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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Den Henker störte das Wimmern der Todgeweihten nicht!
    Es war seine Arbeit, gnadenlos zu sein und das Richtbeil zielgenau zu führen. Die Zeiten waren schlimm. Es gab zu viele Aufrührer, Rebellen und Menschen, die die Ordnung störten. Da mußte schon hart durchgegriffen werden, was die Obrigkeit auch tat. Über sie zerbrach sich der Henker nicht den Kopf. Es oblag ihm, den Urteilsspruch der Richter in die Tat umzusetzen.
    Auch bei den vier Mitgliedern der Familie Ashford. Sie sollten der Reihe nach die Köpfe verlieren.
    Derek Ashford, der Vater, war gefaßt. Hochaufgerichtet stand er vor dem Richtklotz. Die Bewacher in seinem Rücken achteten bei ihm auf jede Regung.
    Neben ihrem Mann hielt sich Madelaine Ashford auf. Eine schöne schlanke Frau, deren Wiege in der Heimat der Gallier gestanden hatte.
    Von Frankreich aus war sie nach England verheiratet worden. Erst später war es zwischen ihr und ihrem Mann zur großen Liebe gekommen, und aus dieser Ehe stammten zwei Kinder.
    William, der dreizehnjährige Sohn. Er versuchte, sich ebenso tapfer zu verhalten wie sein Vater. Doch die Tränen ließen sich nicht stoppen. Sie rannen über sein Gesicht und hinterließen nasse Streifen auf der Haut.
    Cynthia, die elfjährige Tochter, hielt sich bei ihrer Mutter auf. Sie weinte und wimmerte leise. So eng wie möglich hatte sie sich gegen Madelaine Ashford gepreßt. Hin und wieder streichelte die Frau über das blonde Haar des Kindes.
    Es war kühl in dieser Morgenstunde. Der Nebel lag dünn über den Feldern und Wäldern. Wind wehte kaum und schaffte es auch nicht, den Dunst zu vertreiben.
    Die Hinrichtung sollte zu keinem Spektakel werden. Sie fand auch nicht in der Öffentlichkeit statt. Der Totenplatz inmitten des Ortes war noch von der Stille der allmählich abklingenden Nacht umgeben. Die Mauern der wenigen Häuser sahen hinter dem dünnen Dunst aus, als würden sie in der Luft schweben.
    Niemand sollte, niemand durfte zuschauen. Wer sich trotzdem heranwagte, mußte mit drakonischen Strafen rechnen. Die Bewohner hielten sich daran, obwohl jeder wußte, was sich bald hier abspielen würde.
    Cynthia trug eine kleine Puppe in der rechten Hand. Sie spielte damit.
    Wie sie selbst von ihrer Mutter gestreichelt wurde, so streichelte sie die Puppe und vermied es, einen Blick auf den Henker zu werfen, der sein Gesicht durch eine schwarze Kapuze verhüllt hatte. Er schaute durch die Schlitze der Augen und auch immer wieder auf die vier bereitgestellten Körbe, in die die Köpfe der Verurteilten hineinfallen würden.
    Das Urteil brauchte nicht mehr vorgelesen zu werden. Die Ashfords hatten auch auf geistlichen Beistand verzichtet. Sie wußten, daß es einer Farce gleichkam, denn die hohe Geistlichkeit steckte mit den weltlichen Mächten oft genug unter einer Decke.
    Auch in diesem Fall war es kaum anders. Die Kirche hatte sich eingeschaltet, und ihre Vertreter hätten die Ashfords auch retten können, wenn die den Mund aufgemacht und geredet hätten.
    Aber sie hatten geschwiegen.
    Lieber tot, als ein Verräter an der gerechten Sache zu sein. So hatten sie es sich auf ihre Fahnen geschrieben, und so würden sie auch in den Tod gehen. Zumindest Derek Ashford würde sein Wissen um die Templer mit in die andere Welt nehmen.
    Zwei Trommler hatte man ebenfalls geholt. Junge Burschen, die in der Nacht getrunken hatten und nebeneinander standen, als würden sie sich gegenseitig festhalten.
    Der Vertreter des Königs, wie sich der Offizielle großspurig nannte, trat vor und schaute sich die vier Verurteilten noch einmal an. Er war ein widerlicher Mensch. Freundlich-verschlagen. Nach oben buckeln, nach unten treten. Als der Name Ashford noch etwas gegolten hatte, da hatte dieser Mann zu den Schleimern gehört.
    »Ihr hättet es euch ersparen können«, sagte er. »Jetzt ist es zu spät. Für jeden von euch.«
    »Gehen Sie mir aus den Augen!«
    Der Mann lachte. »Immer noch nicht das große Maul voll, Ashford?«
    »Ich hasse Schmeißfliegen wie Sie!«
    Der Angesprochene spie aus. Abrupt drehte er sich um und nickte dem Henker zu.
    William Ashford wollte etwas sagen, doch die Worte erstickten bereits in seiner Kehle, denn er sah, wie sich der Henker in Bewegung setzte.
    Gleichzeitig lösten sich auch zwei Soldaten aus der Reihe hinter den Verurteilten.
    Der Henker trat neben den Richtklotz, während sich die Soldaten zuerst um Derek Ashford kümmerten. Sie umklammerten ihn an den Schultern und schoben ihn auf den Richtklotz zu.
    Madelaine

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