Totenplatz
linken Fußspitze stieß Garry gegen einen auf dem Boden liegenden Gegenstand. Natürlich dachte er an einen Stein, bückte sich – und bekam große Augen.
Nein, das war kein Stein. Das war eine Puppe!
Garry wollte lachen, denn er wunderte sich, daß ihn ein dermaßen harmloser Gegenstand so stark erschreckt hatte. Die Puppe hatte jemand verloren, ein Spaziergänger, ein Mädchen, ein…
Seine Gedanken brachen ab, als er sich bückte und diese Puppe genauer anschaute. Sie war schon seltsam.
Er würde sagen, daß sie einfach nicht in die moderne Zeit hineinpaßte.
Diese Puppe war ein Relikt aus alter Zeit. Sie mußte seiner ersten Schätzung nach einige hundert Jahre auf dem Buckel haben, und sie war auch so angezogen.
Das war auch Unsinn.
Wenn sie schon so alt war, hätte sie nicht so gut ausgesehen. Es war eine neue Puppe auf alt getrimmt.
Mit dieser Folgerung kam der Mann besser zurecht. Ohne sie berührt zu haben, hatte er gesehen, daß sie nicht aus Horn oder Porzellan bestand, sondern aus Holz. Der Kopf war flach und bestand aus Stoff.
Dunkles Haar schmiegte sich an den flachen Schädel. Eine gelbliche Haube verdeckte den größten Teil der Haare, und das Gesicht zeigte nicht viel mehr als Punkte, die einen Mund, die Augen und auch die Nase andeuten sollten.
Die Kleidung bestand aus einem grünen, langen Rock, mit zwei gelben Borden über dem Saum, und ein buntes gesticktes Oberteil reichte bis zum Hals der Puppe.
Der Förster wunderte sich noch immer über diesen Fund. Er schaffte es nicht, ihn einfach wegzutun. Irgendwie hatte ihn das dumpfe Gefühl überfallen, daß die Puppe eine bestimmte Bedeutung hatte.
Seltsamerweise brachte er sie sogar in einen Zusammenhang mit dem Verschwinden seines Hundes, obwohl das Unsinn war.
Jedenfalls wollte McBain die Puppe nicht einfach hier liegenlassen. Er hob sie auf.
Eine Sekunde später erschrak er. McBain ließ die Puppe los, als wäre sie heiß geworden.
Dabei war nicht einmal viel passiert. Sie hatte nur den Kopf verloren.
Der Förster hustete, weil er ein Kratzen im Hals verspürte. Er ging einen kleinen Schritt zurück, richtete sich auf und strich über seine Stirn, die schweißfeucht geworden war.
Meine Güte, dachte er, das ist ein Ding. Dabei hat sie so kompakt ausgesehen. Wie war es möglich, daß sie… daß sie…, ja, daß sie den Kopf verloren hatte?
Es wollte ihm nicht in den Sinn, und er mußte sich überwinden, um noch einmal nachzuschauen.
Wieder bückte er sich.
Diesmal umfaßte er mit spitzen Fingern den Kopf und hob ihn vorsichtig an.
Geirrt hatte er sich auch zuvor nicht, denn der Puppenkopf bestand aus Holz. Er war der Fachmann und wußte, daß man ihn aus Lindenholz geschnitzt hatte. Ein kaltes Kribbeln durchdrang seine Fingerspitzen. Es lag sicherlich nicht an der Puppe, sondern mehr an ihm und seiner inneren Einstellung.
Er hätte den kleinen Kopf am liebsten fortgeworfen, das wiederum brachte er nicht fertig. Statt dessen schaute er sich den Hals an, weil er wissen wollte, wie der Kopf vom Körper getrennt worden war.
Der Förster hatte damit gerechnet, Spuren einer Säge zu finden, aber das war nicht der Fall.
Dieser Puppenkopf war mit einem glatten Schnitt vom Körper abgetrennt worden. Als hätte jemand eine Axt oder ein Schwert genommen, dachte McBain und wunderte sich. Er war ein Mensch, der immer Gründe wissen wollte, so auch hier, und er dachte analytisch genug, um zu dem Ergebnis zu gelangen, daß die Puppe noch nicht lange hier liegen konnte. Sonst hätte die Schnittstelle anders ausgesehen.
Was hatte das zu bedeuten?
Wer hatte sich hier im Wald aufgehalten und den Kopf der Puppe vom Körper getrennt?
Diese Fragen beschäftigten ihn zwar, wichtiger aber waren für ihn ganz andere Dinge. Er wollte und mußte endlich herausfinden, was mit seinem Hund Willy geschehen war.
Seltsamerweise glaubte er, wo er jetzt die Puppe gefunden hatte, fest daran, daß er auch seinen Hund entdecken würde. Bei diesem Gedanken wurde ihm nicht gerade besser. Etwas stieg in seiner Vorstellung hoch, an das er lieber nicht denken wollte.
Der Förster blieb in der Nähe des Waldrands. Er rechnete fest damit, Willy hier zu finden. Ein unbestimmtes Gefühl gab ihm diese Gewißheit.
Sein Herz klopfte schneller, der Magen drückte sich immer mehr zusammen, er spürte auch sein Zittern, als er den Namen des Hundes immer und immer wieder flüsterte, ohne allerdings eine Antwort zu bekommen.
Er sah sie statt dessen!
Willy lag in einer
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