Traeume aus 1001 Nacht Band 03
erzählen, dann möchte ich auch alles hören.“
„Die Menschen werden langsam ungeduldig.“
Rashid von Quador zog die Augenbrauen zusammen. „Soll das heißen, dass das Volk einen Aufstand gegen mich plant? Sag mir, wer dahintersteckt, Abdullah, ich werde ihn …“
„Nein, Hoheit, darum geht es nicht“, stieß sein Berater ängstlich hervor. „Das Volk ist glücklich unter Ihrer Herr schaft. Jeder hier lobt Sie dafür, das Land ins neue Jahr tausend geführt zu haben. Gleichzeitig werden die Tradi tionen bewahrt und …“
„Genug“, herrschte Scheich Rashid seinen Unterge benen an und machte eine abwehrende Handbewegung. „Hör endlich auf, mir Honig um den Bart zu schmieren, und sag mir, was los ist.“
Abdullah seufzte auf. Offenbar befürchtete er eine sehr heftige Reaktion des Scheichs. Wieder verbeugte er sich mehrfach, bevor er leise murmelte: „Das Volk wartet darauf, dass Sie sich endlich entscheiden und eine Frau nehmen.“
„Eine Frau?“ In Rashids Augen lag auf einmal dieses gefährliche Blitzen, das seine Untergebenen zu Tode er schrecken konnte. Seine Gesichtszüge waren wie zu einer Maske gefroren. „Das ist meine Privatangelegenheit“, er klärte er scharf. „Es geht mein Volk nichts an, und wer auch immer solche Gerüchte in die Welt setzt, wird schwer bestraft. Ich allein entscheide, wann es für mich an der Zeit ist, die Ehe einzugehen.“
War es nun an der Zeit, Jenna wieder in sein Leben zu holen? Während er seinen Gedanken nachhing, ließ er den Blick über die üppig sprießenden Pflanzen des Gartens gleiten. Zwischen den Beeten flossen schmale Kanäle und versorgten Blumen und Bäume mit dem nötigen Wasser. Es herrschte eine paradiesische Atmosphäre, doch war Rashid ganz und gar nicht in der Stimmung, diese Harmonie zu genießen. „Ich habe den Eindruck, es gibt da noch et was, was du mir verbirgst, Abdullah“, sagte er drohend.
„Richtig.“ Abdullah schluckte. „Es gibt Berichte aus dem Ausland, die im Internet verbreitet werden. Und da gegen können wir nichts machen.“
„Im Internet“, zischte Rashid. „Das sollte man verbie ten. Diese Computer sind das Werk des Teufels.“
„Sicher, Hoheit“, erklärte Abdullah sofort und verbeug te sich so tief, dass er beinah den Fußboden mit der Stirn berührte. „Aber da wir ein modernes Land sind, können wir den Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln nicht verbieten. Das würde jedenfalls nicht zu dem Bild passen, das die Welt sich von Ihrer Hoheit macht.“
„Du hast recht“, gab Rashid zu. „Aber sag mir, was wird in diesen so genannten Berichten erzählt?“
„Man spricht viel von einer Beziehung, die Sie zu einer Frau in Paris unterhalten sollen.“
„Chantal?“ Rashids Gedanken gingen zu der höchst ero tischen Frau, die er zuweilen in der französischen Haupt stadt traf. Sie war seit langem schon seine Geliebte, doch sehnte er sich wie am ersten Tag danach, sie in den Armen zu halten. „Chantal ist eine gute, langjährige Freundin, aber das ist auch alles.“
„Genau das ist es doch!“, rief Abdullah aus. „Da Ihre Ho heit schon so lange mit Chantal befreundet ist, wird immer wieder gemunkelt, dass die Hochzeit kurz bevorstehe.“
Rashid stieß einen Fluch auf Französisch aus. Er war ungemein gelehrt und beherrschte sieben Sprachen flie ßend. Jetzt aber hatte er das Gefühl, seinen Ohren nicht trauen zu können. „Haben meine Untergebenen denn den Verstand verloren?“, fragte er und schüttelte den Kopf. Jeder hier sollte doch genau wissen, welche Frau einmal meine Braut wird. Das ist schon vor Jahren festgelegt worden.“
„Ja, natürlich, Hoheit“, stammelte Abdullah.
„Aber man sollte hier auch wissen, dass ein Mann wie ich ein ausgefülltes Leben führt. Eine Frau wie Chantal gibt mir Dinge, die ich niemals mit meiner Braut erleben kann.“ Dann aber verzog er den Mund und erklärte offen: „Trotzdem habe ich nicht die geringste Absicht, sie zu heiraten. Chantal ist zehn Jahre älter als ich und kommt nicht als Mutter meiner Kinder infrage. Ich aber schulde meinem Land eine reiche Nachkommenschaft, um die Zukunft des Herrscherhauses sicherzustellen.“
„Ich bin sicher, das Volk ist ganz Ihrer Meinung, Eure Hoheit.“ Abdullah atmete mehrfach tief durch. Offenbar hatte er Angst, die folgende Bemerkung zu machen, doch dann platzte er heraus: „Vielleicht ist es aber an der Zeit, den Gerüchten ein Ende zu bereiten. Außerdem mag der richtige Augenblick gekommen sein,
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