Traeume aus 1001 Nacht Band 03
daran zu denken, eine Familie zu gründen und viele Kinder zu haben.“
Rashid drehte sich zum Fenster und schaute lange hi naus. Die Sonne stand hoch am Himmel, da es kurz nach Mittag war, doch hohe Palmen schützten den Innenhof des Palastes, in dem es angenehm kühl blieb.
Abdullah warf dem Scheich einen langen Blick zu und erschauerte. Von Rashid ging eine Ausstrahlung aus, der sich niemand entziehen konnte. Wieder schien er wie eine Raubkatze, die jeden Augenblick zum Sprung ansetzen konnte.
Das Volk wusste genau, was für einen gerechten, aber an spruchsvollen Herrscher es hatte. Rashid war weit über die Grenzen des kleinen Landes als ein intelligenter Mann be kannt, der geschickt die Staatsgeschäfte leitete. Man lob te allgemein seine Fähigkeit, Mitarbeitern und Ratgebern zuzuhören. Dann aber traf er die Entscheidung allein. Und daran gab es nichts mehr zu rütteln. Wer sich nicht daran hielt, musste schnell feststellen, dass Rashid gerecht, doch sehr hart sein konnte. Aber jetzt stand Rashid vor einem anderen Dilemma. Offenbar hatten die Gerüchte im Volk bereits einen bedeutenden Umfang angenommen, sonst hätte Abdullah sich nicht erlaubt, ihn darauf anzuspre chen. Denn dieser war nicht nur sein persönlicher Berater, sondern einer der einflussreichsten Menschen am Hof.
Langsam drehte Scheich Rashid von Quador sich um. Er hatte begriffen, dass ihm keine andere Wahl mehr blieb. Die unbeschwerte Jugend war endgültig zu Ende. Jetzt musste er sich seinem Schicksal stellen und tun, was das Volk von ihm erwartete. Da war es allemal besser, so zu tun, als würde er selbst entscheiden, damit nicht der Eindruck entstand, er würde sich dem Druck des Volkes beugen.
„Niemand hier auf Erden hat das Recht, sich seinem Schicksal zu widersetzen“, erklärte er würdevoll. „Und das gilt natürlich auch für mich. Ich spüre, dass es an der Zeit ist, die Zukunft meines Volkes, des Staates und meiner Familie sicherzustellen. Deshalb werde ich mich selbst da rum kümmern und Jenna anrufen, um sie zu bitten, nach Hause zurückzukehren.“ Rashid atmete den Duft einer Rose ein, die vor ihm auf der Fensterbank stand. Dann füg te er hinzu: „Sobald wir alle Vorbereitungen abgeschlos sen haben, findet die Hochzeit statt. Es soll das größte und schönste Fest werden, das mein Volk jemals erlebt hat.“
Das Appartement in New York lag hoch über dem Central Park. Von dem Wohnzimmer mit der hohen Fensterfront hatte man einen weiten Blick über den herrlichen Park im Zentrum von Manhattan. Die Wohnung war mit viel Ge schmack eingerichtet. Künstler aus dem Wüstenstaat von Quador waren hier vertreten, dazu aber auch moderne west liche Gemälde, orientalische Teppiche und elegante Möbel aus Edelholz. Das mochte einen verwirrenden Eindruck machen, doch fühlte man sich schon nach wenigen Augen blicken in diesem köstlichen Durcheinander heimisch. Jenna, die Bewohnerin dieses Appartements, hatte offenbar ein ganz besonderes Geschick im Einrichten von Räumen.
„Kannst du bitte rangehen, Brad“, rief sie, als sie das Telefon klingeln hörte.
„Sicher.“
Jenna stellte das Wasser ab und stieg aus der Wanne. Das Bad hatte ihr gutgetan. Fröhlich warf sie sich einen Blick im Spiegel zu, trocknete sich ab und warf einen Bademantel über. Dann wickelte sie ein Handtuch wie einen Turban um den Kopf und ging ins Wohnzimmer hinüber. Brad hatte gerade den Hörer abgenommen. Er zeigte Jenna den Rücken, da er über das Häusermeer der riesigen Stadt blickte.
Und obwohl er nur leise sprach, wusste sie sofort, wer am anderen Ende der Leitung war. Sie hätte selbst nicht zu sagen gewusst, woher diese Gewissheit kam, doch konnte es nicht den geringsten Zweifel geben.
Rashid.
Jennas Gedanken gingen nach Hause zu ihrem Land zu rück. Dort in der Wüste lebte der Mann, den sie einstmals mehr als alles andere auf der Welt begehrt hatte. Seitdem aber hatte das Leben einen anderen Lauf genommen. Vie les hatte sich geändert. Und damit war der Abstand zwi schen ihnen beiden immer größer geworden. Er würde es doch wohl nach all dieser Zeit nicht wagen, sie um etwas zu bitten, was sie einst gewünscht hatte, was sie jetzt aber mehr als alles andere auf der Welt fürchtete?
„Ja, natürlich ist sie hier. Einen Augenblick bitte.“ Kein Zweifel, er war es wirklich. Brad drehte sich um und kam auf Jenna zu, um ihr den Hörer zu reichen. „Es ist für dich.“
Jenna zögerte ein wenig. Sie ließ den Blick durch die Wohnung
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