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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Österreich? Das Konzept ist so einfach
wie genial. Man lässt ein paar Geistesabwesende, die weder Lob noch Ehre
erwarten, für sich arbeiten und streift den Gewinn ein. Ihre Familien werden
großzügigst abgefunden, damit sie weiter ans System glauben. Schließlich sorgt
man noch dafür, dass der Rest der Welt es nicht mitbekommt. Um moralische
Bedenken, diplomatische Zerwürfnisse oder Betriebsspionage gar nicht erst
aufkommen zu lassen. Und das eigene Volk mästet man mit Wohlstand und stupiden
Vergnügungen aller Art, damit es nicht anfängt, nachzudenken. Katja ist
begeistert. Wenn der Chef nicht so unsympathisch wäre, würde sie sich sofort
bewerben.
    Anna hat die Grundidee soweit durchschaut. Dennoch
entziehen sich weiterhin einige Umstände ihrem Verständnis: „Aber was ist mit
Max? Ich meine, was ist mit meinem Großvater und all den anderen alten
Menschen? Warum haben Sie die weggesperrt? Oder die Zensur? Warum dürfen wir
nicht sehen, dass es da draußen noch eine andere Welt gibt? Eine lebenswerte?“
Genervt sieht Janus Anna an und antwortet: „Hast du mir nicht zugehört? Ich
habe verhindern müssen, dass die Leute auch nur das kleinste Bisschen
mitbekommen. Ich hab von zwei Seiten einschränken müssen. Einerseits die Alten:
Die wissen einfach zu viel über die Vergangenheit und dass es auch anders geht.
Sie würden plaudern. Anarchie, Revolte und Putsch wären die Folgen. Und so
etwas mag ich nicht. Also hab ich sie in den Altersheimen im Burgenland
untergebracht. Wo liegt das Problem? Sie wollen gar nicht mehr von dort weg. Es
geht ihnen ja auch super! Riesige Anwesen, nettes Personal und drei Mal täglich
frisch gezapfte Drogen. Wenn ich in Pension ginge, würde ich mich sofort
freiwillig einweisen lassen.“
    „Freiwillig. Das ist der Punkt“, denkt Anna. „Max ist
nicht aus sich heraus in die Schattige Pinie gezogen. Vor allem nicht,
um den Rest seines Lebens dort zu verbringen. Und schon gar nicht, um im
Dauerrausch zu vergessen, dass es Familie, Freunde und Freiheit gibt.“
    „Und andererseits“, unterbricht Janus Annas Gedanken,
„andererseits die Medien, das Internet und alle anderen Formen der
Unterhaltung, die den Österreichern auch zu viel Einblick in die Welt da
draußen geben würden. Dann kommt vielleicht noch jemand auf die Idee
auszuwandern oder noch schlimmer – die anderen kommen zu uns! Spionage, Verrat
und unkontrollierbarer Bevölkerungswachstum wären die Folgen. Und so was kann
ich mir nicht leisten. Ich hab dafür sorgen müssen, dass niemand auch nur auf
die Idee kommt, das Land zu verlassen oder sich hier bei uns breit zu machen.
Alles eine Frage der Medienmanipulation. Oder, wie ihr es nennt: Blattlinie.
Natürlich kommen immer wieder Touristen. Das ist sogar recht wichtig für uns.
Immerhin leisten sie einen wesentlichen Beitrag.“ Mit einem Grinsen fügt er
hinzu: „Vor allem in der Gastronomie.“
    Janus nickt
abschließend. Die Unterrichtsstunde in angewandtem Despotismus ist beendet.
Hausaufgaben für heute: Kapitel eins und zwei wiederholen und im Rahmen der
anstehenden Exkursion praktische Erfahrungen sammeln. Höhepunkt und Abschluss
der Lehrveranstaltung: Sterben.
    Janus taumelt, als er etwas zu schwungvoll aufsteht.
Er kneift die Augen zusammen, klammert sich an seinem Sessel fest und atmet
langsam ein und wieder aus. Als sich die Benommenheit gelegt hat, umrundet er
schlurfend den Schreibtisch und wendet sich einem seiner Bücherregale zu. Im
Gehen deutet er den AFFEn mit einer schwachen Handbewegung, die fünf nun
endlich zu den Kalten zu bringen. Dann widmet er sich der verstaubten Ausgabe
eines Fachbuchs über Pathologie.
    Mit schweren Schritten eilen die Uniformierten zu den
Gefangenen. Der Kommandant reißt Katja grob herum und stößt sie zur Tür,
während die anderen sich um Anna, Bernd, Jo und Johann kümmern. Mit
versteinerten Mienen strecken sie den vier ihre Pistolen entgegen und deuten
ihnen, zu Katja hinüber zu gehen. Jetzt ist es also so weit. Sie werden
sterben. Ihr Leben wird in wenigen Minuten auf unvorstellbar grausame Weise zu
Ende gehen. Keine Chance auf Begnadigung, Rettung oder Erlösung.
    Anna hebt abwehrend ihre Hände und geht Kopf
schüttelnd rückwärts. Als sie mit voller Wucht gegen den Schreibtisch läuft,
schreit Bernd auf. Das ist das Stichwort für Katja. Nicht, dass es abgesprochen
gewesen wäre. Aber wenn jemand schreit, dann fühlt sich Katja angesprochen. So
ist sie eben. Mit einem Brüllen wirft sie sich auf

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