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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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er ja automatisch die Stimme.
    „Idiot“, sagte er und zuckte zusammen. Da war sie gewesen, seine echte Stimme.
    Nervös rutschte Sebastian hin und her, sein Hintern war eingeschlafen. Das kam davon, weil er sich auf die Rückenlehne der Bank gesetzt hatte, statt auf der Sitzfläche Platz zu nehmen. Es war eine dumme Angewohnheit, die noch aus seiner Jugend stammte, genauso wie das Spucken. Mit solchen Dingen hatte er versucht, Eindruck zu schinden. Damals hatte er noch versucht, jemand zu sein. Gott, war das lange her.
    Er sah nach unten. Seine Füße hatten sich verselbstständigt, tanzten hin und her, zeigten mal nach innen, dann wieder nach außen. Wie lange sie das schon taten, wusste er nicht zu sagen.
    Die Füße fühlten sich taub an.
    Er sah ihnen zu.
    Nach einer Weile hatte er genug. Er schlug mit den Händen auf die Knie und hielt die Beine fest, zwang sie, endlich stillzuhalten.
    Noch ein paar Minuten wollte er warten, nur noch ein wenig länger, dann würde er in den Park gehen, mitten ins Innere, wo unter Garantie ein Dealer zu finden war. Wieso war eigentlich keiner von denen hier? Sie wussten ja, dass sich nicht jeder in den Park traute und manche lieber irgendwo am Rand warteten. Der Türke auf seinem Fahrrad, der war doch sonst immer hier.
    Es war bestimmt wieder Flaute. Sicher, daran musste es liegen. Flauten kamen plötzlich und ohne Vorwarnung. Manchmal war der gesamte Markt leergefegt, weil der Nachschub ausblieb. Er hatte den Markt noch nie verstanden, dann würde er die Sache jetzt auch nicht verstehen. Es war nun einmal so. Fertig … es lag bestimmt am Zoll und daran, wie viel sie beschlagnahmen konnten. Völlig normal. Kein Grund, es persönlich zu nehmen.
    Es kam Sebastian trotzdem so vor, als ob man ihn im Stich gelassen hätte, mehr noch, als ob man sich ganz bewusst gegen ihn verschworen hätte.
    ‚Verarschen wir den Sebastian mal. Huh, gute Idee‘, hörte er sie sagen.
    Er lächelte.
    „Ich bin —“, sagte er und stockte dann. War das eine Autotür gewesen? Hörte sich ganz danach an.
    Er suchte den benachbarten Parkplatz ab. Dort standen mehrere Autos, jedoch keine Polizei. Sebastian schaute sich jedes einzelne Auto an, wollte wissen, ob jemand ihn beobachtete. Sie waren zu weit entfernt, es war zu dunkel und die Scheiben reflektierten das Licht der Laternen, sodass er nicht sagen konnte, ob dort jemand saß. Der Parkplatz war von Bäumen und Sträuchern umringt und das Gewächs bildete eine Art Mauer, die die Grünanlage von der Stadt trennte. Was war mit den Büschen? Natürlich versteckte sich niemand in den Büschen. Natürlich? Wieso eigentlich nicht? Er war doch auch manchmal in den Büschen. Er verwarf die Idee, als er hörte, dass sich unten an der kleinen Straße gerade ein Wagen in Bewegung setzte. Wahrscheinlich war der Fahrer eben erst eingestiegen und hatte die Tür zugeschlagen.
    Was nun?
    Wenn es doch die Bullen waren, dann würde er sich jetzt besser verziehen. Er hatte keinen Nerv für ihre Sehen-Sie-mir-mal-in-die-Augen-Kacke. Die stellten gerne die Was-tun-Sie-denn-eigentlich-hier-Frage. Scheiß Ausweispapiere verlangten die immer. Nein, er würde sitzen bleiben. Verdammt noch mal, wozu weglaufen, wenn sogar der älteste und fetteste Bulle ihn einholen würde und dann gab es richtigen Ärger. Nie wieder mit zum Revier, das hatte er sich geschworen. Dabei war es nicht einmal verboten, hier zu sitzen. Sie konnten ihm gar nichts anhaben. Das hieß, außer sie hatten ihn auf Video. War da etwa eine Kamera gewesen? Als er — nicht denken! Und wenn sie ein Phantombild, quatsch, ein Fahndungsbild oder eine Personenbeschreibung von ihm hatten?
    „Denk an etwas anderes“, sagte er zu sich. „Kacke!“, rief er sogleich und sah sich wieder um. Nein, nicht denken, dachte er und schloss seine Augen. Es musste doch einen Ort geben, irgendwo in seinem Kopf, wo es gut war. Eine Erinnerung, eine Person, irgendetwas.
    Wann war er aufgestanden? Als er eine Autotür gehört hatte, war er aufgestanden. Oder? Nein, später. Egal, jedenfalls war er nun auf dem Weg hinein in den Park und mit jedem Schritt wurde es dunkler. Das wenige Licht ging jetzt allein vom Mond und von den Sternen aus und nicht mehr von den Straßenlaternen, Scheinwerfern und den Häusern. Sogar die Geräusche ließen nach, ganz langsam, bis sie nur noch Gewisper waren.
    „Gott, falls es dich gibt, zeig etwas Gnade! Mach, dass es aufhört. Ich bin krank, die Welt ist krank. Alles soll aufhören. Ich will

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