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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Flammen zuckten dicht an Mythor vorbei. Sein Gegner schrie auf, schlug sich die Hände vors Gesicht. Es stank nach verbrannten Haaren.
    Die Schwammscholle dämpfte seinen Sturz. Im Nu war der Kometensohn wieder auf den Beinen, hob sein Gläsernes Schwert auf und schleuderte die Waffe des Hünen mit Schwung von sich.
    Doch der Vorsicht bedurfte es nicht. Gerreks lähmender Griff fällte den Angreifer mitten in der Bewegung. Als die anderen dies sahen, stoben sie in jähem Entsetzen davon.
    »Die Taue!« rief der Beuteldrache lautstark, um den herrschenden Lärm zu übertönen. »Sie haben Carlumen an den Felsen verankert.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, hastete er weiter. Mythor folgte ihm.
    Einige Gegner, die in ihm wohl leichte Beute sahen, hielt sich Gerrek mit kurzen Feuerstößen vom Leib. Zwei andere streckte er mit wuchtigen Fausthieben nieder. Er lachte, wandte sich flüchtig um.
    »In meinem Schutz bist du so sicher wie in Vangas Schoß. Laß dein Schwert stecken.«
    Keine zwanzig Schritte vor ihnen ragte eine überhängende Wand auf. Sie befanden sich mitten im Nadelöhr.
    Kleine Feuer brannten an verschiedenen Stellen. Ihr Sinn blieb zunächst verborgen, bis Mythor die Kristallansammlungen in ihrer Nähe bemerkte, die den Glutschein um ein Vielfaches verstärkt weitergaben. Zweifellos war dies die Ursache der blendenden Lichtstrahlen, und die Piraten nutzten sie, um ihre Opfer auf leichte Weise zu überwältigen.
    Aus welchen Gründen auch immer, diesmal war es ihnen nicht auf Anhieb gelungen.
    »Wir müssen Carlumen freimachen«, stöhnte Gerrek. »Die Angreifer bekommen Verstärkung.« Er zeigte in Richtung auf das Heck der Fliegenden Stadt, wo schattenhafte Gestalten über die Felsen herabturnten.
    Eine Gruppe von Piraten versperrte ihnen den Weg. Ehe Mythor es sich versah, waren sie von sechs verwegen dreinblickenden Gestalten eingekreist.
    »Ho, ihr wegelagerndes Gesindel«, keifte Gerrek. »Macht Platz dem tapfersten aller Beuteldrachen.« So furchterregend, wie er glaubte, schien seine Erscheinung jedoch nicht zu sein. Mit dem Kurzschwert mußte er zwei Lanzen beiseite schlagen, bevor sie seinen Bauch ritzen konnten. Und Burra hätte ihre helle Freude daran gehabt, wie Mythor sein Schwert auf vielfach verwobene Weise führte.
    Gerrek spie Feuer. Während der eine seiner Gegner schreiend zu Boden ging, mußte er dem anderen erst die Lanze entreißen, ehe er ihn mit seinem kalten Griff lähmen konnte. Dann traf er Anstalten, Mythor beizustehen.
    »Verschwinde!« rief der Sohn des Kometen. »Kappe die Taue!«
    Niemand stellte sich dem Beuteldrachen mehr entgegen, als er an zwei ausgetrockneten Wasserstellen vorüberhastete. Das erste Seil durchschlug er mit mehreren wuchtigen Hieben seines Kurzschwerts. Es zerriß mit peitschendem Knall und warf ihn fast von den Beinen. Fluchend betastete Gerrek seine Oberschenkel. Schon zeigten sich zwei blutunterlaufene Striemen auf der Haut.
    Wütend auf sich selbst und noch wütender auf die Piraten humpelte er weiter. Carlumen lag unmittelbar an der Felswand. Als Gerrek auch das nächste Tau kappen wollte, hielt er unvermittelt inne.
    Nie hätte er damit gerechnet, ausgerechnet hier einem zweiten Beuteldrachen zu begegnen. Und der andere starrte ihn nicht minder entgeistert an.
    »Du…«, machte Gerrek verwirrt und setzte zögernd einen Fuß vor.
    Keine Reaktion, sah er davon ab, daß sein Gegenüber dümmlich lächelte. Gerrek rümpfte die Nüstern, streckte aber dennoch die Rechte aus.
    Seine Finger berührten den anderen, drangen in ihn ein, ohne auf Widerstand zu stoßen. Ächzend machte Gerrek zwei weitere Schritte. Die Erscheinung löste sich auf wie ein Trugbild. Was blieb, waren eine Ansammlung glitzernder Kristalle und das Tau, das unmittelbar neben ihnen verlief. Wütend schlug der Mandaler zu.
    Carlumen löste sich vom Fels, schwang langsam herum. Da war der andere Beuteldrache wieder, und jetzt erkannte Gerrek sein Ebenbild in ihm, denn die Art, wie dieser das Kurzschwert schwang, war unnachahmlich. Aus den Kristallen wuchs das Abbild förmlich hervor, als bewirkten sie nicht nur Spiegelungen sondern speicherten auch alle Eindrücke. Gerrek schüttelte verwundert den Kopf – einige Atemzüge später tat sein Gegenüber genau dasselbe.
    Ein Strudel wirbelte die Fliegende Stadt zwischen engen Felsen hindurch. Das wütende Heulen der Piraten, die ihre Beute entschwinden sahen, verhallte allmählich. Auch der Kampflärm wurde leiser. Caerylls Söldner

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