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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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inzwischen hatte er einen Ort, an dem er ungestört töten konnte«, warf Ryan ein.
    »Ja, das Kloster. Aber wie hat er Chantale dazu gebracht, mit ihm dorthin zu gehen?«
    »Eines Tages, als er wußte, daß sie allein in der Wohnung ihres Vaters war, klingelte er an der Tür und stellte sich als potentieller Käufer vor. Chantale ließ ihn nicht hinein, aber ein paar Tage später paßte er sie auf dem Nachhauseweg von der Schule ab und sagte, er habe mit ihrem Vater einen Besichtigungstermin für die Wohnung vereinbart, dieser sei aber nicht dagewesen. Chantale wußte, wie verzweifelt ihr Vater seine Wohnung verkaufen wollte und ließ sich deshalb von Fortier dazu überreden, ihm die Wohnung zu zeigen. Als sie in seinen Wagen stieg, fuhr er sie zum alten Kloster und brachte sie um.«
    Die Neonröhre über meinem Bett gab ein leises, brummendes Geräusch von sich. Claudel fuhr mit seinem Bericht fort.
    »Fortier wollte aber nicht noch eine Leiche auf dem Gelände des Klosters vergraben und fuhr die Überreste der Toten den weiten Weg hinüber nach St. Jerome. Aber irgendwie behagte ihm das nicht, denn dabei war er zu lange mit der Leiche im Kofferraum unterwegs. Was, wenn er in eine Verkehrskontrolle geriet? Da fiel ihm ein, daß im Kloster ja der Schlüssel zum Gelände des Grand Seminaire war, und er nahm sich vor, die nächste Leiche dort zu entsorgen.«
    »Und zwar die von Gagnon.«
    »Voilà.«
    In diesem Augenblick kam die Krankenschwester ins Zimmer. Sie war jünger und umgänglicher als ihre Kollegin, die sich normalerweise um mich kümmerte. Sie las meine Krankenakte, legte mir die Hand auf die Stirn und fühlte meinen Puls. Da erst bemerkte ich, daß ich gar nicht mehr am Tropf hing.
    »Sind Sie müde?«
    »Nein, es geht schon.«
    »Wenn Sie noch eine Schmerztablette haben wollen, müssen Sie es mir nur sagen.«
    »Ich probiere mal, ob es auch ohne geht.«
    Die Schwester lächelte und ging.
    »Was ist mit Adkins?«
    »Wenn er über Adkins spricht, regt er sich immer furchtbar auf«, sagte Ryan. »Und dann macht er zu. Es ist fast so, als wäre er auf seine anderen Morde irgendwie stolz, auf diesen aber nicht.«
    Draußen auf dem Gang wurde ein Stationswagen vorbeigeschoben, dessen Gummiräder leise über den gekachelten Boden rollten.
    Warum paßte Adkins nicht ins Muster?
    Eine roboterhaft klingende Stimme aus dem Lautsprecher bat jemanden dringend, die Nummer 237 anzurufen.
    Warum war der Mord so schlampig ausgeführt worden?
    Aufzugtüren öffneten und schlossen sich wieder.
    »Ich könnte es mir so vorstellen«, sagte ich. »Er hat diese Wohnung in der Rue Berger, und sein System funktioniert hervorragend. Er findet seine Opfer in der Metro oder durch die Zu-Verkaufen-Schilder und verfolgt sie so lange, bis der richtige Augenblick gekommen ist. Er hat einen sicheren Ort, an dem er töten kann, und einen sicheren Ort, um die Opfer zu entsorgen. Aber vielleicht funktioniert sein System zu gut. Vielleicht ist der Kick nicht mehr groß genug, so daß er den Einsatz erhöhen muß. Er beschließt also, die nächste Frau wieder in ihrer Wohnung zu töten, so, wie er es schon bei Morisette-Champoux getan hat.«
    Ich dachte an die Photos vom Adkins-Tatort. An den zerfetzten Trainingsanzug, die dunkelrote Blutlache rings um die Leiche.
    »Aber er wird nachlässig. Wir wissen, daß er mit Margaret Adkins einen Besichtigungstermin vereinbart und sich so Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hat. Aber er hat nicht damit gerechnet, daß ihr Mann anrufen würde, während er dort war. Er wird nervös und muß sich beeilen. Er steckt ihr das nächstbeste Ding in die Scheide, tötet sie rasch, schlitzt ihr den Leib auf und schneidet ihr die Brust ab. Aber er kann sie nicht erst lange quälen, und das gefällt ihm nicht. Er haßt es, wenn er seine Opfer nicht vollständig unter Kontrolle hat.«
    Ryan nickte.
    »Für Fortier ist das Töten nur der Schlußpunkt eines langgezogenen Rituals«, fuhr ich fort, »bei dem es ihm vor allem darum geht, über seine Opfer Macht auszuüben. Ich kann dich töten oder leben lassen. Ich kann deine Leiche verstecken oder sie offen zur Schau stellen. Ich kann dir deine Weiblichkeit nehmen, indem ich dir die Brust abschneide oder die Vagina verstümmle. Ich mache dich hilflos, indem ich dir deine Hände abschneide. Aber so etwas braucht Zeit, und als Adkins Mann anruft, ist es vorbei mit seiner Beherrschungsphantasie.«
    »Und der Kick ist dahin«, ergänzte Ryan.
    »Vor dem Adkins-Mord hat

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