JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
1. KAPITEL
Genervt holte Clayton McClintock sein Mobiltelefon aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. „Ich werde mich verspäten“, erklärte er seiner Verabredung knapp, während er die Tafel mit den Ankunftszeiten am Flughafenterminal beobachtete. Alle Flüge bis auf einen würden pünktlich ankommen. Und natürlich saß sie in dem einzigen verspäteten Flugzeug. Wie konnte es auch anders sein?
Seine Gesprächspartnerin antwortete nicht. Verwundert blickte er aufs Display. Mit der Verbindung war alles in Ordnung.„Ellen? Bist du noch da?“
„Ja“, erwiderte sie in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass ihre Geduld erschöpft war. Ein theatralisches Seufzen, das Clayton unangenehm an seine beiden Schwestern erinnerte, folgte. „Es hat einfach keinen Zweck, Clayton. Andauernd versetzt du mich. Nur ein einziges Mal haben wir uns in den letzten zwei Wochen gesehen.“
Schuldbewusst und auch ein wenig resigniert antwortete er: „Wegen der Hochzeit meiner Schwester ging bei uns alles drunter und drüber.“ Er hatte unzählige Schecks ausstellen müssen und war schließlich dazu verdonnert worden, heute den Chauffeur zu spielen, während alle anderen bereits bei der Probe waren.
Nervös blickte er auf seine Uhr. Wenn Abbys Flugzeug nicht bald landete, würden sie nicht nur die Probe in der Kirche, sondern auch noch das Abendessen bei den Kellys verpassen. Eigentlich hatte er geplant, seine Freundin Ellen nach der Probe abzuholen, damit sie ihn zum Familienessen begleitete. Doch wieder einmal schien es, dass er seine eigenen Pläne zugunsten seiner Familie aufgeben musste.
„Ja, es gab eine Menge zu tun“, räumte Ellen ein. „Und dein Bruder …“
Rory, der mit seinen vierzehn Jahren gerade eine schwierige Phase durchmachte, erinnerte Clayton ständig an sie . Doch sie war natürlich kein Teenager mehr. Menschen wurden älter und vernünftiger – vermutlich traf das sogar auf Abby Hamilton zu.
Und Clayton hoffte inständig, dass auch sein Bruder Rory eines Tages erwachsen werden würde. Natürlich nur, wenn er ihn bis dahin nicht erwürgt hatte.
„Immer geht es nur um deine Familie, Clayton“, sagte Ellen vorwurfsvoll. „Für mich hast du nie Zeit.“
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Sie hatte ja recht. Er hatte nicht einmal Zeit für sich selbst. Seine Arbeit, seine Geschwister und seine Mutter beschäftigten ihn rund um die Uhr. Wie hatte sein Dad das nur geschafft? Clayton hatte die Verantwortung für die Familie bereits vor acht Jahren übernommen, und noch immer verstand er nicht, wie sein Vater alles so scheinbar mühelos bewältigt hatte. Müde rieb er sich die Augen.
„Mir ist schon vor einiger Zeit klar geworden, dass es mit uns beiden nicht klappt, Clayton. Also ruf mich bitte nicht mehr an.“
„Morgen heiratet meine Schwester.“ Damit würde zumindest ein Teil der Verantwortung von seinen Schultern genommen. „Danach wird alles besser.“
„Ja? Nimmt sie denn deine Mutter und deine anderen Geschwister mit? In deinem Leben ist weder Platz für mich noch für irgendeine andere Frau, Clayton. Es tut mir leid.“
Das Telefon klickte, und die Verbindung war unterbrochen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Abgesehen davon, dass er jetzt ohne Partnerin zu der Hochzeit gehen musste, störte das abrupte Ende dieser Beziehung Clayton nicht sonderlich. Er war noch nie längere Zeit mit einer Frau zusammen gewesen und spürte eher ein Gefühl der Erleichterung. An ernsthaften Beziehungen war er nicht interessiert, denn sie stellten für ihn lediglich eine weitere Verpflichtung dar, auf die er gut und gern verzichten konnte.
Hier im Flughafen auf Abby warten zu müssen, war schlimm genug. Es war typisch für sie, erst in der allerletzten Minute anzukommen. Sie war wirklich eine vorbildliche Brautjungfer! Zum Glück hatte Molly ihre langjährige Freundin Brenna gebeten, die Erste Brautjungfer zu sein. Clayton konnte sich nicht vorstellen, dass Abby dieser Aufgabe gewachsen gewesen wäre.
Er ging hinüber ins Flughafencafé und bestellte sich einen Cappuccino. Als er der Kellnerin das Geld dafür gab, ignorierte er ihr charmantes Lächeln und ihr Augenzwinkern. Vielleicht sollte er für eine Weile aufhören, sich mit Frauen zu treffen – er hatte eh nicht vor, sich ernsthaft zu binden. Das überließ er lieber Molly, Colleen und Rory. Ja, es würde ihn nicht einmal stören, wenn auch seine Mutter noch einmal heiratete. Schließlich war es schon acht Jahre her,
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