Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
auch alles andere, was man in seinem Schlafzimmer nicht missen möchte, ist spitzenmäßig. Solange ich zurückdenken kann, ist er mit Unterbrechungen immer wieder mal mein Freund, und letzte Nacht war es mal wieder so weit gewesen.
Der zweite Mann in meinem Leben ist Carlos Manoso, auch Ranger genannt. Ranger ist mein Mentor, mein Arbeitgeber, mein Schutzengel, und ich bin so vertraut mit ihm, wie man es mit einem Mann nur sein kann – nur als fester Freund eignet Ranger sich nicht wirklich. Dazu gehört wenigstens hin und wieder eine Verabredung, und das funktioniert mit Ranger nicht. Ranger ist eher der Typ von Mann, der sich unaufgefordert in die Träume und Wünsche eines Mädchens einschleicht und sich dann weigert, diese wieder zu verlassen.
»Was ist mit Martin Munch?«, erkundigte sich Connie bei mir. »Vinnie ist schon auf hundertachtzig wegen ihm. Seine Kaution ist kein Pappenstil. Wenn du es nicht schaffst, seinen Hintern bis Ende des Monats vor Gericht zu zerren, sieht unsere Bilanz nicht sehr gut aus.«
So funktioniert das Kautionsgeschäft. Jemand wird wegen eines Vergehens oder Verbrechens angeklagt, und wenn er bis zur Verhandlung aus der Haft entlassen werden will, fordert das Gericht eine Sicherheitsleistung. Falls der Angeklagte nicht gerade zufällig 50 000 Dollar unter seiner Matratze liegen hat, wendet er sich an einen Kautionsagenten, und dieser Agent stellt für ihn gegen eine Gebühr die Kaution. Wenn der Bösewicht dann am Verhandlungstag nicht vor Gericht erscheint, behält das Gericht die Kaution ein, bis jemand wie ich den Angeklagten zurück ins Gefängnis bringt.
Auf dem Papier gehört das Kautionsbüro meinem frettchengesichtigen Cousin Vinnie, aber das Geld dafür kommt von seinem Schwiegervater Harry dem Hammer. Wenn Vinnie zu viele Kautionsrückzahlungen offen hat und das Büro rote Zahlen schreibt, ist Harry nicht glücklich. Und niemand möchte es sich mit einem Mann verscherzen, der Harry der Hammer heißt.
»Ich suche Munch bereits die ganze Woche«, erklärte ich Connie. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
Martin Munch ist ein vierundzwanzigjähriges Genie mit einem Doktortitel in Quantenphysik. Munch ist aus welchen Gründen auch immer wie ein Wilder über seinen Projektmanager hergefallen, hat sich auf ihn geschwungen und ihn bearbeitet wie ein Rennpferd, ihm mit einem Kaffeebecher von Dunkin’ Donuts die Nase gebrochen und ihn k.o. geschlagen. Kurz darauf wurde er von einer Überwachungskamera aufgenommen, als er das Forschungslabor verließ und ein riesiges Cäsiumdampf-Magnetometer mit sich schleifte. Was immer das auch sein mag!
Munch wurde geschnappt und verhaftet, aber das Magnetometer war weg. In einem Anfall von geistiger Umnachtung stellte Vinnie die Kaution für Munch, und nun war Munch samt seinem Apparat verschwunden.
»Der Mann ist kein Verbrecher im herkömmlichen Sinn«, meinte Connie. »Er kommt nicht aus solchen Kreisen. Seine Freunde und seine Familie sind bestimmt entsetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn verstecken.«
»Er hat nicht viele Freunde oder Verwandte«, erklärte ich. »So viel ich herausgefunden habe, hat er nie mit seinen Nachbarn gesprochen, und seine Familie besteht nur aus seiner Großmutter, die in einem Altersheim in Cadmount lebt. Er arbeitet schon seit zwei Jahren in dem Forschungslabor, hat aber dort mit niemandem Kontakt geknüpft. Vorher hat er in Princeton studiert und dort seine Nase immer in seinen Büchern vergraben. Seine Nachbarn haben mir erzählt, dass Munch in letzter Zeit hin und wieder Besuch von einem Mann bekam. Der Kerl war über eins achtzig groß, kräftig gebaut und teuer gekleidet. Er fuhr einen schwarzen Ferrari, hatte schwarzes schulterlanges Haar und eine blasse, fast weiße Haut. Manchmal ging Munch mit ihm weg und kam erst nach Tagen wieder zurück. Das ist alles, was ich weiß.«
»Das klingt nach Dracula«, meinte Lula. »Trug der Kerl einen Umhang? Hatte er Fangzähne?«
»Niemand hat etwas von einem Umhang oder Fangzähnen gesagt.«
»Munch muss hier gewesen sein, als ich letzte Woche krank und nicht im Büro war«, überlegte Lula. »Ich kann mich nämlich nicht an ihn erinnern.«
»Was hat dir denn gefehlt?«, fragte ich. »Hattest du Grippe?«
»Ich weiß nicht, was es war. Meine Augen waren ganz verquollen, ich musste ständig niesen, bekam kaum Luft und fühlte mich fiebrig. Ich bin in meiner Wohnung geblieben, habe medizinischen Whiskey getrunken und Grippetabletten
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