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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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ist?“
    „Ja.“
    „Ich habe gefickt, es war gut, es war lang, es war wie ein Traum … süßer, kostbarer Traum … aber, was das sollte, keinen blassen Schimmer! Es hatte mit mir zu tun … ich meine … mit meiner Seele? Irgendwas ganz schräges ist da passiert. Es hat mich zerrissen. Während ich da war, war gleichzeitig … ach, ich habe doch gesagt, dass ich keine Ahnung habe.“
    „Was für ein Scheiß Ende! Ich muss wissen, was passiert ist … Seele? Caspar, du hast wirklich nicht die leiseste Ahnung, um was es hier geht. Egal, so geht das Spiel nun einmal … nicht alle Geschichten haben ein Happy End.“

Epilog
    Lars ging vor, gefolgt von seinem Bruder Johann, der die Bare ins Wartezimmer schob. Johann übernahm die körperlichen Arbeiten, während Lars delegierte. Einer dachte, der andere machte, auf diese Weise funktionierte die Welt nun einmal.
    Als Lars jung war und Vater noch lebte, da hatte er tun müssen, was dieser ihm aufgetragen hatte. Als Vater gestorben war, waren die Rollen neu verteilt worden und in Zukunft, so zumindest die Abmachung, würden seine Söhne das Werk fortsetzen. Die Zukunft des Unternehmens, der Fortbestand der Familie hing von seinem Nachwuchs ab, denn Johann würde niemals eine eigene Familie gründen.
    Das Wartezimmer war ein enger Raum, wo es gerade genug Platz für die Bare und zwei schmale Tische gab, die an den langen, sich gegenüberliegenden Wänden standen. Die Wände waren einmal weiß gewesen, steril wie in einem Krankenhaus. Heute würde man den Farbton wohl eher als cremeweiß bezeichnen. Ach was, die Farbe an den Wänden war vergilbt und sie würden sie eines Tages streichen müssen. Blieb nur die Frage, für wen sollten sie das Zimmer eigentlich herrichten? Wer hierher kam, dessen Augen waren bereits geschlossen und zwar für immer.
    Der Raum diente nur dem einen Zweck, dem Umladen des Pakets vom Tisch in einen Karton. Einen solchen legte Johann nun auf der Bare ab. Ab hier half Lars seinem Bruder, den Karton musste man nämlich erst noch in Form bringen. Dazu wurden die Seiten hochgeklappt und die Ecken mit einem Stück Klebeband fixiert. Um Zeit zu sparen, kümmerte sich jeder um eine Seite, Lars oben, sein Bruder unten.
    Das Familienunternehmen lebte nur von dem einen Ofen, das bedeutete kaum Arbeit und gutes Geld, dafür die Angst entdeckt zu werden.
    Die Verbrennungsanlage war nicht die neuste, man musste noch Hand anlegen, nicht wie in den modernen Anlagen, wo man Tausende im Monat entsorgen konnte und das alles mit nur ein paar Handgriffen und wenigen Knöpfen. Derart ausgereift war diese Anlage nicht, dafür war sie jedoch robust und konnte ohne die Hilfe von Spezialisten gewartet werden. Wertarbeit, pflegte Vater zu sagen.
    Sie hatten nur den einen Ofen und sie hatten nur die einen Kunden. Seine Arbeit erfüllte Lars mit Stolz, denn durch seine Hilfe konnten die Engel ihr Werk in Ruhe fortsetzen.
    Die Engel kamen nachts, mit dem immer gleichen Wunsch. Wie sie die Leichen herbrachten, ohne jemals kontrolliert zu werden, wie sie jeden Zufall zum Trotz nicht ein einziges Mal aufgeflogen waren, das hatte Lars früher Kopfzerbrechen bereitet. Als er Vater darauf angesprochen hatte, hatte jener ihm den einfachen Rat mit auf den Weg gegeben: „Kümmer dich gefälligst um deinen eigenen Scheiß“. Diesen Rat befolgte Lars heute noch. Die Wege des Herrn waren nicht ihr Problem. Diese Worte würde Lars seinen eigenen Söhnen mit auf den Weg geben. Ihr Unternehmen kümmerte sich lediglich darum, hinter den Engeln sauberzumachen.
    Brennendes Fleisch, wie konnte man den Geruch am Besten beschreiben? Großvater hatte den Geruch noch allzu gut gekannt und manchmal davon erzählt. Großvater hatte nämlich noch die gute, alte Zeit erlebt. Wenn er von dieser Zeit gesprochen hatte, dann hatte er die erste Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts im Sinn gehabt, als man sich nicht für das Vaterland hatte schämen müssen. Alles sei besser gewesen, bevor die dreckigen Bolschewiken wie Leichenfledderer über die eine Hälfte hergefallen waren und die kapitalistischen Heuschrecken die andere Hälfte besetzten, hatte Großvater gesagt.
    Sein Großvater, das lernte Lars von Vater, war ein guter Mann, aber er hatte zu viel gesehen und nicht alles verstanden. Heute wüssten sie es besser, daher solle Lars ihn zwar reden lassen, aber sich kein Beispiel an ihm nehmen.
    Die Welt, sie gehörte anderen, auf keinen Fall denen, die vorgaben in deren Besitz zu sein. Große Männer

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