Traeume aus 1001 Nacht Band 03
mit ihm anzulegen. Dann aber sagte sie sich erneut, dass sie nicht so leicht aufgeben dürfe. Entschlossen be tonte sie: „Ich kann dich unmöglich heiraten, Rashid. Das wäre einfach nicht fair.“
„Warum nicht?“, fragte er, und das erste Mal seit Beginn dieser Unterhaltung zitterte seine Stimme ein wenig.
„Nun, weil ich nicht mehr unschuldig bin. Ich hatte ei nen Liebhaber vor dir, Rashid. Da ist es doch ausgeschlos sen, dass du mich heiratest.“
4. KAPITEL
In diesem Augenblick hatte Jenna den Eindruck, dass Him mel und Hölle über ihr zusammenbrachen. Rashid stieß eine ganze Reihe von Flüchen und Verwünschungen aus. Das Blut war aus seinen Wangen gewichen, und die Augen funkelten gefährlich. Aufgeregt lief er einige Schritte auf und ab. Dabei machte er auf sie den Eindruck eines Raub tieres in einem Käfig. Dann hielt er an und warf ihr einen Blick zu, der ihr die Knie weich werden ließ.
Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich wohl nicht mehr am Leben, dachte sie. Und schon trat Rashid dich ter auf sie zu. Jenna bekam es mit der Angst zu tun. Der Scheich von Quador schien so außer sich, dass er zu jeder Bluttat fähig war. Und niemand hier im Palast würde ein Wort darüber verlieren, wenn die junge Frau, die ihm ei nen Besuch abgestattet hatte, auf einmal verschwand.
Hastig stammelte sie: „Rashid, es tut mir leid, dass du mich jetzt nicht mehr heiraten kannst, aber so ist nun ein mal das Leben. Ich bedaure wirklich, wenn ich deine Plä ne zerstört habe, aber es schien mir wichtig zu sein, dir von Anfang an die Wahrheit zu sagen. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich das nächste Flugzeug nehme und nach Amerika zurückkehre.“
„Sei still“, zischte er, wobei es ihm nur schwer gelang, nicht vollends die Beherrschung zu verlieren. Niemals zuvor war er so sehr in seinem Stolz verletzt worden. Immer wieder sah er Jenna vor sich, wie ein fremder Mann sie nackt in den Armen hielt. Diese Vorstellung machte ihn beinah verrückt, und es kostete ihn größte Mühe, das Bild zu vertreiben. Rashid zog die Augenbrauen zusammen. „War es dieser Brad?“, fragte er mit eisig kalter Stimme.
„Nein“, rief sie aus.
Sie hatte so spontan reagiert, dass er sicher war, dass sie die Wahrheit sprach. „Wer dann? Ich will es wissen, Jenna!“
Sie schüttelte entschieden den Kopf. Hätte sie doch nur wieder schulterlange Haare, um ihr errötetes Gesicht ver stecken zu können. So aber blieb ihr nichts anderes übrig, als den Scheich anzuschauen und zu versuchen, seinen Zorn zu mildern. „Rashid, ich bitte dich, lass mich gehen. Das ist sicher das Beste für uns beide.“
„Noch nicht, Jenna. Es wäre unhöflich, wenn du aus Quador abreisen würdest, ohne deinem Vater einen Be such abgestattet zu haben. Meinst du nicht auch? Oder hast du in den Vereinigten Staaten auch vergessen, was Anstand und Familiensinn bedeuten?“
Würde er denn wirklich so einfach nachgeben und sie gehen lassen? Jenna atmete erleichtert durch. Vielleicht hatte sie Rashid nur einen Vorwand geliefert, damit er sei nen eigenen Wünschen nachgeben konnte, indem er sie zurück in die Vereinigten Staaten schickte. Danach konn te er ungestört sein Leben als Playboy fortsetzen, ohne an das Versprechen gebunden zu sein, das seine Eltern abge geben hatten. Und er brauchte sich dann auch keine Sor gen mehr zu machen, dass es irgendwo auf der Welt eine Frau gab, die sein Treiben voller Eifersucht verfolgte.
Aber natürlich hatte er mit seiner Bemerkung zu Familiensinn und Respekt den Eltern gegenüber nicht Unrecht gehabt. Nach der langen und ermüdenden Reise wollte sie aber erst einmal eine Dusche nehmen und sich umziehen, bevor sie ihrem Vater einen Besuch abstattete. Plötzlich erzitterte sie. Ob Rashid ihrem Vater den wahren Grund nennen würde, warum sie nicht heiraten konnten? Oder zumindest das, was er für den wahren Grund hielt? Zögernd schaute sie ihn an. Er machte einen solch zornigen Eindruck, dass sie wieder einen Schrecken bekam. Es war schon merkwürdig. Warum schien ihm das alles so zu Herzen zu gehen?
„Natürlich werde ich Vater besuchen“, sagte sie rasch. „Aber erst einmal würde ich gern ein Bad nehmen. Dann fahre ich zu meiner Familie und von dort direkt zum Flug hafen. Anschließend wirst du mich niemals mehr wie dersehen!“
Um seine Lippen spielte ein ironisches Lächeln. Offen bar würde er sie nicht so einfach gehen lassen. Wie naiv nur war es gewesen, sich einzubilden, dass sie solch eine Bombe
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