könnte interessant werden. Aber lassen Sie mich noch sagen, es freut mich ungemein, das Ende
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