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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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ihre Hand angehalten hatte, bislang von größerem Unglück verschont geblieben war. Von dem halben Dutzend, das bislang die Ehre gehabt hatte, sich Verlobter dieser Dame nennen zu dürfen, war keiner mehr am Leben, auch nicht der Marquis von Bradbury, auf dessen Landsitz die Gäste jetzt feierten. Reland Huxford, der Earl von Chadwick, der die Möglichkeit von sich wies, daß auf einem so lieblichen Geschöpf ein Fluch liegen könnte, hatte sich in seinem Werben nicht beirren lassen und des traurigen Geschicks jener nicht geachtet, die ihm vorangegangen waren. Triumphierend und durch eine grüne Girlande mit seiner Angetrauten verbunden, stand er da, während ledergefaßte Humpen und Silberpokale zu Ehren des jungen Paares erhoben wurden. Starkes Bier und zu Kopf steigender Wein taten das Ihre, um die Stimmung anzuheizen. Die Dienerschaft war emsig am Werk, zapfte frische Fässer des dunklen Bieres an und schenkte Wein, weißen und roten, nach, damit die Hochstimmung nicht nachließe.
    Edward Stamford war vor Freude schier außer sich, weil er endlich einen Schwiegersohn hatte, der über Reichtum und Rang verfügte, doch er hatte ihm die Hand seiner Tochter nicht gegeben, ohne ein gewisses Ausmaß an Ungemach hinnehmen zu müssen. Nur widerstrebend hatte er zugestimmt, daß die Hochzeitstafel mehr als das Alltägliche an Speisen bot. Nun mußte der alte Geizkragen bekümmert mit ansehen, wie riesige Tabletts mit Spanferkeln, gefüllten Zicklein und kunstvoll garnierten Wildvögeln den heißhungrigen Gästen vorgesetzt wurden, wie saftiges Fleisch, würzige Puddings und köstliche Süßspeisen in gleichmütiger Völlerei von all denen verschlungen wurden, die gekommen waren, um sich an seiner so seltenen Großzügigkeit gütlich zu tun. Falls jemandem die Appetitlosigkeit des Gastgebers auffiel, behielt er seine Beobachtung für sich.
    Es war in der Tat ein ungewöhnlicher Tag, an dem Edward Stamford sich gegen jedermann so freundlich zeigte. Er galt als ein Opportunist, der seinen Reichtum dem Unglück oder der Torheit anderer verdankte. Zwar hätte niemand den Beweis zu erbringen vermocht, daß seine unerwarteten Gewinne raffinierten Machenschaften zuzuschreiben waren, jedoch wußte Edward stets die Früchte anderer zu ernten. Sein bekanntester, wenn auch inzwischen für immer verstummter Wohltäter war der verblichene Herr von Bradbury Hall, Maxim Seymour, Marquis von Bradbury.
    Kein Mensch ahnte, was es Edward gekostet hatte, um jeden Verdacht zu zerstreuen, er habe bei der Ermordung des Spitzels der Königin selbst die Hand im Spiel gehabt. Indem er die Schuld auf Seymour abwälzte, hatte er jeglicher Ehre und jeglichem Vorteil entsagt, die er sich einst von der Verbindung mit seiner Tochter mit diesem Mann erhoffte. Andernfalls wäre nicht nur eine Vergeltungsaktion von seiten Ihrer Majestät zu befürchten gewesen, nein, Edward wußte auch, daß der Marquis einst als einer der kühnsten Haudegen der Königin gegolten hatte und für sein Geschick in der Handhabung des Schwertes bekannt war. In seinen Alpträumen sah sich Edward von der langen, schimmernden Doppelklinge des Edelmannes an eine Wand gespießt.
    Zwar schenkte Elizabeth seinen Beschuldigungen ihr Ohr, doch hatte er ihre Sympathie für Seymour weit unterschätzt. Die Königin zeigte sich zunächst sehr verstimmt, daß einer ihrer in großer Gunst stehenden Edelleute von einem weniger Geschätzten des Mordes und Verrats bezichtigt wurde. Erst als Zeugen bestätigten, daß man die Handschuhe des Marquis neben dem getöteten Spitzel gefunden habe, hatte Edward die Sache für sich entscheiden können. Die Königin hatte ihm schließlich Glauben geschenkt und Seymours sofortige Hinrichtung befohlen. Zusätzlich wurden ihm in einem Schnellverfahren, wie bei Hochverrat üblich, Titel und Besitz aberkannt; letzterer wurde dem Mann überantwortet, der ihn angeklagt hatte. Edwards anfängliches Frohlocken war beklemmender Angst gewichen, als Seymour in seiner Kerkerzelle im Lambeth Palace all jenen Rache schwor, die seinen Sturz und den Entzug königlicher Gunst bewirkt hatten. Obgleich das Todesurteil an dem Edelmann in knappen vierzehn Tagen vollzogen werden sollte, hatte der arg mitgenommene Edward kaum gewagt, die Augen zu schließen, aus Furcht, er würde sie nie wieder öffnen. Er fürchtete vor allem den Verstand des Marquis – zu Recht, wie sich zeigte, denn der Marquis hatte einen Plan ausgeheckt, wie er seinen Bewachern beim Überqueren der Brücke

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