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Al Wheeler und die Füchsin

Al Wheeler und die Füchsin

Titel: Al Wheeler und die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    »Die Tote liegt dort,
Lieutenant«, sagte der alte Mann in trockenem Flüsterton. »Die dritte Tür
links.«
    Er mußte einmal ein großer Mann
gewesen sein, aber das lag lange zurück, und jetzt war sozusagen nur die Hülle
zurückgeblieben, die zusammengekauert in einem Rollstuhl hockte. Wenn er in
diesem ausgetrockneten Flüsterton sprach, dann klang es, als ob der Tod selbst
die Erledigung eines weiteren Routineauftrags verkündete. Es lief mir sachte
kalt über den Rücken.
    »Danke«, sagte ich gänzlich
unsinnig und warf dann zu meiner Beruhigung einen Blick auf das sture Gesicht
Sergeant Polniks neben mir. »Dann wollen wir gehen.
Ja?«
    »Na klar, Lieutenant«, brummte
er mit knarrender Stimme. »Schließlich fängt jeder Mord mit einer Leiche an.
Nicht?«
    Ich zuckte bei seiner
taktvollen Bemerkung zusammen, und der alte Mann brach in ein schrilles und
entzückt klingendes Gekicher aus.
    »Sie haben einen guten Mann bei
sich, Lieutenant Wheeler«, gackerte er. »Er hält nichts davon, wenn
Gefühlsduselei und konventionelle Denkweise die wesentlichen Tatsachen
vernebeln .«
    »Wir wollen gehen«, sagte ich
erneut zu Polnik und ging voran in den Korridor, der
vom anderen Ende des Wohnzimmers bis zum hinteren Teil des Hauses verlief.
    Die dritte Tür rechts führte in
ein Schlafzimmer. Es war ein sehr weibliches Schlafzimmer, dessen üppige
türkisfarbene Samtvorhänge zugezogen waren und das Eindringen der hellen
Vormittagssonne draußen vor den Fenstern verhinderten. Auf dem Boden lagen
dicke weiße Teppiche, und ein elegantes Himmelbett beherrschte infolge seiner
zentralen Stellung das gesamte Zimmer. Über dem türkisfarbenen Bettüberzug lag
dazu kontrastierend ein verwirrendes Durcheinander aus Weiß, Gold und Rot. Das
Mädchen lag nackt auf dem Bett, das Gesicht nach unten, die Beine unter den
Körper gezogen, die Arme weit ausgestreckt. Das lange blonde Haar lag wie ein
aus Gold gesponnener Schleier um Hals und Nacken, während sich auf ihrem bloßen
Rücken eine Pfütze allmählich gerinnenden Blutes ausbreitete und zu beiden Seiten
des Körpers häßliche Flecken auf dem türkisfarbenen
Bettüberzug hinterließ. Zwischen ihren Schulterblättern ragte ein Messergriff
heraus.
    » Ui «,
platzte Polnik heraus. »Dem, der die Puppe abgemurkst
hat, war’s aber ernst damit, Lieutenant. Nicht?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube,
hier können wir nichts tun. Rufen Sie Doc Murphy und den Leichenwagen an,
während ich mich mit diesem Methusalem im Rollstuhl unterhalte .«
    Ich verließ ihn und kehrte ins
Wohnzimmer zurück, wo der Alte noch immer in seinem Rollstuhl saß, die Augen
leer und düster, als starre er bereits in die Ewigkeit. Gleich darauf wurde der
Blick wieder scharf, und ein schwaches boshaftes Lächeln kräuselte die
blutleeren Lippen.
    »Nun — wie Ihr tüchtiger
Sergeant sagte — , Sie haben also die erste wesentliche
Tatsache festgestellt, daß ein Mord begangen wurde und daß sich zum Beweis
dessen eine wirkliche Leiche im Schlafzimmer befindet. Was kommt als nächstes,
Lieutenant? Vermutlich eine Sturzflut ermüdender Fragen?« Trotz des heiseren
Geflüsters kamen die Worte des alten Mannes überraschend schnell heraus. In
dieser eingeschrumpften Hülle steckte weit mehr Energie, als ich erwartet
hätte.
    Ich nickte vorsichtig. »Vor
etwa einer Stunde rief eine Frau im Büro des Sheriffs an — gegen halb zehn — ,
sagte, hier sei jemand ermordet worden, gab diese Adresse an und hängte auf.
Wir haben also als erste wesentliche Tatsache, wie Sie und Polnik sagen, festgestellt, daß ein Mord begangen wurde. Wir wollen eine weitere
wesentliche Tatsache feststellen: Wer sind Sie ?«
    »Ich heiße Pace, Robert Irwin
Pace .« Die verblichenen blauen Augen erhellten sich
flüchtig. » Rip hat man mich genannt, als ich jünger
war, Rip Pace. Vor allem die Mädchen.« Er kicherte
erneut, und meine Nerven zuckten aufs unangenehmste bei dem schrillen, unerfreulichen
Laut.
    »Nur gibt es heute keinen Rip mehr«, fügte er leise hinzu. »Schon mehr R.I.P., fürchte ich.«
    »Wer war das Mädchen ?« fragte ich.
    »Meine Stieftochter, Virginia
Meredith«, flüsterte er. »Sie lebte hier .«
    »Wer war die Frau, die anrief
und den Mord meldete ?«
    »Karen Donworth ,
meine Sekretärin. Sie wohnt ebenfalls hier. Sie hat die Oberaufsicht über das
Haus und sorgt dafür, daß die Haushälterin und die Krankenschwester abends weggehen,
damit ich ein bißchen Frieden habe .«
    »Hat sie die

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