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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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    Quälend verstrich die Zeit, und vom reglosen Dasitzen verkrampften sich langsam ihre Muskeln. Doch sie hielten durch, wollten nicht aufgeben. Michelle und Marc waren noch immer nicht entdeckt worden. Mehrmals hatten sie den Atem angehalten, als die Kapuzengestalten um die schützenden Felsen herumgegangen waren. Mit aller Macht verboten sie sich jede Bewegung und hielten sich still. Das hatte ihnen das Leben gerettet, zumindest vorerst.
    Michelle wartete ziemlich lange, sogar noch, als die Mönchsskelette schon weit entfernt waren. Erst als sie sah, dass ihre Fackeln im Dunkel verschwanden, entspannte sie sich ein wenig. Das war knapp gewesen. Erleichtert und wie zum Zeichen der Anerkennung hob sie die Hand, um dem Jungen übers Haar zu streichen, doch da weiteten sich seine Augen plötzlich und starrten auf irgendwas hinter ihr. Michelle wollte sich umwenden, aber plötzlich legte sich eine Hand auf ihren Mund und erstickte ihren Schrei.
    Ihr wurde schwarz vor Augen, in ihren Ohren dröhnte es, die Flucht war missglückt und sie würden sterben. Es war aus.
    In ihrer Panik merkte Michelle kaum, dass die Finger, die sich über ihre Lippen gelegt hatten, aus Fleisch und Blut waren. Es konnte keines der Skelette sein …
    Doch bevor sie sich aus dem Griff winden konnte, wurde sie zurück an den Felsen gezogen, von der Person, die sie gepackt hatte, und ein Flüstern war an ihrem Ohr … Nein, das konnte nicht sein! Wie war das möglich? Michelle erschlaffte, gab jeden Widerstand auf. Es war Pascal.
    Er nahm die Hand von ihrem Mund, überzeugt, dass sie nicht mehr schreien würde. Mit jedem lauten Geräusch, das die reglose Stille durchbrochen hätte, wären die Skelette, wenn auch weit entfernt, vielleicht auf sie aufmerksam gemacht worden.
    »Pascal …«, war alles, was Michelle über die Lippen brachte, nachdem sie ihren Freund unter der schmutzigen und blutbefleckten Kapuze und in den zerfetzten Kleidern erkannt hatte. Sie brach in Tränen aus und zitternd umschlang sie ihn. Sie verstand nicht, wie er hierhergekommen war, aber das war egal; vielleicht hatte sie ja Halluzinationen, egal.
    Dieser wunderbare Moment, ganz gleich, wie flüchtig er wäre, war von unschätzbarem Wert. Sie strahlte vor Glück.
    »Michelle …« Auch Pascal weinte, während sie sich umschlungen hielten und keiner von beiden sich traute, die Magie dieses Augenblicks zu durchbrechen. »Ganz ruhig … ich bin gekommen, um dich zu holen …«
    Sie schaute zu ihm auf, und sie sahen sich in die Augen. Für einen langen Moment vergaßen sie die Gefahr um sich herum. Michelle streichelte ihn, spürte seine Wärme, seinen Atem, seinen Herzschlag.
    Der Junge sah derweil die Szene wie hypnotisiert mit an, und was er sah, erfüllte ihn mit einem wohligen Gefühl. Doch dabei blieb er, den Rücken an den Felsen gelehnt, die ganze Zeit wachsam.
    ***
    Sein geschwächter Zustand und das draußen herrschende Tageslicht, das er nur erahnen konnte, machten es Varney unmöglich, auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Er schaffte es lediglich, Marcel mit seinen ausdruckslosen Katzenaugen anzustarren. Der Gerichtsmediziner spürte, dass die Kälte des Untoten wie ein Gift langsam in ihn eindrang. Ein Grund mehr, sich zu beeilen und sein Vorhaben zu Ende zu bringen.
    Ihm fiel wieder ein, dass man einem Vampir nicht in die Augen schauen durfte, und so konzentrierte er sich auf seine Aufgabe.
    Plötzlich löste sich die Spitze des Pflocks von der Brust des Vampirs, was zum zweiten Mal den Hammerschlag verzögerte. Verblüfft sah Marcel, wie es Varney gelang, den Pflock ein paar Zentimeter anzuheben und trotz des Gegendrucks durch seinen Überwinder in der Luft zu halten. Ohne den Pflock loszulassen, betrachtete Marcel die langen Finger, die sich wie Schlangen um die Spitze der tödlichen Waffe schlangen.
    Marcel entriss ihm den Pflock, und zusammen mit dem Hammer legte er ihn auf den Tisch neben sich. Dann zog er einen Silberdolch aus seiner Tasche.
    »Du wirst mich nicht länger ärgern, Geschöpf des Bösen«, sagte er drohend, hob den Dolch und stieß dem Vampir entschlossen die Klinge durch die Hand. Der stöhnte fast unhörbar auf, und sein Arm fiel schlaff herab.
    Marcel griff nach der anderen Hand, um auch sie mit aller Kraft zu durchstechen. Der Vampir sah ihn mit hasserfülltem Blick an, doch Marcel ignorierte es.
    Erneut setzte er den Pflock auf die Brust des Ungeheuers und ließ, ein Gebet murmelnd, den Holzhammer niedersausen. Der Pflock

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