Totenheer (German Edition)
zu groß.“
„Sie werden irgendwann einen anderen Weg finden“, erah n te Lark y en. Strygar würde einen Weg finden.
„Aber dieser Moment ist noch fern, und wenn es soweit ist, wird die Welt auf ihre Ankunft vorbereitet sein. Das Reich K y aslan wird vo r bereitet sein.“
Die Unsterblichen rissen nach und nach die Säulen des Tempels ein, daraufhin begann sich bereits die Decke zu se n ken. Gestein knirschte, Schutt rieselte aus den Spalten herab. Lark y en und Patryous waren bereits wieder im Tunnel, als die Gr a nitplateaus den Tempel wie ein steinernes Maul für immer ve r schlangen.
Kapitel 13 – Verdorbene Erde
Die Unsterblichen blickten zurück auf die zerstörte Hauptstadt. Noch immer standen einige Gebäude in Flammen, doch dafür waren die Schreie der Strygarer und die ihrer Opfer längst ve r hallt. Der Wind wehte den Gestank von Moder, den Geruch vergossenen Blutes zu ihnen. Es kam einem Hauch von Strygar selbst gleich.
Larkyen schwieg noch eine lange Zeit, während er durch die Reihen seines Totenheers ging. Die Gesichter der Geister w a ren ihm zugewandt, ihm, dem König der Toten. Sie hatten en d lich ihren Sieg errungen, so wie es ihnen Wulfgar einst ve r sprochen hatte. Und wären die kentarischen Krieger noch aus Fleisch und Blut gewesen wie alle sterblichen Menschen, und hätten sie Gefühle empfinden können, dann hätte Larkyen i h nen für ihre herausragenden Leistungen g e dankt. Doch für die Geister gab es keine Freude, und auch niemand von ihnen b e trauerte die Vernichtung von Wothar und den anderen Werwö l fen. In ihrem Heer gab es keinen Platz für Trauer, keinen Platz für Verlust, aber auch keine Furcht. Das Totenheer war nur ein Instrument, die mächtigste Waffe ihres Königs. Und solange die Dunkelheit von den Bestien Strygars heimgesucht wurde, war sich Larkyen gewiss, dass er diese Waffe auch in Zukunft wieder gebra u chen musste.
Patryous stieß ein Seufzen aus, bevor sie sagte: „Die Ken-Tunesen behaupten, wenn eines Tages das Licht der Hoffnung aus Durials Straßen schwindet und durch Finsternis ersetzt wird, dann wird der Zorn des ersten Königs Asturyan erweckt. Fürchtet Asturyans Zorn, denn er gab das Land, und er wird das Land auch wieder nehmen.“
Die Unsterbliche sah zu den Bergen von Chàd, die sich als eine gräuliche Wand am Horizont abzeichnete. Und einer Pr o phetin gleich, verkündete sie das weitere Schicksal der Haup t stadt: „Der Damm in den Bergen wird brechen und das Tal überfluten, die Feuer der Stadt werden erlöschen und die Ru i nen, die Katakomben, all das Unheil wird in den Fluten ve r schwinden.“
Den Angriff der Strygarer auf Durial hatte nur ein einziger Mensch überlebt. Der Soldat der königlichen Leibwache hieß Athol, sein Blick war beinahe so starr wie der der Gespenster. Für immer war etwas in diesem Krieger zerbrochen. Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern, so schwach und gebrec h lich, als weiche der letzte Funke Leben aus ihm. „Möge Ast u ryans Zorn das Land treffen, denn die fruchtbare Erde ist ve r dorben.“ Und er weinte um die Hauptstadt und seine Einwo h ner, um seinen König und um das Licht der Sonne. Der Hi m mel aber blieb noch immer tiefschwarz, und selbst die Son n wendfeuer, die von Hoffnung erfüllte Sterbliche irgendwo in der Ferne entzündeten, vermochten die Finsternis Strygars nicht zu e r hellen.
In den Bergen von Chàd lag längst Schnee. Ein ausgetretener Pfad führte auf einen Berggipfel. Dort erinnerte eine Statue aus verwittertem Stein an den ersten König der Ken-Tunesen. Er war ein Mann mit grimmigen Gesichtszügen gewesen, aber auch Güte und Sinn für Gerechtigkeit wurden ihm zugeschri e ben. Sein bestehender Blick war auf die Stadt Durial gerichtet, als würde er sie beobachten und gegebenenfalls richten wollen. Der erste König wäre erschüttert g e wesen, hätte er je erfahren müssen, was aus seinem Erbe geworden war. Nicht weit en t fernt von der Erinnerungsstätte war der Staudamm zwischen zwei Bergen erbaut worden. Es war ein großer Wall, größte n teils aus Steinen und getrocknetem Lehm bestehend, dem me h rere Reihen von Baumstämmen eine zusätzliche Stütze verli e hen. Hinter der Staumauer erstreckte sich ein weiter See, und irgendwo zwischen den Ausläufern der Berge wand sich der Fluss L e fanion, der vor langer Zeit durch das Tal geflossen war. Vor der Mauer waren noch immer die Umrisse des früh e ren Flussbetts zu erkennen, seine Strömung musste sehr stark
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