Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
kann ich nach draußen zurück?«
    SOBALD DU DEIN ECHTES SELBST GEFUNDEN HAST.
    Lily Wetterwachs lief durch endlose Reflexionen.
     
    Eine gute Köchin betritt die Küche morgens immer vor allen anderen und verläßt sie abends als letzte.
    Frau Nett löschte das Feuer, zählte das silberne Besteck und die Terrinen. Dann …
    Sie spürte einen Blick auf sich ruhen.
    Eine Katze stand in der Tür. Besser gesagt, ein Kater. Er war groß und grau. Das eine Auge glänzte perlweiß, das andere glühte unheilvoll in einer Mischung aus Gelb und Grün. Nur zwei fransige Stümpfe erinnerten an die Ohren. Trotzdem strahlte das Geschöpf Selbstbewußtsein aus. Seine Aura schien zu sagen: Ich brauche nur eine Pfote, um dich zu besiegen.
    Das Tier wirkte seltsam vertraut.
    Frau Nett beobachtete es eine Zeitlang. Sie war eine gute Freundin von Frau Gogol und wußte daher, daß die Körperform von tief verwurzeltenÜberzeugungen und Angewohnheiten abhing. Gerade beim Karneval – insbesondere am Samedi Nuit Morte – in Gennua lernte man schnell, eher der Intuition als den Sinnen zu vertrauen.
    »Nun …«, sagte sie, und ihre Stimme vibrierte nur ein wenig, »vielleicht möchtest du wieder Fischbeine, äh, ich meine Fischköpfe, habe ich recht?«
    Greebo streckte sich und wölbte den Rücken.
    »Und sicher finde ich auch Milch für dich«, fügte Frau Nett hinzu.
    Greebo gähnte zufrieden.
    Mit dem Hinterbein kratzte er sich am Kopf. Der Ausflug in die Welt der Menschen war ganz nett gewesen, aber er verspürte nicht den Wunsch, dort den Rest seines Lebens zu verbringen.
     
    Einen Tag später.
    »Frau Gogols Salbe scheint gut zu wirken«, sagte Magrat. Sie hob ein Glas, dessen untere Hälfte eine hellgrüne und sonderbar körnige Masse enthielt. Allein der Geruch würde Bakterien in die Flucht schlagen.
    »Auch Schlangenköpfe gehören zu den Ingredienzen«, meinte Nanny Ogg.
    »Du kannst mich nicht aus der Fassung bringen«, erwiderte Magrat. »Bestimmt sind es keine wirklichen Schlangenköpfe, sondern irgendwelche Pflanzen. Es ist wirklich erstaunlich, was man mit Blumen und so alles anstellen kann.«
    Nanny Ogg hatte eine ebenso lehrreiche wie abscheuliche halbe Stunde lang zugesehen, wie Frau Gogol die Salbe herstellte. Doch sie brachte es nicht übers Herz, Magrat darauf hinzuweisen. »Ja«, sagte sie statt dessen. »Blumen. Dir kann man nichts vormachen.«
    Magrat gähnte.
    Der ganze Palast stand zu ihrer Verfügung, obgleich sie nicht in mehreren Betten gleichzeitig schlafen konnten. Oma Wetterwachs ruhte im Nebenzimmer.
    »Du solltest dich jetzt hinlegen und schlafen«, fuhr Nanny fort. »Ich gehe gleich rüber, um Frau Gogol abzulösen.«
    »Aber, Nanny … Gytha …«, begann Magrat.
    »Hm?«
    »Ihre … Bemerkungen während der Reise … Sie waren so kalt. Findest du nicht auch? Sich nichts wünschen. Keine Magie verwenden, um den Leuten zu helfen. Jene Sache mit dem Feuer, die eigentlich unmöglich sein sollte … Und dann verhält sich Oma ganz entgegen ihren Worten. Was soll ich davon halten?«
    »Nun«, antwortete Nanny Ogg, »es läuft auf das Besondere und das Allgemeine hinaus.«
    »Wie meinst du das?« Magrat streckte sich auf dem Bett aus.
    »Wenn Esme Ausdrücke wie ›jeder‹ und ›niemand‹ benutzt, so schließt sie dabei sich selbst aus.«
    »Wenn ich genauer darüber nachdenke … Es ist schrecklich.«
    »Es ist Hexerei. Von erster Güte. Und jetzt solltest du schlafen.«
    Magrat war zu müde, um Einwände zu erheben. Sie zog die Decke unters Kinn, und kurze Zeit später schnarchte sie leise.
    Nanny entzündete ihre Pfeife, paffte eine Zeitlang und starrte an die Wand.
    Schließlich erhob sie sich und öffnete die Tür.
    Frau Gogol saß auf einem Stuhl am Bett und hob den Kopf.
    »Ich löse dich ab«, sagte Nanny. »Ruh dich aus.«
    »Irgend etwas geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte die Voodoo-Magierin. »Mit den Händen ist alles in Ordnung. Aber sie wacht einfach nicht auf.«
    »Bei Esme ist alles Kopfologie«, erwiderte Nanny.
    »Ich könnte einige neue Götter ersinnen und dafür sorgen, daß die Leute ganz fest an sie glauben«, sagte Frau Gogol. »Wie wär’s damit?«
    Nanny schüttelte den Kopf. »Das würde Esme kaum gefallen. Für Götter hatte sie nie viel übrig. Hält sie für eine Verschwendung von Zeit und Raum.«
    »Ich könnte Gumbo kochen. Die Leute kommen von weit her, um ihn zu probieren.«
    »Ein Versuch könnte nicht schaden«, räumte Nanny ein. »Auch die kleinsten Dinge

Weitere Kostenlose Bücher