Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transsibirien Express

Transsibirien Express

Titel: Transsibirien Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ihren Weg! Man wird jedes fremde Schiff absperren, als habe es die Pest an Bord! Werner Antonowitsch, wie wollen Sie das mit Milda schaffen?«
    »Das wird eine Entscheidung des Augenblicks werden müssen, Boris Fedorowitsch.«
    »Sie können doch unmöglich die ganze Miliz von Wladiwostok mit Äther umlegen!«
    »Natürlich nicht.« Forster lachte gequält. »Ich kann nicht einmal im Intourist-Hotel wohnen, wo ich ein Zimmer bestellt habe. Ich kann in gar keinem Hotel wohnen, denn die werden zuerst kontrolliert.«
    »Sehen Sie, das ist der Anfang.«
    Mulanow blickte aus dem Fenster. Der Ussuri wich zurück, sie näherten sich dem großen See Chanka, einer unübersehbaren blitzenden Eisfläche mit einem Kraftstromwerk.
    »Wollen Sie durch die Stadt laufen, an jede Wohnung klopfen und fragen: Bitte, seid ihr bereit, mich und meine liebe kleine Milda aufzunehmen? Wir werden nämlich vom KGB gesucht …« Mulanow holte tief Luft. »Das wird eine größere Wirkung haben, als wackelte die Erde! Was nun? Wollen Sie im Freien übernachten? In einer Haustür? In einem Park? Auf einem Baum? Werner Antonowitsch, Sie leben hier nicht in einem Land, wo man sich ein Zimmer suchen kann, und keiner kümmert sich darum.«
    »Helfen Sie uns …«, sagte Werner Forster leise.
    Man kann sich verkriechen wie ein Tier, dachte er. Im Hafen, in einem Lagerschuppen, bestimmt gibt es für eine Handvoll Rubelscheine auch Russen, die Milda und mir ein Zimmer besorgen … aber ist das eine Garantie für Sicherheit?
    Noch weiß man nicht, was Karsanow alles anstellen wird, wenn er wieder zur Besinnung kommt. Es kann sein, daß er schweigt, aus Scham über seine Überrumpelung … es kann aber auch sein, daß er in Wladiwostok eine Welle der Kontrollen entfacht. Das letztere paßt besser zu seinem Charakter …
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte Mulanow stockend. »Hier im Zug, ja! Aber in der Stadt?«
    »Um Klaschkas willen, Mulanow …«
    »Ich kann nicht zaubern, Genosse. Ich will fragen, ob meine Kollegen einen Rat wissen. In Wladiwostok stehen Sie allein.«
    »Wir beißen uns schon durch.« Werner Forster drückte die heiße Stirn gegen die eisige Fensterscheibe. Draußen lag der riesige Chankasee. »Sagen Sie bitte Milda nichts von unserer Lage«, sagte er. »Sie soll glauben, es sei alles vorüber.«
    Später saßen sie am Fenster und hielten sich an den Händen, beugten sich zueinander vor und küßten sich.
    Sie gingen in den Speisewagen, wo man bereits in der Küche aufräumte. Kusma, der Koch, briet ihnen außerplanmäßig zwei Schnitzel, und sie aßen sie mit Rote-Beete-Salat, auf einem Bänkchen im Materialraum der Küche sitzend.
    »Wenn Sie es im Speisewagen essen«, hatte Kusma gesagt, »purzeln die Bestellungen! Sie glauben gar nicht, wie gehässig der Mensch beim Essen sein kann! Kaum sieht er, daß ein anderer etwas Besonderes hat, schon schreit er los, er will es auch! Die Küche ist offiziell geschlossen, das weiß man, nur noch Getränke und belegte Brote sind zu haben. Freunde, setzt euch ruhig zu mir und eßt mit Appetit. Ich bin es Klaschka schuldig …«
    »Sie war ein merkwürdiger Mensch«, meinte Milda nachdenklich, als sie, die Teller auf dem Schoß, ihr Schnitzel verzehrten. »Gemein und ordinär, daß man vor ihr ausspucken konnte; aber dann, wenn man mit ihr allein war, hätte man sie Mutter nennen können! Ein seltsamer Mensch, Werner …«
    Ussurijsk, der letzte größere Ort vor der Endstation, rauschte vorbei. Dann kam der kleine Bahnhof von Artem in Sicht, ein Hauch von China auf russischem Gebiet. Im Transsib wurde fleißig gepackt, Koffer versperrten die Gänge, in der zweiten Klasse war es, als hätten sich Völkerschaften auf den Weg gemacht und ihren halben Besitz mitgeschleppt.
    Wladlen und Vitali beruhigten cholerische Reisende, die von anderen mit Gepäckstücken gestoßen worden waren.
    Mulanow begegnete unglücklicherweise dem Seifenfabrikanten Skamejkin, der jetzt zum letztenmal seine erst von einem Mörder gestohlenen und mißbrauchten, dann vom Staat eingezogenen neuen Schuhe reklamierte.
    In Chabarowsk hatte er vergeblich auf das Flugzeug gewartet, das ihm die Schuhe zurückbringen sollte.
    Er hatte allen Ernstes damit gerechnet, zumal ihm Karsanow versprochen hatte, sich dafür zu verwenden.
    Dann hatte ihn die Tür der Funkkabine, aus der der verborgene Plotkin gestürzt war, zu Boden geschlagen. Von da ab saß er mit stierem Blick herum, kühlte seine Beule, sagte ab und zu: »Ist das

Weitere Kostenlose Bücher