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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dafür sorgte, daß Sie unverdächtig wirkten …“
    „Als Esel, der mir ständig hinterherlief? Wirklich, ausgesprochen unverdächtig.“
    „In diesem Fall bin ich mir der Auffälligkeit meines Äußeren durchaus bewußt. Wie ich Ihnen eben erklären wollte, bestand meine Aufgabe darin, Ihre mentale Unauffälligkeit zu wahren. Als Telepath bin ich imstande, Ihre Gedankenausstrahlung zu dämpfen. Das war allerdings nicht nötig, denn der Alkohol dämpft sie schon außerordentlich. Aber ich bin noch immer hier, um Ihre Person vor einer Aufspürung durch einen anderen Telepathen zu schützen.“
    „Was für einen anderen Telepathen?“
    „Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich weiß es nicht. Auf höchster Ebene wurde die Möglichkeit des Einsatzes eines Telepathen in Betracht gezogen. Ich wurde hergeschickt, sowohl um Ihre Gedanken zu dämpfen als auch um alle unfreundlichen Gedanken anderer Telepathen abzublocken. Zudem wurde ich beauftragt, Identität und Auftrag dieses anderen Individuums herauszufinden.“
    „Nun, und was geschah?“
    „Nichts. Sie waren betrunken, und niemand versuchte, Sie zu erreichen.“
    „Also war die Vermutung falsch.“
    „Möglicherweise. Möglicherweise auch nicht.“
    Ich aß weiter. Zwischen zwei Bissen fragte ich: „Welchen Rang, oder Status oder was auch immer haben Sie? Denselben wie Charv und Ragma? Oder einen höheren?“
    „Weder noch“, antwortete der Esel. „Ich gehöre der Abteilung Kostenplanung und Budgetanalyse an. Ich wurde nur ausgewählt, weil ich der einzige verfügbare Telepath war.“
    „Haben Sie irgendwelche Auflagen bezüglich dessen, was Sie mir erzählen dürfen?“
    „Man sagte mir, ich solle meine eigene Urteilskraft und meine Vernunft zu Rate ziehen.“
    „Seltsam. Nichts in dieser ganzen Angelegenheit scheint irgendwie rational zu sein. Man scheint keine Zeit gehabt zu haben, Sie ausreichend zu instruieren.“
    „Richtig. Es war eine recht überstürzte Sache. Ich hatte gerade genug Zeit, herzukommen und den Rollentausch vorzunehmen.“
    „Was für einen Rollentausch?“
    „Der richtige Esel ist draußen angebunden.“
    „Ah ja.“
    „Ich lese Ihren Verstand, und ich bin nicht bereit, Ihnen irgendwelche Antworten zu geben, die Ragma nicht geben wollte.“
    „Schon gut. Wenn Ihr Urteilsvermögen und Ihr Verstand Ihnen befehlen, Informationen zurückzuhalten, die für meine Sicherheit lebenswichtig sein könnten, dann lassen Sie es eben.“
    Ich schluckte die letzte Gabel voll hinunter. „Was ist mit dieser Nachricht, die Sie erwähnten?“
    Der Esel sah weg.
    „Sie haben ein wenig Bereitwilligkeit ausgedrückt, in dieser Angelegenheit zu kooperieren, nicht wahr?“
    „Hatte ich … früher“, sagte ich.
    „Aber Sie wollten diese Welt nicht verlassen, um sich bei einem telepathischen Analytiker in Behandlung zu begeben.“
    „Das ist korrekt.“
    „Wir fragten uns, ob Sie mir eine solche Behandlung erlauben würden – hier und jetzt.“
    Ich nahm einen Schluck Kaffee.
    „Haben Sie denn große Erfahrung auf diesem Gebiet?“
    „Jeder Telepath weiß über die zugehörigen Theorien Bescheid, zudem verfüge ich über eine lebenslange Erfahrung als Telepath …“
    „Wenn ich Sie vorhin recht verstanden habe, dann sind Sie ein Buchhalter“, sagte ich. „Versuchen Sie also nicht, sich hier vor einem Eingeborenen aufzuspielen.“
    „Schon gut. Ich verfüge über keine große Erfahrung. Aber ich glaube trotzdem, daß ich es schaffen kann. Und die anderen auch, sonst hätte man mich nicht für diesen Versuch ausgewählt.“
    „Wer sind ‚die anderen’?“
    „Nun … oh, zum Teufel. Charv und Ragma natürlich.“
    „Ich habe das Gefühl, in dieser Angelegenheit halten sie sich nicht unbedingt sehr genau an die Dienstvorschriften, habe ich recht?“
    „Agenten in Ausübung ihrer Pflicht haben einen außerordentlich großen Freiraum. Den müssen sie haben.“
    Ich zündete mir seufzend eine Zigarette an.
    „Wie alt ist die Organisation, für die Sie arbeiten?“ fragte ich. Als ich sein Zögern bemerkte, fügte ich noch hinzu: „Sicherlich richtet es keinerlei Schaden an, wenn Sie es mir erzählen.“
    „Vermutlich nicht. Einige tausend Jahre – nach Ihren Zeitmaßstäben.“
    „Ich verstehe. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine der größten und ältesten Bürokratien überhaupt.“
    „Ich sehe in Ihrem Verstand, worauf Sie hinauswollen, aber …“
    „Lassen Sie es mich trotzdem in Worte fassen. Als Student der

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