Tote essen kein Fast Food
weiterverkauft.â
âDrogenhandel.â Jan pfiff durch die Zähne.
âUnd dein Vater ist nicht dein Vater?â Gebannt von Mias Geschichte nahm ich mir eine Miesmuschel aus dem Schoko-Karton.
âFür mich war er immer mein Vater. Und ich war seine Tochter.â Mia schniefte. âAls Mama gestern da war, hat sie mir alles erzählt. Wie es damals wirklich war. Achim wusste von Anfang an, dass er nicht mein Erzeuger ist. Er hat meiner Mutter geholfen, als sie schwanger war und verzweifelt, weil die Affäre mit diesem Oberarzt zu Ende war und der nichts von mir wissen wollte. Sie wusste nicht, ob sie mich behalten sollte oder nicht. Sie hatte Angst vor einem Leben allein mit Kind. Angst, dass sie es nicht schaffen würde. Im Grunde verdanke ich Achim, dass ich überhaupt da bin.â
âUnd der Glatzkopf wusste das alles auch?â
âJa, er ist selber Arzt. Anästhesist und war früher mit dem Mann befreundet, der nicht mein Vater sein wollte.â
âUnd woher wussten die beiden, wo du steckst, nachdem du verschwunden warst?â
âIch hatte Mama einen Zettel hinterlassen. âSuch mich nichtâ, stand drauf. âIch weià alles.ââ Mia kratzte sich ausgiebig am Rand ihres Gipsbeins. âDen hat sie natürlich nichtder Polizei gezeigt, als sie mich vermisst gemeldet hat. Sie hatte Angst, sich dadurch selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Und beim Suchen geholfen hätte der Zettel auch nicht.â
âAber die zwei Typen ...â, warf Jan ein. Er saà auf dem anderen Stuhl, die Ellbogen auf seinen Knien, und lauschte ebenso gebannt wie ich.
âDie Polizei hat zu Hause alles nach meinem Notebook durchsucht. In der Hoffnung, vielleicht dort einen Hinweis auf meinen Verbleib zu finden. Aber das hatte ich gründlich versteckt, damit sie nicht Igels Bunker-Website finden würden.â Mia musste lächeln. âIm Vogelhäuschen auf dem Dachboden. Das hat Achim selbst gebaut und er holt es immer nur vorm Winter runter. Ich hab die komplette Ladung Vogelfutter drübergekippt, die vom letzten Winter übrig war. Bis sie das finden würden, wäre ich schon ...â Mia vollendete ihren Satz nicht. âJedenfalls ... dieser Dösbaddel von meinem Bruder ist drüber gestolpert, auf der Suche nach seinem Indianerzelt. Dabei hat er es umgestoÃen. Es regnete Vogelfutter â und dazu mein Notebook.â
âAber ...â
âSusanne war so blöd, das bei der Arbeit zu erzählen, und Glatzen-Peter und sein Kumpel waren leider schneller als die Polizei. Sie haben Susannes Auto aufgebrochen und das Notebook gestohlen. Da hat meine Mutter sie endlich angezeigt. Sie und sich selbst.â Mia schwieg. âNoch nicht mal Achim hatte sie gesagt, dass sie jahrelang erpresst wurde.â
âWarum hat sie dir denn nicht viel früher die Wahrheit erzählt â über deinen Vater?â
âDas wollte sie immer, aber sie hatte auch immer Angst davor, wie ich reagieren würde. AuÃerdem hatte mein feinerArzt-Erzeuger selber Familie und keinen Bock darauf, dass die dahinterkommen.â
âWie, sie hat den auch noch in Schutz genommen?â
âSie hat wohl Angst gehabt, ich geh dahin und stelle den zur Rede. Das hätte sie mir jedenfalls zugetraut. Zu Rechtâ, fügte Mia nach einer kurzen Pause hinzu.
âDas hätte natürlich einen Skandal verursacht in deinem Friedrichstadtâ, dachte ich laut nach.
âTja, und darauf hatte sie wohl keine Lust.â Mia pustete eine lange Ponysträhne aus ihrer Stirn. âIrgendwann war wohl auch einfach der richtige Zeitpunkt verpasst, es mir zu sagen.â
âHmm. Und jetzt?â
âSie hat sich einen Anwalt genommen und hofft, dass sie mildernde Umstände kriegt, weil sie erpresst wurde. Ich hoffe, wir kommen gleichzeitig raus. Ich aus meinem Gips ... und sie aus dem ... Knast.â
âMann, was für eine Geschichte.â Jan fuhr sich mit allen zehn Fingern durch seine Locken. âBestimmt kriegt sie nur eine Bewährungsstrafe und muss gar nicht ins Gefängnis.â Mir fiel etwas ein.
âSitzt Muffin noch im Bunker?â, fragte ich.
âNein, Igel hat sie mit ihrem Lieblingsfutter rausgelockt und meinen ganzen Kram abgeholt. Und die Gemeinde List will das Bunkerloch bei den Dünen zuschütten lassen und die Falltür beim Königshafen ein für alle Mal
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