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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Olivias Augen flammte Zorn auf. »Er war nicht mein Retter. Ich selbst habe mich gerettet.«
    »Entschuldigen Sie.«
    »Brandon und ich haben uns im Laufe der Wochen kennengelernt, als ich mit Harry verlobt war. Es bestand von Anfang an eine starke Anziehung zwischen uns, das gebe ich zu. Wir wußten beide davon und versuchten sie zu ignorieren. Aber Brandon bemerkte meine zunehmende Angst wegen Harrys depressiver Schübe und seiner – Intensität.«
    »Sie haben mit Brandon über Harrys Verhalten gesprochen?«
    Olivia nickte. »Mit Brandon konnte ich ganz anders reden als mit Harry. Es war eine Erleichterung für mich.«
    Molly beugte sich vor. »Olivia, es ist alles in Ordnung. Quälen Sie sich nicht länger mit Schuldgefühlen.«
    »Ich empfinde diesbezüglich keine Schuld«, brauste Olivia auf. In ihren Augen glitzerten plötzlich Tränen. »Schuld ist eine lähmende, zerstörerische Emotion. Ich habe keinen Grund, mich schuldig zu fühlen.«
    »Überhaupt keinen«, tröstete Molly. »Sie und Harry waren einfach nicht füreinander bestimmt. Glauben Sie mir. Darin bin ich mir absolut und unbedingt sicher.«
    »Wie kommen Sie dazu?« fragte Olivia.
    »Harry geht Liebesbindungen auf eine Weise ein, die sie mit keiner ausgefeilten psychologischen Theorie erklären können. Sie werden ihn nie wirklich verstehen. Er ist anders, wie ich Ihnen schon mehrmals gesagt habe.«
    Olivias Teetasse klirrte gegen die Untertasse. »Ich habe ihm zu helfen versucht.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um ihn zu einer Therapie zu überreden.« Olivia griff nach ihrer Tasche, holte ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Augen. »O mein Gott, das können Sie wahrscheinlich nicht verstehen, aber es war, als würde ich immer wieder meinen Vater vor mir sehen.«
    »Du liebe Güte«, flüsterte Molly.
    Olivia, die sie nicht gehört zu haben schien, wischte sich weitere Tränen ab. »Mein Vater litt an depressiven Schüben, die mit der Zeit immer schlimmer wurden. Meine Mutter hat ihm zugeredet, einen Arzt aufzusuchen. Ich auch. Aber er weigerte sich. Eines Tages ging er mit einem Gewehr in den Wald und kehrte nie zurück.«
    Molly stand vom Sofa auf und stellte ihre Teetasse ab. Sie trat zu Olivia und umarmte sie fest. Olivia leistete keinen Widerstand. Statt dessen bettete sie das Gesicht an Mollys Schulter und begann zu schluchzen. Molly tätschelte sie sanft. »Olivia, Sie sind die Psychologin. Ich muß Ihnen sicher nicht sagen, daß Sie für den Selbstmord Ihres Vaters nicht verantwortlich waren.«
    »Nein. Der Himmel weiß, daß ich während meiner Lehranalyse genügend an diesem Problem gearbeitet habe.« Olivias Tränen versiegten langsam.
    »Und ich muß Sie wahrscheinlich auch nicht daran erinnern, daß Harry nicht Ihr Vater ist. Um sein Wohl brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Er ist nicht Ihr Problem.«
    Olivia schniefte noch ein paarmal und hob dann den Kopf. Sie schaffte ein zitterndes Lächeln. »Wissen Sie was? Ich glaube, Sie haben den Beruf verfehlt. Sie hätten Psychologin werden sollen.«
    »Danke, aber ich ziehe mein Tee- und Gewürzgeschäft vor.«
    »Vielleicht liegt es an der fehlenden Fachausbildung, daß Sie die Situation klarer sehen können«, überlegte Olivia, während sie das feuchte Taschentuch zurücksteckte.
    »Ich weiß nur, daß Sie das Gefühl haben, bei Harry versagt zu haben. Und Ihre Gefühle sind kompliziert, weil Sie persönlich mit ihm verbunden waren. Es muß ein furchtbares Durcheinander für Sie gewesen sein.«
    »Ein Durcheinander?«
    »Sicher. Sie waren mit diesem Mann verlobt und sahen ihn immer mehr als Patienten, statt als ihren Geliebten. Und seine Probleme erinnerten Sie an Ihren Vater.« Molly machte eine Geste, um die Schwierigkeiten darzustellen. »Gleichzeitig verliebten Sie sich in einen anderen Mann, der zu allem Unglück auch noch mit Ihrem Patienten-Verlobten verwandt war. Um das Maß voll zu machen, benahm sich Ihr Patient zunehmend unheimlicher und weigerte sich, eine Therapie zu machen. Kein Wunder, daß Sie durchdrehten und die Verlobung lösten. Es war die einzige vernünftige Entscheidung, die Sie treffen konnten.«
    Es folge eine kurze Pause.
    »Den Ausdruck durchdrehen verwendet man normalerweise nicht in der klinischen Psychologie«, murmelte Olivia dann. »Aber in diesem besonderen Fall paßt er vielleicht.«
    Molly blinzelte. »Habe ich da einen kleinen Scherz gehört? Ein wenig Psychologenhumor? Olivia, Sie überraschen

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