Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
Changs Blick.
»Bringen Sie ihn her, Mr. Foison!«, sagte Vandaariff freundlich. »Wir nutzen die Gelegenheit, um etwas zu lernen.«
Foison verbeugte sich und verließ den Raum. Welches Dorf? Chang sah nicht genug, um festzustellen, wo er war. Wenn er nur nicht so schwach wäre. Durch die Tür drangen Geräusche von Männern, die etwas Schweres trugen. Vandaariff rieb sich die Hände, als wäre es eine bestellte Mahlzeit.
»Was ist mit den anderen?«, konnte Chang sich nicht verkneifen zu fragen. »Celeste Temple, Svenson, die Contessa.«
»Sie wissen es nicht?«
»Hätte ich dann gefragt? Sagen Sie es mir, verdammt!«
»Warum, sie sind alle tot«, antwortete Vandaariff. Dann lächelte er. »Soll heißen, tot oder in meiner Gewalt.«
Grinsend humpelte er zur Tür hinaus und zog sie fest hinter sich zu. Die Wände waren nicht dicht genug, um keine Schreie durchzulassen. Es war eine Erleichterung, als Foison schließlich mit dem Äther zurückkehrte und es um Chang herum dunkel wurde.
Wieder lag er mit dem Gesicht nach unten, als er von etwas Kaltem am Rücken aus dem Schlaf gerissen wurde, das durchdringend war wie der Biss eines Tiers.
»Nicht bewegen«, sagte Vandaariff. »Es wird den Kampf nur verlängern.«
»Was … für ein Kampf?«, keuchte Chang, und sein Kinn bohrte sich in das Holz.
»Ein Kampf der Metalle.« Kälte durchfuhr sein Rückgrat bis zum Steiß. »Die Alchemie lehrt uns, dass sich verschiedene Metalle zu einer machtvollen Gitterstruktur verbinden. Ihr Blut, Kardinal Chang, ist mit Eisen durchsetzt – somit haben wir mit einem Vektor von herkömmlichem Magnetismus begonnen.«
»Sie sind verrückt, tollwütig.«
»Ihrem Körper wurden natürlich Stoffe entzogen – Mineralien, flüchtige Substanzen. Nach der Wiederherstellung kann die eigentliche Arbeit beginnen …«
Direkt hinter dem Licht stand Foison stumm und mit schimmernd weißem Haar. Die Kälte breitete sich von Changs Becken in seine Beine aus. Seine Zähne klapperten.
»Ich habe Sie schon einmal getötet. Ich werde es wieder tun«, presste Chang mühsam hervor. »Welche eigentliche Arbeit?«
»Ein Tuch für seinen Mund, Mr. Foison. Es wäre eine Schande, wenn ein Zahn durch das Klappern abbrechen würde.« Vandaariff beugte sich über Changs Ohr. »Die eigentliche Arbeit des Himmels, Chang.«
Ihrem letzten Gespräch war Foisons Eintreten vorausgegangen. In der Hand des Mannes befand sich eine Keramikschüssel, aus der ein hölzerner Löffel ragte. Er sah, dass Chang wach war, und stellte die Schüssel beiseite. Darin befand sich ein ekelhafter Klumpen einer grauen Masse.
»Habe ich das da gegessen? Wenn Sie meine Hand losmachen, kann ich selbst essen.«
Foison ignorierte ihn und blickte stattdessen auf Changs Unterleib.
»Brauchen Sie den Eimer?«
»Und Sie machen mich auch sauber? Hoffentlich haben Sie sich beim Hinternabwischen nicht die hübschen Ärmel schmutzig gemacht.«
Foison prüfte lediglich den Sitz der Ketten, überzeugte sich davon, dass sie hielten, und verließ erneut den Raum.
»Was ist mit der eigentlichen Arbeit meines Abendessens?«, rief Chang spöttisch.
Die Kälte hatte seinen Körper schließlich verlassen, und die zurückkehrende Wärme hatte sich zu hohem Fieber gesteigert. Auch das war vergangen. Sein Rücken war um die Wunde herum noch immer taub, aber Chang fühlte sich nicht mehr schwach wie ein Invalide.
Vandaariff kam an seinem Stock hereingehumpelt, eine Ledermappe unter den Arm geklemmt. Er stellte sie ab und steckte eine behandschuhte Hand hinein. Chang hörte es klicken, wie die Perlen eines Abakus, und Vandaariffs Hand tauchte mit etlichen blauen Glaskarten wieder auf. Er breitete sie auf dem Tisch aus wie ein Patiencespiel. Seine Augen waren unangenehm hell.
»Keine Schürze?«, fragte Chang.
»Heute nicht.«
»Sind die für mich?«
»Sie werden hineinschauen. Ich will Ihre Augenlider nicht gewaltsam offenhalten, aber Foison ist in Rufweite.«
»Welche Ereignisse sind darin enthalten? Was soll ich mir anschauen?«
»Gar nichts«, sagte Vandaariff. »Ich will, dass Ihr Körper fühlt.«
Die erste Karte katapultierte Chang in eine stürmische Tanzveranstaltung auf dem Land, ein Bauernmädchen an jeder Seite. Fiddlemusik erklang in seinen Ohren. Vandaariff nahm die Karte weg, und er war wieder in dem hässlichen Raum, keuchend und mit schweißbedecktem Körper.
Vandaariff hob die zweite Karte. Chang balancierte auf der Kante eines glatten Dachfirsts. Drei Meter entfernt,
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