Traeum weiter, Mann
Metallspitze in die Hand und spielt damit herum. Seinen Augen nach zu urteilen, sollte Steff sich zurückhalten. Womöglich hat Deuters längst mit seinem bisherigen Leben und seiner Familie abgeschlossen. In diesem Fall wird es an Bord dieses engen Segelbootes lebensgefährlich für ihn und Steff!
»Nun mal ganz ruhig, Steff«, erklärt Gerald beschwichtigend. »Du kannst es auch als Kompliment sehen.«
»Willst du mich verarschen?«
»Warum hat Heiner die ganze Show denn abgezogen?«, erklärt er fast flehentlich. »Doch deinetwegen! Wie ein Erpel, dessen bunte Halsfedern dem Weibchen imponieren sollten.«
»Mit dem Unterschied, dass dem Erpel die bunten Federn von selber wachsen«, ruft Steff immer noch beleidigt.
»Heiner ist das alles auch von selber gewachsen! Nur nicht am Hals, sondern im Hirn.«
Deuters schaut Gerald verblüfft an. Eine Verteidigung von seiner Seite hat er wohl als Letztes erwartet.
»Vielleicht ist das mein eigentlicher Stoff«, er lacht plötzlich laut los, »die Geschichte eines Betrügers.«
Gerald macht dieses Lachen Angst. Es kommt eine Spur zu schnell und ist zu laut. Ein falsches Wort und der Buchhalter prügelt mit dem Bootshaken auf sie beide ein! Geralds Hand fängt leicht an zu zittern. All die Medienberichte von den U-Bahn-Schlägern, Geiselnahmen und Hunderte TV-Thriller sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er weiß genau: Dass er der Sieger im Kampf um Steff ist, prädestiniert ihn zum Opfer, er wäre als Erster fällig!
»Du hast mich ausgenutzt wie eine Nutte!«, faucht Steff Deuters an.
»Na, na«, versucht sie Gerald zu beschwichtigen, er weiß ja, dass da nichts weiter passiert ist. Doch Steff will sich nicht beruhigen. Deuters rutscht nervös hin und her, er weiß nicht mehr wohin auf dem engen Boot, was gar nicht gut ist ...
»Kannst du das Ruder übernehmen, Heiner?«, bietet Gerald ihm an.
Wenn Deuters den Bootshaken weglegt und etwas anderes in die Hand bekommt, wird er sich vielleicht etwas beruhigen. Passieren kann dabei nichts, es ist windstill, und Eisberge sind nicht in Sicht.
»Einfach geradeaus weiter.«
Deuters nickt und packt das große Ruder. Dem Anschein nach tut es ihm gut, da kann er mal so richtig Kapitän spielen. Gerald klettert mit Steff an den Bug und lehnt sich dort mit dem Rücken an die Reling, so dass er Deuters stets im Blick hat.
Steff sieht unendlich müde aus. »Wie lange weißt du es?«, erkundigt sie sich.
»Seit heute.«
»Wie bist du darauf gekommen?«, will Steff wissen.
Gerald will nicht so gerne zugeben, dass er schon wieder in Hamburg war, um Deuters nachzuspionieren, damit ist er bei Steff schon einmal schlecht gefahren.
»Instinkt«, behauptet Gerald und kratzt sich am Kinn.
Er wollte, dass es wahr wäre. Wenn es überhaupt einen Instinkt gegeben hat, dann den der kleinkarierten Eifersucht.
»Mir ist aufgefallen, dass er sich in Widersprüche verwickelt«, erklärt Gerald großspurig. »Der Rest hat mich zwei Anrufe gekostet.«
Steff wirkt schwer getroffen. Fassungslos sieht sie zu Deuters, der verloren am Ruder steht und mit leeren Augen an ihnen vorbei zum Horizont starrt. In ihrem Blick sieht Gerald Verachtung und Abscheu. Aber auch Angst. Deuters scheint ihr unheimlich zu sein.
Gerald legt seinen Arm um sie.
»Ich werde immer für dich da sein, das weißt du. Wir werden es gut haben, Steff, besser, als jeder von uns es je hatte.« Er lächelt. »Am meisten freue ich mich auf die Wochenenden im Winter, wenn wir im warmen Whirlpool sitzen, während draußen der Schneesturm ums Haus heult. Was nicht bedeutet, dass wir keine Reisen machen, ich möchte viel mit dir reisen. Zum Beispiel könntest du mir dein Australien zeigen, so wie du es kennengelernt hast, das würde ich superspannend finden.«
Steff schaut ernst und stumm durch ihn hindurch. Er ahnt, warum sie schweigt: Deuters macht sie befangen. Ohne ihn könnte es so schön sein ...
»Am besten wir essen etwas zusammen, was meinst du?«, sagt Gerald.
Ein absurder Gedanke, nach dem was passiert ist: Wie soll er sich das Gespräch während so eines Essens vorstellen? Andererseits ist es auch nicht absurder als alles andere, was man jetzt an Bord machen könnte.
»Bleib du hier sitzen, ich koche mit Heiner«, schlägt Gerald vor. Steff wird unsicher. »Und wenn er zu mir kommt und etwas will?«
»Keine Sorge, den halte ich auf Trab.«
Er ist jetzt ganz nahe bei ihr. Gerald hangelt sich an der Edelstahlrohr-Reling entlang zum Heck, wo Deuters
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