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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Wirtschaftswissenschaften weiß ich, für eine solche Organisation gibt es Evolutionsregeln wie für jeden lebenden Organismus auch. Je länger sie existiert, desto mehr Auswüchse entwickelt sie, die ihre eigene Arbeit und Funktion hemmen. Sie erreicht die Entropie in einem Zustand des totalen Narzißmus. Nur noch die weit entfernten Leute können funktionell arbeiten – und auch das nur, indem sie bei jedem einzelnen ihrer Schritte ein Dutzend Regeln übertreten.“
    „Ich gebe zu, dieser Blickwinkel entbehrt nicht eines Körnchens Wahrheit, aber in unserem Fall …“
    „Ihre Vorgehensweise verletzt einige Regeln. Ich weiß das. Und ich muß kein Telepath sein, um zu wissen, daß Sie eben deswegen nicht besonders glücklich sind. Oder stimmt das etwa nicht?“
    „Ich bin nicht befugt, über Politik oder interne Operationsprozeduren Auskunft zu geben.“
    „Natürlich“, sagte ich. „Aber das mußte gesagt werden. Und nun erzählen Sie mir von dieser Analyse. Wie gehen Sie dabei vor?“
    „Sie ist vergleichbar mit dem einfachen Wortassoziationstest, mit dem Sie ja vertraut sind. Der einzige Unterschied ist, ich werde es von innen her tun. Ich werde Ihre Reaktionen nicht erraten müssen. Ich werde sie genau wissen.“
    „Wie ich dem entnehmen kann, sind Sie außerstande, direkt in mein Unterbewußtsein zu blicken.“
    „Das ist richtig. Das kann ich nicht. Ich kann nur Ihre oberflächlichen Gedanken lesen. Wenn ich auf diese Weise etwas Interessantes erfahre, dann kann ich diesem Gedanken aber bis an seine Wurzeln folgen.“
    „Ich verstehe. Dann gehört dazu also auch eine beträchtliche Kooperationsbereitschaft von meiner Seite, ohne die sie wenig ausrichten können.“
    „O ja. Nur ein außerordentlich erfahrener Profi könnte gegen Ihren Willen eindringen.“
    „Gott sei Dank sind keine verfügbar, ein Glück für mich.“
    „Ich wünschte, wir hätten welche. Ich bin sicher, die Prozedur wird mir keinen sonderlichen Spaß machen.“
    Ich trank meinen Kaffee leer und schenkte mir noch eine Tasse ein.
    „Was halten Sie davon, wenn wir heute nachmittag beginnen?“ fragte Sibla.
    „Warum nicht gleich?“
    „Ich würde lieber warten, bis Ihr Nervensystem wieder seinen Normalzustand erreicht hat. Die Alkoholika, die Sie konsumiert haben, bewirken noch immer beträchtliche Nebeneffekte. Diese machen das Gedankenlesen schwieriger.“
    „Ist das immer so?“
    „Im Prinzip, ja.“
    „Interessant.“
    Ich nippte an meinem Kaffee.
    „Jetzt machen Sie es ja schon wieder!“
    „Was?“
    „Diese Zahlen. Nur Zahlen!“
    „Tut mir leid. Es ist schwer, nicht an sie zu denken.“
    „Das ist nicht der Grund.“
    Ich stand auf. Ich streckte mich.
    „Entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß noch einmal das Badezimmer benutzen.“
    Sibla sprang auf, um mir den Weg zu verstellen, aber ich war schneller.
    „Sie denken doch nicht daran, sich aus dem Staub zu machen? Sind das die Gedanken, die Sie vor mir verbergen?“
    „Ich habe nichts dergleichen gesagt.“
    „Das ist auch nicht nötig. Ich kann es fühlen. Sie machen einen Fehler, wenn Sie das tun.“
    Ich ging zur Tür. Sibla beeilte sich, mir zu folgen.
    „Ich werde Ihnen nicht erlauben zu gehen – nicht nach all den Erniedrigungen, die ich in diesem miesen Körper Ihretwegen habe hinnehmen müssen.“
    „Das ist keine Art, mit jemandem zu reden“, sagte ich. „Schon gar nicht, wenn man von dem Betreffenden etwas will.“
    Ich rannte den Korridor entlang ins Klo hinein. Sibla kam hinterhergeklappert.
    „ Wir tun Ihnen einen Gefallen! Sie sind nur zu dumm, um das zu erkennen!“
    „,Uninformiert’ wäre wohl das bessere Wort – und das ist einzig und allein Ihre Schuld!“
    Ich schlug die Tür zu und verriegelte sie.
    „Warten Sie! Hören Sie zu! Wenn Sie jetzt gehen, dann können Sie in ernsthafte Schwierigkeiten kommen!“
    Ich lachte. „Tut mir leid. Sie tragen ein wenig zu dick auf!“
    „Dann gehen Sie eben, Sie ungebildeter Affe! Werfen Sie Ihre Chance auf Zivilisation weg!“
    „Wovon sprechen Sie?“
    Stille.
    Dann: „Nichts. Tut mir leid. Aber Sie müssen wissen, es ist sehr wichtig.“
    „Das wußte ich bereits. Was ich noch wissen möchte ist, warum?“
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Dann gehen Sie zum Teufel“, sagte ich.
    „Ich wußte, es würde den Aufwand nicht wert sein“, sagte Sibla. „Nach allem, was ich gesehen habe, ist Ihre Rasse lediglich ein Haufen von Barbaren und Degenerierten.“
    Ich wandte mich

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