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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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der König der Welt fühlen konnte. Als er das Ding vor zwei Tagen gemietet hatte, wählte er die schwarze Jacke eine Nummer zu groß, damit sie die Pistole gut verbarg.
    Zwanzig Minuten nach Justins Ankunft wurde verkündet, dass das Dinner nun serviert würde. Er setzte sich an einen runden Tisch im hinteren Abschnitt, den er sich ausgeguckt hatte, hier konnte man ihn vom Ehrentisch aus nicht so leicht entdecken.
    Er hatte sich gerade zu den Fremden an den Tisch gesetzt, als er Andrew Jackson Mullavey zum ersten Mal seit dem Tag, an dem sie ihren Waffenstillstand geschlossen hatten, wiedersah. Die gebrochene Hand war verheilt, zumindest trug er keinen Gipsverband mehr. Er sah auf ärgerliche Weise gesund und ausgeruht aus, dabei hatte er so sehr auf das Gegenteil gehofft.
    Mullavey und seine Begleiter wurden zu ihren Plätzen am erhöhten Banketttisch geführt. Auf halber Höhe des Tisches standen ein Lesepult und ein Mikrofon für die Lobpreisungen und Ehrungen für einen Mann, der sich seinen Platz in der Hölle redlich verdient hatte.
    Aber Justin würde sich damit zufriedengeben, ihn bluten und sterben zu sehen, solange diesem klar war, wer den Abzug gedrückt hatte. Denn wenn Mullavey wusste, wer es war, kannte er auch das Warum.
    Es war nicht zu viel verlangt.
    Justin hatte keinen Appetit und trank nur ein wenig Wasser, um seine trockene Kehle zu benetzen; und für jede Frage, die ihm ein Tischnachbar stellte, hatte er eine Antwort parat. Er konnte dieses banale Schauspiel mitmachen, und sie würden absolut nichts vermuten. War er schon so zerbrochen, hatte der innere Mann sich mit dem äußeren derart entzweit?
    Nach dem Dinner räumten Männer und Frauen die Tische ab und wurden von denen, die ihre Teller beschmutzt hatten, nicht einmal zur Kenntnis genommen; dann entzündete man Zigarren, bekam neue Getränke, und der Lärm aus zweihundert Kehlen waberte um Justins Kopf und schien sich wie eine Schlinge zuzuziehen. Er schloss die Augen und suchte in seinem trockenen Herzen nach einem letzten Plateau der Ruhe, damit diese Leute sein Gehirn nicht platzen ließen.
    Vorstellungen, der Zeremonienmeister stand am Pult. »Es ist mir eine große Ehre, den Gentleman zu meiner Rechten seit nunmehr zwanzig Jahren zu kennen …«
    Justin stützte den Kopf in die Hände und fürchtete den Applaus, den nur er allein als Heuchelei erkennen würde. Er ertrank in einem Meer aus sanften, selbstzufriedenen Händen und höflichen Masken, die die Bösartigkeit verdeckten.
    Hier sollte es enden. Hier und jetzt.
     
    Der Rauch des Schießpulvers erfüllte Aals Nase, und er war nur noch eine Leitung aus Fleisch für einen Gott, der jedes Gefühl wie einen ranzigen Wein in sich aufnahm. Er nahm die Machete vom Altar, sah mit den Augen der sechs Sinne, und ja, Nathan bemerkte die Verwandlung in ihm. Aber erhobene Ketten stellten erbärmliche Waffen dar.
    Die Magie der Marassa, der beiden, die von der Gebärmutter an verbunden waren; möge der eine nach Wochen der Verzweiflung sterben und der andere vor den Augen jener, deren Bewunderung er sich mehr ersehnte als alles andere auf der Welt, und so erfahren, dass er selbst dort nicht sicher war.
    Seine mageren Muskeln spannten sich, die Klinge schnitt die Kette durch und Funken flogen in die Luft, dann stieß sie auf Rippen, und Nathan fiel zu Boden. Die langen Beine machten große Schritte, Beine, die Mensch und Gott gleichermaßen gehörten, und Aal beugte sich vor wie ein Feldarbeiter, der das Unterholz rodete. Die Machete fiel erneut und jeder Körperteil, den Nathan zu seiner Verteidigung hob, wurde getroffen und abgetrennt. Matte Schreie ertranken im Blut, und hier war Magie: Der Tod schlug aus der Ferne zu, durch ein Abbild.
    Was für ein besseres Abbild gab es als geteiltes Blut, geteilte Knochen, eine geteilte Herkunft? Ein Leben wurde in zwei Hälften geteilt.
    Und als es erledigt war, schleuderte Aal die Machete auf den Steinboden, wo sie mit einem metallischen Scheppern aufkam.
    Ein weißer Mann mit einem dunklen Herz, gesprenkelt in Purpur. Er folgte einer Linie aus brennenden Kerzen, die entlang einer Ziegelsteinmauer brannten; sie flackerten in der Zugluft, als bewege sie der Atem der Götter, die unter der blinden Welt schlummerten.
    Er trat in die langsame, kühle Strömung des unterirdischen Flusses, um Nathan Forrests Überreste fortzuspülen. Schon bald würde er schlafen. Und dann würde er diesen Platz hinter sich zurücklassen wie das vergessene Grab, das er

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