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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sie zurückzuhalten. Er sah ihr selbst dann noch hinterher, als sie bereits im Innern von Carlumen verschwunden war.

2.
    Längst war jenes Licht wieder erloschen, in dem der Sohn des Kometen die Neue Flamme von Logghard zu sehen geglaubt hatte. Vielleicht eine Spiegelung, ein Irrlicht, wer mochte das so genau wissen. Die Schlange Yhr jedenfalls hatte die Gelegenheit genutzt, um Carlumen auf eine neue Irrfahrt zu schicken.
    Noch blieb verborgen, wo man sich befand. Die Nebel lichteten sich nur zögernd. Hin und wieder trieben Wrackteile und Felstrümmer vorbei.
    Weit voraus tasteten fahle Lichtstrahlen durch die Düsternis der Schattenzone. Sie waren wie eine seltsame Verheißung.
    Trotz aller Anstrengungen gelang es nicht, die Fliegende Stadt auf einen anderen Kurs zu bringen. Magische Kräfte mochten es sein, die sie vorwärts trugen, einem unbestimmten Ziel entgegen.
    Selbst Caerylls Landkarte konnte den entscheidenden Hinweis nicht geben. Man trieb ins Unbekannte.
    »Schau nach vorn und nicht zurück, sehr leicht verfehlst du sonst dein Glück«, deklamierte Robbin mit Grabesstimme.
    Gerrek musterte ihn eingehend. »Alte Pfaderregel?« erkundigte er sich schließlich.
    Robbin nickte, gespannt darauf, welch dumme Bemerkung der Beuteldrache diesmal auf der Zunge hatte. Aber Gerrek verzog sein Maul nur zu einem spöttischen Grinsen.
    »Klingt gut«, sagte er.
    Die Ausschläge des Steuerpendels wurden allmählich heftiger. Robbin und der Kleine Nadomir starrten das Heptagramm an, als könnten sie auf diese Weise die Flugrichtung beeinflussen.
    Mythor stand am rechten Auge des Widderkopfes und blickte stumm hinaus. Aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab; es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
    Die Umrisse schroffer Felsen wurden sichtbar; Carlumen näherte sich einer bizarren Insel. Wie Knochenfinger ragten bleiche Säulen anklagend empor.
    Ächzend stieß Robbin die Luft aus. Als Mythor sich zu ihm umwandte, wirkte des Pfaders Gesicht wie versteinert.
    »Er weiß etwas«, bemerkte Gerrek völlig überflüssig.
    Da war eine flüchtige Bewegung… Aus den Augenwinkeln heraus gewahrte Mythor die Veränderung und wirbelte herum. Im ersten Moment wußte er nicht zu sagen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, dann erst wurde es ihm bewußt.
    Die Felsen standen jetzt wesentlich näher, krümmten sich Carlumen entgegen wie die Krallenhand eines Dämons.
    »Wir müssen den Kurs ändern«, stöhnte Robbin.
    Kleine Steine schlugen gegen die Fenster. Zuerst nur wenige, dann in steter Folge. Die Bewegung der Felsen wurde offenbar. Gierig zuckten sie auf Carlumen zu.
    »Unternehmt etwas«, rief Gerrek. »Robbin, was weißt du?«
    »Ich habe von diesem Eiland gehört, es aber nie zuvor mit eigenen Augen gesehen. Wir können uns nicht zur Wehr setzen.«
    Die Fliegende Stadt geriet in einen regelrechten Steinhagel. Immer größere Brocken schmetterten auf die Schwammscholle herab.
    »Sie werden uns zermalmen«, rief jemand.
    Tatsächlich öffneten und schlossen die steinernen Finger sich mit ruckartigen Bewegungen. Sie waren stark genug, um Carlumen in mehrere Teile zu zerbrechen.
    »Ausweichen!« raunten die Kristallablagerungen der Wände, und Caerylls Körper spiegelte sich vielfach verzerrt in ihnen. »Ihr steuert ins Verderben.« Die Stimme wurde leiser, war kaum noch hörbar, aber plötzlich hallte der Raum wider von einem verzweifelten Aufschrei:
    »Allumeddon! Vernehmt es, ihr Narren…«
    Dann war da nur noch das Geräusch der aufschlagenden Steine. Ein bleicher Fels zuckte heran, krachte gegen die Galionsfigur.
    Von irgendwoher drang Staub ein und begann sofort zu wachsen. Ehe Mythor reagieren konnte, war er bereits von einem Dutzend rasch wuchernder Säulen umgeben. Unwillig riß er Alton aus der Scheide. Das Gläserne Schwert ließ ein deutliches Wehklagen vernehmen.
    »Helft ihm!« schrie Robbin.
    Überall schossen Stalagmiten aus dem Boden. Unter Mythors wuchtigen Hieben zersplitterten sie wie Glas, aber es wurden rasch mehr, und sie tasteten nach den Kriegern. Die Geräusche der aufprallenden Steine, das Klirren der Waffen und das Keuchen der gegen diesen unheimlichen Gegner Kämpfenden erfüllten die Luft wie der Atem des Bösen. Dazwischen feurige Lohen aus Gerreks Nüstern.
    Wieder wurde Carlurnen schwer erschüttert.
    »Helft mir!« erklang es verzerrt aus den Wänden.
    Das splitternde Krachen von Holz zeigte an, daß irgendwo die Wehr beschädigt worden war. Und Caeryll fühlte mit Carlumen – die

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