Trau nie einem Fremden
gehen. Tun Sie das, indem Sie kontrollierte Situationen schaffen und in denen Sie bestimmen können, wie nah andere Menschen Ihrem Hund kommen – wir werden im Folgenden noch genauer sehen, wie man das macht.
SCHRITT ZWEI
Was macht Ihrem Hund Angst?
Der zweite Schritt ist, dass Sie sich hinsetzen und überlegen, was genau das Problemverhalten auslöst. Manchmal ist das, was einem Hund Angst macht, von sehr allgemeiner Art – wie zum Beispiel ein beliebiger Fremder an der Haustür oder jeder , der schnell seine Hand in Richtung Hund ausstreckt und ihn oben auf den Kopf tätscheln möchte.
Andererseits kann es auch etwas extrem Spezielles sein – wie bei dem Hund aus meiner Praxis, der vier Jahre lang freundlich war und plötzlich begann, halbwüchsige Jungs mit Baseballmützen aggressiv anzubellen. In diesem Fall gab es Gründe zu der Annahme, dass der Hund gelernt hatte, Angst vor einem bestimmten Jungen zu haben, der zufällig gerade eine solche Mütze aufhatte und dass er dann diese Angst auf alle Jungs mit Baseballmützen verallgemeinert hatte.
Die meisten »scheuen« Hunde haben nicht deshalb Angst, weil irgendetwas Schlimmes vorgefallen ist, sondern weil sie eine genetisch bedingte Neigung dazu besitzen, Angst vor unbekannten Dingen zu haben. Manche neuen Dinge sind furchterregender als andere, aber am häufigsten haben scheue Hunde Angst vor fremden Menschen, eher vor Männern als vor Frauen (besonders vor großen Typen mit tiefer Stimme), Menschen mit fremdartig aussehender Silhouette (mit Hut, Schirm, großer Tasche etc.), Menschen, die sich schnell auf sie zubewegen, Händen, die sich über ihren Kopf ausstrecken, kleinen Kindern mit unvorhersehbaren Bewegungen undLautäußerungen und vor menschen, die wiederum selbst Angst vor Hunden haben.
Seien Sie genau!
Es hilft wirklich sehr, wenn Sie eine genaue Liste derjenigen Dinge machen, die Ihren Hund aufregen. Lassen Sie dabei Ihre ganze Familie mit überlegen, denn Hunde benehmen sich unterschiedlichen Menschen gegenüber unterschiedlich. Genau zu sein heißt, zu verstehen, dass Verhalten in Mikrosekunden und Mikrometern gemessen wird. Eine ausgestreckte Hand kann Ihrem Hund Angst machen, wenn sie sich mäßig schnell in einem Abstand von etwa dreißig Zentimetern vor seinem Gesicht bewegt, aber nicht, wenn sie langsam bewegt wird. Die gleiche ausgestreckte Hand erscheint Ihrem Hund vielleicht unbedrohlich, wenn sie sich zwar schnell auf ihn zu bewegt, aber fünfzig statt dreißig Zentimeter von seinem Gesicht entfernt stoppt. Es ist wichtig, zu wissen, was genau bei Ihrem Hund Aufregung verursacht, weil wir das Training genau mit diesen Vorgängen beginnen müssen, und zwar in einem Grad von Intensität, der unter dem liegt, was ihm Angst macht . Wir nennen die Ereignisse, die bei Ihrem Hund Angst verursachen, »Trigger«, »Auslöser« oder »das Böse«, weil Ihr Hund es für etwas Böses hält – egal, ob es ein sich nähernder großer Mann mit Hut oder ein kleines Mädchen mit Fahrrad ist. Je genauer und vollständiger Ihre Liste der Auslöser ist, desto besser stehen die Chancen, dass Sie Ihren Hund erfolgreich umtrainieren können.
Spezifische Auslöser können generalisiert werden
Denken Sie daran, dass spezifische Ereignisse, die einem Hund anfänglich einmal Angst gemacht haben, generalisiert, also verallgemeinert werden können. Das vielleicht häufigste Beispiel dafür ist der Hund, der sich vom Paketdienst oder dem Postboten bedroht fühlt. Vermutlich ist es nicht die Uniform, die ihn erschreckt, sondern er lernt, dass Menschen in Uniform Eindringlinge ins Territorium sind. Immerhin kommen sie einfach hereingepoltert und gehen genauso schnell wieder und nehmen sich nie Zeit für eine Begrüßungszeremonie, wie ein höflicher Hund das tun würde. Und da Postboten immer das Grundstück verlassen, nachdem der Hund gebellt hat, wird der Hund für das Bellen mit dem vermeintlichen Rückzug des ihm Angst machenden Eindringlings bestärkt. Ist das ein paar Monate oder Jahre lang so gegangen, generalisiert der Hund: Menschen in Uniform sind Eindringlinge, denen man am besten mit aggressivem Bellen begegnet.
Ein Ereignis kann viele Auslöser enthalten
Stellen Sie sich vor, jemand kommt zur Tür und klingelt. Dieses einfache Ereignis kann viele Auslöser beinhalten, auf die Ihr Hund reagiert. Wenn Ihr Hund sich bei der Ankunft von Besuchern aufregt, experimentieren Sie einmal, um herauszufinden, welcher Teil dieses Vorgangs die Reaktion bei
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