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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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bringen. Als die Kleine rebelliert hat, verlor er wahrscheinlich die Beherrschung und hat sie überfahren.«
    Ich sah einen Frechdachs in einer Sechsergruppe, die neckische Finger über den Kopf einer Freundin hielt. Ich wusste, dass es stimmte. Wusste, dass Ara den Mut zum Widerstand gehabt hatte.
    »Und das Monster hat sie einfach liegen gelassen.«
    »Majerick hat Story was davon erzählt, es wär zu viel Verkehr gewesen, um sie einzusammeln, ohne gesehen zu werden. Und ins Krankenhaus hätte er sie sowieso nicht gebracht.«
    Ich erinnerte mich an das verlassene Straßenstück, an dem Ara gestorben war. Spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Slidells Frage drängte sie zurück.
    »Wie sind Sie auf Gross als Täter gekommen? Den hatten wir doch nie auf dem Radar.«
    »Sein Tattoo.«
    Slidell hob fragend die Augenbrauen.
    »Ich sah es bei der Anhörung nach Article 32 in Camp Lejeune. Aber nur den unteren Teil, der aus seiner Manschette herausgeschaut hat, deshalb hab ich es falsch interpretiert. Ich dachte, es heißt nur RIP, also Rest In Peace – Ruhe in Frieden.«
    »Kein besserer Freund, kein schlimmerer Feind.«
    Es überraschte mich, dass Slidell den Corps-Slogan kannte.
    »Nur dass Gross eine Schande für das Militär ist«, sagte ich.
    »Und was für eine. Er ist nicht das, worum es bei den Marines geht.«
    Ich fragte mich, ob Slidell eine Geschichte beim Corps hatte, die ich nicht kannte. Doch fragen würde ich ihn auf keinen Fall.
    »Wie auch immer, dieses Tattoo hab ich dann in dem Schnappschuss von John-Henry Story und Dom Rockett in der Taverne wieder gesehen, aber da habe ich nicht gleich geschaltet. Es war ein Spiegelbild, das Tattoo also verkehrt herum. Als ich mir am Donnerstagabend noch mal alle Fotos vorgenommen habe, machte es plötzlich klick. Ich hatte den Aufnäher der Task Force Ripper in Rocketts Wohnzimmer hängen sehen. RIP. Ripper. Gross war derjenige, der das Foto gemacht hatte. Das brachte ihn mit Rockett und Story in Verbindung.«
    »Verstehe.«
    »Daraufhin warf ich noch mal einen Blick in die Anklageschrift für die Anhörung und sah, dass Gross’ Mittelinitial H war. Dann ließ ich mir bestätigen, dass seine Mutter eine geborene Marianna Story war. John-Henry Gross war der Neffe von John-Henry und Archer Story. Danach fügte sich alles zusammen.
    Gross war auf seinem vierten Einsatz in Afghanistan. Ich habe das Foto aus meinem Rucksack mit dem verglichen, das ich von dem Fahrerfluchtopfer geschossen hatte. Die Haare unserer Unbekannten waren gebleicht, aber es war eindeutig dasselbe Mädchen. Ebenfalls auf dem Foto war Khandan, das Mädchen, das mich in Bagram angesprochen hatte. Und als ich ganz genau hinschaute, konnte ich eine ziemlich markante Felsformation hinter dem Dorf Sheyn Bagh identifizieren.«
    »Das Kaff, wo Sie die Knochen ausgegraben haben.«
    »Ja. Von da an ergab alles einen schrecklichen Sinn. Der Mann, dem ich in Camp Lejeune geholfen hatte, hatte Aqsaee und Rasekh tatsächlich ermordet. Aqsaee hatte gesehen, wie Gross Ara verschleppt hat. Als Aqsaee Gross bei der Dorfdurchsuchung wiedererkannte, ist er auf ihn zugerannt und rief ›Ara‹, nicht ›Allah‹. Gross geriet in Panik und nutzte eine Gefechtssituation, um ihn niederzuschießen und Rasekh ebenfalls.«
    »Glauben Sie, dass diese Khandan Ihnen das Polaroid in den Rucksack gesteckt hatte?«
    Ich nickte. »Kurz nachdem sie mich angesprochen hatte, saßen wir eine Zeit lang nebeneinander in einem Bunker.«
    »Wer hat es aufgenommen?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren.«
    »Wie ist Khandan an das Foto geraten?«
    »Keine Ahnung. Aber offensichtlich war es ihr sehr wichtig. Sie hatte es in eine Plastikhülle gesteckt.«
    Ich wollte eben eine Frage stellen, als Slidell mir zuvorkam.
    »Wie ist Ara in den Besitz von John-Henry Storys Clubkarte der US Airways gekommen?«
    »Hat Archer etwas über die Beteiligung seines Bruders an den Massagesalons gesagt?«
    »Er behauptet, davon rein gar nichts zu wissen.« Triefend vor Abscheu. »Aber Mrs. Tarzec sagt, John-Henry wär ein Stammkunde gewesen.«
    »Vielleicht ist John-Henry die Karte aus der Tasche gefallen. Vielleicht hat Ara sie ihm geklaut. Aus welchen Gründen auch immer, jedenfalls hat sie die Karte behalten.«
    »Gut für uns. Dieses Plastikding war unsere erste Spur.«
    Einige Augenblicke dachten wir beide darüber nach. Dann fragte Slidell: »Sind Sie sicher, dass es tatsächlich Story war, der in diesem Feuer gestorben ist?«
    »Larabee

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