Traeum weiter Baby
bestimmt nie jemanden kennen.«
»Dann mach doch ein Fest«, schlug ich vor, »wenn die Bierkästen in der Küche stehen, ist sie garantiert voller Männer.«
»Ich weiß nicht. Die Typen, die ich einladen würde, kenn ich doch alle schon. Entweder beschissen oder besetzt. Meistens beides! Nee, so geht das nicht. Ich sage dir, ich brauch dringend wieder einen Job.«
|10| Für Paula lohnte sich der Aufwand, arbeiten zu gehen, nur, wenn er mit interessanten Zusatzvergünstigungen verbunden war. Wie Männer kennenlernen. In ihrem letzten Job in einer Modeagentur war sie viel gereist, hatte Designerklamotten zu Spottpreisen bekommen und jede Menge Kandidaten für ihre nächtlichen Eignungstests an Land gezogen. Es war der ideale Job für Paula gewesen, der aber leider vor zwei Monaten zu Ende gegangen war, weil die Agentur Pleite gemacht hatte. Paula trug die Arbeitslosigkeit mit Fassung, weil ihr das frühe Aufstehen sowieso auf den Keks gegangen war und außerdem keine finanziellen Einbußen damit verbunden waren, solange sie von ihrem Vater mehr Geld bekam, als sie jemals selbst verdienen konnte. Das einzige, was Paula wirklich nervte, war, daß sie jetzt ihre Testpersonen aus dem Nachtleben rekrutieren mußte.
»Mein Vater hat mich neulich gefragt, wann ich wieder Arbeit habe«, sagte sie und rollte mit den Augen.
»Als ob du wüßtest, wann die Regierung ihr Wahlversprechen einlöst!«
Paula lachte.
»Sehr witzig! Du hast keine Ahnung, wie schwer es ist, den richtigen Job zu finden!«
»Fast so schwer wie den richtigen Mann, schätze ich? Besonders, wenn man so realistische Ansprüche stellt wie du!«
Paula lachte und knuffte mich, so gut es geht, wenn man einen Schaukelstuhl schleppt, in die Seite. Dabei rempelte sie einen Typen an, der sich jetzt mit schmerzverzerrtem Gesicht das Schienbein rieb.
»O je, hab ich dir weh getan?« fragte Paula.
»Überhaupt nicht«, zischte der Typ mit gequältem Lächeln zwischen den Zähnen durch und humpelte davon.
Abgesehen von seinem ungelenken Gang sah er ganz |11| nett aus: dunkelhaarig, groß, genau so, wie ein Typ aussehen mußte, der Paula gefallen könnte, wenn sie ihn nicht vorher mit einem Schaukelstuhl niederstreckte.
»Tut mir leid«, schrie sie hinter ihm her. Dann zuckte sie mit den Achseln. »Also, so eingeschnappt hätte der nicht zu reagieren brauchen! Die Typen haben doch alle ’ne Macke! Ich sage dir, der einzige normale Mann, den ich kenne, ist Moritz.«
Sie beugte sich über den Kinderwagen und küßte meinen Sohn. Moritz grinste sie begeistert an und verkrallte seine kleinen Finger in ihren Locken. Paula befreite sich lachend.
»So ein Süßer! Der hat den Charme seines Vaters geerbt!«
»Ist das gut oder schlecht?«
Sie lachte.
»Ich hätte auch gerne so ein Knuddelteil«, sagte sie dann allen Ernstes, »obwohl ich natürlich keinen Bock auf die Krampfadern durch die Schwangerschaft oder Schmerzen bei der Geburt habe.«
»Du kannst ja adoptieren. Ist ja ohnehin die große Mode! Und nur mal fürs Protokoll: Ich habe keine Krampfadern.«
»Mel, du weißt, was ich meine. Ich seh doch an dir, wie es ist, ein Kind zu haben. Superanstrengend! Aber du könntest mir Moritz mal öfter leihen. Zum Üben!«
»Du kannst sofort damit anfangen«, sagte ich.
Ich war wie immer unausgeschlafen und hätte ein paar Stunden babyfreie Zone gut gebrauchen können. Das Knuddelteil wäre bestimmt einverstanden gewesen, aber Paula schüttelte den Kopf.
»Nicht heute! Ich bin total fertig, die Nacht war echt lang!«
»Hat es denn wenigstens Spaß gemacht?«
»Wenn es Spaß ist, neben einem Wildfremden aufzuwachen |12| und sich zu fragen, wie er in deine Wohnung gekommen ist?«
»Ich weiß genau, was du meinst.«
Paula lachte. »Soll das ein Witz sein? Du liebst deinen Sascha doch! Und wenn er dich mal nervt, dann hast du ja immer noch die Kleinausgabe.«
Die Kleinausgabe fing jetzt an zu quengeln, weil er hungrig war, und ich dachte, daß sein Vater vermutlich zu Hause dasselbe tat. Ich hatte Sascha versprochen, etwas zum Frühstück mitzubringen, und wahrscheinlich wartete er inzwischen schon darauf. Also entschied ich mich, kurzen Prozeß mit dem Ostergeschenk zu machen, und kaufte bei einem Kollegen der Pudelmütze eine alte Cabriobrille als Osterei für Sascha. Er würde sich bestimmt freuen, und ich könnte vielleicht aufhören, mich darüber zu ärgern, daß er so viel Geld für einen Zweisitzer ausgegeben hatte, weil ich die Aktion durch den Kauf
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