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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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selbst wenn er es sich gewünscht hätte – und er glaubte es nicht zu tun, wie verführerisch das Mädchen auch sein mochte –, in dieser Welt auch nur an so etwas zu denken, war, als wolle man im Winter Mais pflanzen.
    Er erwachte, die Augen fest zusammengekniffen wegen der schmerzhaften Helligkeit. Der Helm war nicht mehr da. Chang sah ihn an der Wand: gehämmertes Messing mit zwei gläsernen Augenplatten – rund, wie die Augen eines Insekts, und jetzt schwarz lackiert. Ohren und Mundöffnung waren jeweils fest verschlossen. Es war ein Helm, der den Träger während des Schmelzens von Indigolehm schützen sollte.
    Er war ein Gefangener des Comte d’Orkancz, dessen verdorbener Geist jetzt im Körper von Robert Vandaariff lebte. Wer sonst? Die anderen waren alle tot. Chang hatte alles daran gesetzt, den Comte zu töten und war gescheitert. Seine Haut wurde kalt. Hielt man ihn am Leben, nur um sich zu rächen?
    Eine leise, kichernde Stimme hinter dem blendenden Licht drang zu ihm.
    »Sie haben so lange kein Licht mehr gesehen, dass Sie wie ein Maulwurf sind.«
    Chang blinzelte und erkannte einen Polstersessel. Darin saß Robert Vandaariff, der über seiner Kleidung eine Wachstuch schürze trug.
    »Sie stehen unter meinem Schutz.«
    Vandaariff stützte sich auf einen schlanken schwarzen Stock, um aufzustehen, und trat an den Tisch. Seine Schritte waren unsicher, und als er ins Licht trat, zeigte sein Gesicht neue Falten.
    »Reinkarnation passt nicht zu Ihnen«, sagte Chang mit krächzender Stimme. »Sie sehen aus wie das Abendessen einer Fischersfrau.«
    »Und Sie haben keinen Spiegel gesehen.«
    »Wo ich jetzt wach bin, dürfte ich vielleicht meine Kleidung haben?«
    »Ist Ihnen kalt?«
    »Ich bin nackt.«
    »Schämen Sie sich?« Vandaariff ließ seine Augen über Changs Körper gleiten. »Ein attraktiver Mann – bis auf die Narben natürlich. So viele Narben … hauptsächlich Messerwunden, erkennt man an den Nähten. Aber Ihr Gesicht … die Verletzungen sind ungewöhnlich – und für die meisten bestimmt abschreckend. Die Augen sind übermäßig empfindlich – selbst im Schlaf zucken Sie bereits bei Laternenlicht zusammen. Dürfte ich nach der Ursache fragen?«
    »Eine Reitgerte.«
    »Brutal eingesetzt. Wie lange ist das her?«
    »Wo ist meine Kleidung?«
    »Keine Ahnung. Verbrannt? Nein, Kardinal Chang, Sie bleiben so wie bei Ihrer Geburt. Einmal, um Ihnen die Flucht zu erschweren, sollte Ihnen das bei Ihrem Einfallsreichtum gelingen. Doch vor allem, weil Sie so einfacher zu studieren sind.«
    »Wie zu studieren?«
    »Was für eine hoffnungsvolle Frage! Da wir uns so nett unterhalten, will ich ebenfalls eine stellen. Woran erinnern Sie sich?«
    Die Worte hingen in der Luft, und Chang wusste, dass seine Unfähigkeit, sich seit dem Zwischenfall im Wald an irgendetwas zu erinnern, ein direktes Ergebnis von etwas sein musste, das Vandaariff getan hatte. Er hoffte, den Mann trotzdem aus der Reserve locken zu können.
    »Ich erinnere mich daran, wie ich Ihnen im Luftschiff den Säbel in den Leib gerammt habe.«
    »Aber das war ich überhaupt nicht«, antwortete Vandaariff nachsichtig. »Das war der arme Comte d’Orkancz. Ich war in Harschmort House, verlassen von all meinen ehemaligen Freunden.«
    »Zum Idioten gemacht, meinen Sie. Ich habe Sie – ihn – gesehen und auch alles andere in Parchfeldt. Wie zum Teufel haben Sie überlebt? Dieser Mob war drauf und dran, Sie in Stücke zu reißen.«
    »Sehr gut. Das Luftschiff und die Fabrik. Und danach? Woran erinnern Sie sich als Nächstes?«
    Chang zerrte an seinen Ketten und stieß den Atem durch die Nase aus.
    »Wenn Sie mir etwas angetan haben – ich verspreche Ihnen …«
    »Angetan? Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«
    »Warum sollten Sie das tun?«
    »Eine weitere exzellente Frage. Sie sind unvergleichlich.«
    Auf ein Geräusch hin drehte sich Chang nach links – ein Paneel, das in die Wand eingelassen war, schwang auf. Ein großer Mann in einem glänzenden schwarzen Mantel trat mit einem seidig raschelnden Geräusch hindurch. Obwohl er nicht alt war, fiel ihm weißes Haar auf den Kragen, und seine Haut war braun wie die eines malaiischen Matrosen. Er verbeugte sich stumm und sprach dann leise und gemessen.
    »Verzeihung, Herr …«
    »Ja?«
    »Ein weiterer Zwischenfall am Tor. Ein einzelner Mann. Nicht aus dem Dorf.«
    »Nicht aus dem Dorf? Du liebe Güte, ist er am Leben?«
    »Das ist er.« Der weißhaarige Mann begegnete mit ausdrucksloser Miene

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