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PR 2651 – Rettet die BASIS!

PR 2651 – Rettet die BASIS!

Titel: PR 2651 – Rettet die BASIS! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Hier durch die Schanz und Stadt
    Rinnt allzeit frisches Blut.
    Dreimal sind schon sechs Jahr,
    Als unser Ströme Flut,
    Von Leichen fast verstopft,
    Sich langsam fort gedrungen.
    Doch schweig ich noch von dem,
    Was ärger als der Tod,
    Was grimmer denn die Pest
    Und Glut und Hungersnot –
    Dass auch der Seelen Schatz
    So vielen abgezwungen.
    Andreas Gryphius,
    Tränen des Vaterlands
     
     
    Prolog:
    Auswurf
     
    Es geschah so unvermittelt, dass wir zu schreien vergaßen.
    Aus der Fülle stürzten wir ins Nichts. Nein, schlimmer: in eine Ödnis, eine Kargheit, an die wir uns vage erinnerten, jedoch nicht mehr ans ungeheure Ausmaß dieser Trostlosigkeit.
    Auch fielen wir nicht, obwohl die Schwere uns zu Boden zog. Sondern wir wurden weggestoßen, ausgewürgt, in körperliche Einzelheit gequetscht, in eine ewig lang nicht mehr gewohnte, triste Enge.
    Wir fühlten uns betrogen und verschmäht; herabgestuft, zurückgeworfen in die alten, plumpen, steifen Leiber. Zwar erkannten wir sie wieder – und uns in ihnen.
    Aber diese Unbeholfenheit!
    Dieses grässliche, schlaffe, schlappe Phlegma, physisch wie psychisch: Träge, tranig schleppten Glieder und Gedanken sich dahin.
    Bleierne Zeit. Armseliger Raum, verknappt auf bloß drei Dimensionen ...
    Zur Mühsal der Bewegung aus eigener Muskel- und Willenskraft kam die furchtbare, kaum zu ertragende Einsamkeit.
    Als unzählbar viele waren wir eins gewesen. Nun mussten wir, völlig unvorbereitet, jäh getrennt, als wenige bestehen – in einer eingeschränkten Umwelt, der wir längst entwöhnt waren.
    Den Auswurfschock zu überwinden fiel nicht leicht. Wir litten unter einem Verlust, so gigantisch, dass wir nicht mehr wussten, was wir überhaupt verloren hatten.
    Nur eine Ahnung war geblieben von unstillbarer Sehnsucht nach Vollkommenheit.
     
    *
     
    Und Wut.
    Und Hass auf Unbekannt. Wer immer Schuld an dieser Scheidung, dieser Krise hatte, sollte alsbald dafür büßen!
    An diesem Schwur richteten wir uns auf. Allmählich schüttelten wir die Lähmung ab. Noch während der Verstofflichung versuchten wir instinktiv, beisammenzubleiben. Um einander gegenseitig zu kräftigen. Um eine neue, kleinere mentale Einheit zu bilden, mochte sie auch lächerlich gering ausfallen im Vergleich zum Großen, Ganzen, aus dem wir verstoßen worden waren.
    Nicht einmal das gelang. Unaufhaltsam setzte sich die Aufspaltung fort. Zu verschieden waren wir, zu gegensätzlich unsere Vorgeschichten, zu individuell die ererbten und anerzogenen Eigenschaften.
    Die ausgleichende, schlichtende, uns in tröstlich strenge Ordnung zwingende Autorität fehlte. Oh, wie wir sie vermissten!
    An den Nachhall, den verblassenden Abglanz dieser Herrlichkeit klammerten wir uns, verzweifelt ringend um Bestand – und konnten doch nicht verhindern, dass wir weiter und weiter auseinanderdrifteten. Die Einheit, ohnehin nur eine Parodie der früheren Gesamtheit, zerbrach, ehe sie sich hätte festigen können.
    Das Wir zerfiel zusehends in ich und ich und ich.
     
    *
     
    Namen drängten sich auf, Rangbezeichnungen, Funktionsumschreibungen.
    Sie brachten etwas mehr Klarheit, gewiss, erkennbare Linien, Konturen im diffusen Schattendunkel. Zugleich separierten sie uns und entfremdeten uns voneinander.
    Da waren die Rokasto Ndeddo; die schwarze Horde, das geile, unersättliche Gewimmel der Vorkoster. Ihre Mittelbeine trommelten auf den Chitinpanzern, »ratt-tatt-tatt, ratt-tatt-tatt!«
    Die Mandibeln klickten dazu, den uralten Marschrhythmus synkopierend. Lang würden sie nicht mehr zu halten sein, die Zibanitu, Chelai, Gish-rin und wie sie alle hießen. Sie wollten ausschwärmen, wuchernd sich vermehren, ausbeuten, was ihren Weg kreuzte.
    Da waren weiterhin die Aufschneider, das fadenscheinige, rötlich lumineszierende Gezücht der Phölser Fileure. Sie verstanden sich als loyal, unserer Gemeinschaft zugehörig und verpflichtet. Trotzdem war jede Hoffnung auf tief greifende Harmonie vergeblich, sobald sie sich ihres Erbes besannen.
    Denn schon vor Urzeiten hatten die Phölypaminos das Geschäft der Entzweiung betrieben. Eine kurze Berührung im Vorbeifliegen genügte, dass sich Freund gegen Freund wandte, Sohn gegen Vater, Mann gegen Frau.
    Während sich Horde und Schwarm formierten, entstand an der anderen Flanke der Oikolamppas, die Metamaschine der Abschmecker. Eifrig schraubten die Beinernen daran herum, fügten immer noch einen Spieß und noch eine Klinge und noch ein Sägeblatt hinzu.
    Nachzehrer, Draugar, Grachtkälber

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