Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
dorthin?“
Die beiden Mädchen schüttelten ernst ihre Köpfe. „Nein“, antwortete Masha und seufzte erneut. „Zweimal waren wir dort. Es ist sehr schön, Jana. Wunderschön. Wir haben so viel Spaß gehabt.“
„Wir haben unseren Vater jeden Tag gesehen. Es war nicht so wie hier im Palast. Hier sehen wir Baba nie.“
„Er hat mit uns gesprochen, hat uns zum Reiten mitgenommen und uns vieles mehr gezeigt.“
„Er ist nicht weggegangen und hat uns die ganze Zeit allein gelassen.“
Ganz eifrig berichteten sie von ihren Ferien und waren sichtlich traurig über den Verlust dieses Glücks. Jana fühlte mit ihnen. Die armen kleinen Prinzessinnen, die nie ihren Vater für sich hatten!
„Vielleicht fährt euer Vater wieder mit euch hin“, meinte Jana und wollte sie damit trösten.
Die Mädchen lächelten, hoben ihre Schultern und seufzten. Daraus schloss Jana, dass sie die Hoffnung auf solche Freuden bereits aufgegeben hatten.
„Steht das Haus denn noch?“
„Aber ja.“
„Baba ist jetzt dort“, erwiderte Masha.
Jana war überrascht. „Tatsächlich?“
„Wir haben den ‚halikuptar‘ gesehen. Wenn er damit fliegt, will er zu dem See“, behauptete Masha, als wäre das eine klare Sache. „Aber wir fliegen nicht hin.“
„Soll ich ihn mal danach fragen?“, bot Jana ihnen an. Sie war bereits neugierig auf den Ort und auf den Grund, warum sie ihre Ferien nicht mehr dort verbrachten.
Die beiden schauten sie an, als hätte sie sich in eine Magierin verwandelt. „Kannst du das?“, hauchte Kamala.
„O Jana!“, rief Masha aus.
„Ich kann es versuchen“, versprach sie ihnen.
Von dem Augenblick an war sie ein wahrer Engel in ihren Augen.
Schon zwei Tage später kehrte Prinz Omar zurück. Das merkte Jana, als sie den Helikopter hörte und von ihrer Terrasse aus sehen konnte, wie er auf dem Hubschrauberplatz landete. Sie sah Prinz Omar aussteigen, und ihr Herz machte einen Satz. So wie seinen Töchtern erschien auch ihr der Palast ohne ihn leer.
Sie erinnerte sich an ihre Unterhaltung mit ihm und wartete darauf, zu ihm gerufen zu werden. Aber die Stunden und Tage vergingen, ohne dass sie eine Nachricht erhielt.
Dann, an einem sehr warmen Abend, nachdem die Prinzessinnen zu Bett gegangen waren, wollte Jana, wie sie es sich angewöhnt hatte, noch ein wenig schwimmen gehen. Sie traf Prinz Omar im Pool an. Er war allein und schwamm zügig eine Bahn nach der anderen. Nach kurzem Zögern streifte Jana ihren Bademantel ab und stieg in den Pool.
Nachdem sie gemütlich ein paar Runden geschwommen war, hielt sie am tiefen Ende inne und sah, dass Prinz Omar nicht weit von ihr entfernt am Rand saß. Das Wasser rann noch an ihm herunter.
„Guten Abend, Durchlaucht“, grüßte sie und blinzelte, bis sie nicht mehr so viel Wasser in den Augen hatte.
„Guten Abend, Miss Stewart.“
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich den Pool benutze. Ich habe oft abends noch ein paar Runden gedreht, und niemand hat mir gesagt …“
„Das ist schon in Ordnung. Ich habe niemandem etwas von meinem Vorhaben gesagt.“
Seine Stimme klang ein wenig abweisend. Es störte ihn wohl doch. Da er ein Scheich war und befehlen konnte, was er wollte, wunderte sie sich, dass er sie nicht wegschickte. Stattdessen sprang er auf und wollte ganz offensichtlich gehen.
„Durchlaucht“, rief Jana leise, und es schwang ein eindringlicher Unterton in ihrer Stimme mit.
Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. „Ja?“, fragte er herablassend, jeder Zoll ein Monarch, wie er im Buche stand.
Er sah fantastisch aus, stellte Jana im Mondlicht fest. Muskulöse Schenkel, starke Arme und eine breite Brust. Hoch aufgewachsen und schlank. Seine Hüften waren schmal, seine Badehose klein und eng, sodass Jana ungewollt eine Körperpartie sah, auf die sie noch nie beim anderen Geschlecht gestarrt hatte. Nur mühsam vermochte sie ihren Blick zu lösen und zu ihm aufzuschauen.
„Sie sind bereits ein paar Tage im Palast“, stellte sie fest. „Aber Sie haben mich noch nicht um eine englische Konversation gebeten.“
„Ach so!“ Er runzelte die Stirn. „Ja, ich … hatte das vergessen.“
Sie war überzeugt, dass das nicht stimmte und er aus irgendeinem Grund seine Meinung geändert hatte. Eine seltsame Art von Panik erfasste sie. „Nun, wenn Sie jetzt Zeit haben, ich bin frei. Vielleicht möchten Sie ja …“
Jana verstummte, stieg aus dem Wasser und stand triefend vor ihm. Ohne dass sie merkten, wie die Zeit verstrich, verharrten
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