Total Control (Das Labyrinth)
i n de m breiten , tie f zerfurchte n Gesicht , de r unverzüglic h all e Auf m erksa m kei t beanspruchte . Al s abe r de r Man n unver m ittel t di e Auge n aufschlug, tra t alle s ander e i n de n Hintergrund ; stechen d starrte n di e haselnußbraune n Auge n zwische n de n Lider n hervor . W ähren d sie durc h da s Zi mm e r wanderten , schiene n si e anzuschwellen , bis si e di e Augenhöhle n völli g einnah m en.
Dann packte ihn der Sch m erz, und er griff sich an die linkeSeite in W ahrheit tobten die Sch m erzen überall. Ihren Ursprung jedoch hatten sie an der S t elle, die er nun m it nutzloser Gewalt bearbeitete. Die At m ung ging keuchend, das Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze.
Seine Hand ging zu einer am Gürtel befestigten Vorrichtung. In Form und Größe ähnelte sie einem W alk m an, tatsächlich aber handelte es sich um eine CADD-Pu m pe; diese war an einem gänzlich unter dem He m d verborgenen GroshongKatheter befestigt, dessen Enden in die Brust des Mannes eingebettet waren. Der Finger des Mannes fand den richtigen Knopf, und sogleich strö m t e eine unglaublich starke Dosis sch m erzstillender Mittel aus der Pu m pe, die weit über die Menge hinausging, welche die Maschine ihm tagsüber in regel m äßigen Abständen verabreichte. Als der Medika m entencocktail in den Blutkreislauf des Mannes floß, ließen die Sch m erzen endlich nach. Doch sie würden wiederkehren; das taten sie i mm er.
Erschöpft lehnte der Mann sich zurück. Das Gesicht war naß, das frisch gewaschene He m d von Schweiß durchtränkt. Er dankte Gott für die Nottaste an der Pu m pe. Zwar hielt er sich f ür keineswegs wehleidig, da er sich durch seine gewaltige W illensstärke über so m anch körperliche Unanneh m lichkeit hinwegzusetzen ver m ochte, doch die nun m ehr in ihm hausende Bestie suchte ihn m it Qualen ungeahnten Aus m aßes hei m . Flüchtig überlegte er, was wohl zuerst eintreten würde: sein Tod oder die Kapitulation der Medika m ente vor dem über m ächtigen Feind. Er betete um Ersteres.
Der Mann tau m elte ins Badezi mm er und sah in den Spiegel. Bei dem Anblick, der ihm entgegenstarrte, brach Arthur Lieber m an schlagartig in ein schrilles Gelächter aus. Das nahezu panische Geheul stieg auf und drohte die dünnen W ände der W ohnung zu sprengen, bis der unkontrollierbare Ausbruch in Schluchzen überging und letztlich endete, indem Lieber m an sich hustend übergab. Eine W eile später, nachdem er das verschwitzte He m d durch ein frisches ersetzt hatte, begann er sich vor dem Badezi mm erspiegel die Fliege zu binden. Seine Hände waren jetzt ganz ruhig. Man hatte ihm gesagt, daß er m it derartigen Sti mm ungsschwankungen rechnen m ußte. Er schüttelte den Kopf.
Stet s hatt e e r ei n m aßvolle s Lebe n geführt . E r hatt e regel m äßi g Spor t betrieben , ni e gerau c ht , ni e getrunke n un d i mm e r auf sei n Gewich t geachtet . Nun , m i t geradez u jugendliche n zweiundsechzi g Jahren , sollt e e r sic h da m i t abfinden , da ß e r den dreiundsechzigste n Geburtsta g nich t m eh r erlebe n würde . Dieser U m stan d wurd e ih m vo n s o viele n Spezialiste n bestätigt , daß schließlic h selbs t Lieber m an s ausgeprägte r Lebenswill e ins W anke n gerate n war . Abe r e r würd e nich t i n alle r Ruh e hinscheiden . Be i de m Gedanken , da ß de r bevorstehend e To d ihm ein e Handlungsfreihei t gewährt e , di e ih m ei n Lebe n lan g verwehr t gewese n war , m ußt e e r plötzlic h lächeln . Zweifello s würd e e s sic h al s ironisch e W endun g erweisen , da ß ein e derar t herausragend e Karrier e m i t eine r überau s unehrenhafte n Offenbarun g ende n sollte . Doc h di e Schockwellen , di e au f sei n Ableben folge n würden , ware n e s wert . W a s kü mm ert e e s ih n noch?
Lieber m an ging in das winzige Schlafzi mm er und hielt einen Augenblick inne, um die Fotos auf dem Tisch zu betrachten. Tränen traten ihm in die Augen. Rasch flüchtete er aus dem Rau m .
Punkt fünf Uhr dreißig verließ Arthur Lieber m an die W ohnung und fuhr m it dem engen Aufzug ins Erdgeschoß, wo draußen am Straßenrand ein C r own Victoria m it laufendem Motor wartete. Grell schi mm erten die Regierungskennzeichen im Schein der Straßenlaternen. Sogleich stieg der Chauffeur aus dem W agen und hielt Lieber m an die Tür auf. Respektvoll hob er zum Gruß die Hand an d i e Mütze und erhielt, wie üblich, keine Antwort. W enige Augenblicke später war das Auto bereits die
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