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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Bedeutung dieser Worte durchaus klar. Lass ja die Hupe in Ruhe.
    »Tut mir leid.« Finch lächelte. »Mr Duchamp?«
    »Welcher?«, wollte der Cajun wissen. Es kam in diesem gumbodicken Akzent heraus, der für die Gegend so typisch war.
    »Ähm … Emile. Emile Duchamp?«
    Der Mann nickte und klopfte sich auf die Brust. »Der steht vor Ihnen.«
    »Klasse. Wir sind Webster und Fonterelle aus New Orleans. Wir sind diejenigen, die sich wegen eines Tagesführers an Sie wenden sollten.«
    Duchamp nickte, sicher, sicher seid ihr das, die natürlichste Sache der Welt. Er wandte sich den entfernten Nachbarn zu, die geduldig in den Schatten warteten und sie mit Adleraugen beobachteten, und winkte kurz zu ihnen hinüber, woraufhin sie sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern konnten. Die Waffen wurden gesenkt und sie entspannten sich. Ein eng verbundenes kleines Dorf, mit diesen Leuten legte man sich lieber nicht an. Hier passte einer auf den anderen auf.
    Duchamp zeigte mit dem Finger durch die zusammengewürfelten grauen und braunen Häuser hindurch auf eine Öffnung in den Bäumen. »Das Dock liegt in der Richtung und das Boot ist bereit.«
    Dorcilus begann, die Ausrüstung aus dem Chevy zu laden, und Duchamp lächelte, wobei er seine Zähne entblößte, die stark und gesund wie die eines Pferdes waren. »Ihr seid pünktlich gekommen, jawohl, das überrascht mich.«
    Finch grinste. Dem Charme eines Bauernlümmels war nur schwer zu widerstehen. »Daran sind Sie wohl nicht gewöhnt, was?«
    »Ah, non. Die Stadtjungs, he he, die meisten wissen noch nicht mal, wie ein Sonnenaufgang aussieht.« Er grinste und nickte, dabei bedeutete er ihnen, sie sollen ihm um das Gebäude herum folgen. Aus einem mit Fliegengitter bespannten Fenster war eine leise Unterhaltung zu hören und der Geruch von brutzelndem Schinken und Eiern drang heraus. Finchs Magen knurrte neidisch. Die tagealten Fastfood-Frühstückssandwiches, die er vor seinem Aufbruch in New Orleans in die Mikrowelle gesteckt hatte, schienen schon viel zu lange verdaut zu sein.
    Duchamp hielt neben einem betagten Getränkeautomaten, einem dieser flachen, wassergekühlten, der einem Sarg glich. Durch den dicken Rost war das Bubble-Up-Logo kaum noch zu erkennen, und trockenes Unkraut hatte sich um den Fuß herum breitgemacht. Duchamp öffnete den Deckel und hob gekühlte Sechserpacks Bier aus dem bräunlichen Wasser.
    »Die werden wir brauchen.« Er zwinkerte. »Der Tag wird heute wieder verdammt heiß.«
    »Garnelenköder«, sagte Dorcilus. »Sie nehmen immer noch Garnelenköder, haben wir gehört?«
    Duchamp hob einen zusammenklappbaren Maschendrahtkäfig aus demselben Wasser, und es interessierte ihn herzlich wenig, dass einige Tropfen auf sein Hemd fielen. Im Käfig befand sich die größte Garnele, die Finch je gesehen hatte, was auch sämtliche Restaurants mit einschloss. Die Garnele war bereits gepellt und gigantisch, so breit wie eine geschlossene Faust, aus der als Daumen der Schwanz ragte.
    Duchamp nickte. »Garnele. Gut genug?«
    Finch hob salutierend eine seiner Angelruten gegen den Rand seiner Kappe. »Ich würde sagen, wir sind im Geschäft.«
     
    Die Sonne stieg, der Tag schwitzte vor sich hin, und Bayou Rouge wurde zu einem monströsen Hektar dampfenden Elends. Duchamp verbrachte den Großteil der Zeit zusammengekauert achtern und behielt die Hand an dem tuckernden Motor, der sie durch das brackige Wasser gleiten ließ. Fisch- und Silberreiher flogen in kunstvollen Bögen über sie hinweg. Der ganze Ort war nichts als ein unübersichtliches Gewirr aus Seen und Marschen, Strömen und Sumpfland, das an jedem Rand von Wald umringt wurde, der so dicht war, dass er sich wohl nur mit ein wenig Napalm durchdringen ließ. Jeder einzelne Flecken war so verwirrt wie Duchamps Bart, und er kannte sich in beidem wahrscheinlich gleichermaßen gut aus.
    Soweit es Finch betraf, machte es durchaus Sinn, einen Cajunführer für den Tag anzuheuern. Wenn man hier runterkam, um Zeit totzuschlagen, konnte man sich ebenso gut der hiesigen Ressourcen bedienen. Diese Sumpfratten wussten halt am besten, wo man Haken und Leine versenken musste.
    Nach vier Bier und etwa vierzig Stichen – von denen die Hälfte von Panzer durchdringenden Louisianamoskitos stammte, die seine vorher mit Off-Spray aufgetragene Abwehr durchdrangen – wurde Finch klar, dass er verdammt noch mal nicht fischen konnte. Wenn es so leicht wäre, dass man einfach die Leine an der Stelle, auf die Duchamp

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