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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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kaum zwei Autominuten vom quirligen Kreuzberg entfernt und knappe zehn von Reichstag und Brandenburger Tor. Na, mal sehen, was es mit dem geheimnisvollen Yellow Cab vom Hüttenweg so auf sich hatte.
    Er ignorierte den auf die Mauer getünchten Pfeil, der mit dem Hinweis »HIER BITTE KLINGELN« auf einen eingelassenen Knopf neben dem Tor wies, und rollte stattdessen eine der osttypischen Mülltonnen aus Metall an die Begrenzungsmauer. Mit einer Gelenkigkeit, die man dem fetten Kerl nie zu getraut hätte, kletterte er hinauf und spähte vorsichtig ins Hofinnere. Auch hier war niemand zu sehen. Ein paar Hühner liefen gackernd herum, ein kleiner Hund lag träge in der Morgensonne und schlief.
    Hünerbein schwang sich über die Mauer und plumpste wie ein schwerer Mehlsack in den Hof. Das war das Gute am Übergewicht. Dicke fallen immer weich. Er wartete, ob sich etwas rührte, aber bis auf die Hühner, die nach allen Seiten flügelschlagend und aufgeregt gackernd davongestoben waren, rührte sich nichts. Der kleine Hund hob nur kurz den Kopf und rollte sich dann auf die andere Seite, um weiterzuschlafen.
    Hünerbein erhob sich schnaufend. Kein einziges Taxi war zu sehen.
    Die werden alle in der Stadt unterwegs sein, dachte er, und ging langsam auf einen Schuppen zu, in dem er die Garage vermutete. Die Tür war nur angelehnt, und tatsächlich stand hier ein prächtiger amerikanischer Wagen aufgebockt, ein barock anmutender Plymouth Savoy, der wie eines dieser Taxis aussah, die man aus amerikanischen Filmen kennt: groß und gelb mit schwarz-weißen Karostreifen an den Seiten. »Taxe nach New York«, stand in blauroten Lettern auf beiden Seiten des Wagens und etwas kleiner darunter: »Via Berlin-Tegel.« Das Auto schien kürzlich einen Unfall gehabt zu haben, eine der verchromten Heckflossen war völlig zerstört. Zudem stank es erbärmlich, und es surrten unglaublich viele Fliegen herum.
    Was war hier passiert? Mit der linken Hand hielt sich Hünerbein die Nase zu, mit der rechten öffnete er vorsichtig die Beifahrertür des Wagens und sah hinein. Der Innenraum war völlig verdreckt. Als hätte jemand verdorbenen Fleischeintopf über das Armaturenbrett gekippt. Fahrerseitig hatte jemand schon zu putzen angefangen, aber es musste noch viel getan werden. Und überall saßen hunderte von fetten Fliegen …
    Plötzlich ahnte Hünerbein, was er hier sah, und augenblicklich wurde ihm übel. Rückwärts taumelte er aus der Garage und fiel dabei fast über ein Motorrad. Eine Maschine mit Beiwagen, deutlich erkannte Hünerbein Knoops Jacke darin. Sie war blutverschmiert!
    Was für ein Alptraum, dachte Hünerbein entsetzt, wo war er hier bloß hingeraten?
    Draußen quietschte plötzlich das alte Stahltor, und irgendwer kam, den »Jailhouse Rock« pfeifend, auf den Hof.
    Hastig griff sich Hünerbein unter den Trenchcoat und zog seine Dienstwaffe hervor, eine Heckler-&-Koch-Pistole, Kaliber neun Millimeter. Dann linste er vorsichtig in den Hof und sah einen etwa fünfzig Jahre alten Typen mit poppiger Elvis-Presley-Frisur und Brötchentüte zum Wohnhaus schlendern.
    Na warte, dachte Hünerbein grimmig und duckte sich vorsichtig weg, wenn du meinem alten Partner was angetan hast, wirst du heute nicht mehr zum Frühstück kommen! Ich brauche Verstärkung. Das wird ‘ne größere Sache hier, ich brauche mindestens ein SEK .
    Er wartete, bis der Elvisverschnitt im Haus verschwunden war, und schlich dann zügig zu seinem Mercedes zurück, um per Funk die Zentrale zu verständigen.
    Der Himmel ist ein Ort, an dem es nichts gibt, was man nicht schon hätte. Hier gibt es weder Bedürfnisse noch Wünsche oder Verlangen, hier ruht das Sein, und der Mensch ist frei von Hektik, Angst und Kummer. Der Himmel ist klar und rein, ein Hort seliger Zufriedenheit und des ewigen Friedens. Der Himmel ist Vollkommenheit.
    Ab und zu schaut Gott vorbei. Ich habe ihn mir anders vorgestellt, ohne diese verblüffende Ähnlichkeit zum King of Rock ‘n’ Roll. Auch summt er leise »Love me Tender«, während er mir behutsam die Stirn tupft und mich von meinen Wunden heilt.
    »Na siehste«, berlinert Gott zuversichtlich, »ick wusste doch, det dich so leicht nüscht umhaut, wa? Mann, so ‘n Bulle hätte mir noch jefehlt uff der Liste. Det jibt dann richtig Ärger. So aber …?«
    So aber? Ich schrecke hoch, spüre ich doch plötzlich ein Bedürfnis. Einen Wunsch, der im christlichen Nirwana eigentlich nicht vorkommen dürfte. Es ist der Wunsch nach Antwort

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