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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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angekommen.«
    Eine Pause.
    »Die Person läuft in Richtung Flatbush Avenue. Nein. Moment. Er winkt dem Fahrer eines Minicars mit Dachgepäckträger.«
    Boone wandte sich an den Piloten. »Starten Sie die Maschine«, befahl er. »Ich sage Ihnen dann, wohin wir fliegen.«
     
    Der Fahrer des Gypsy Cabs war ein älterer Haitianer, der einen Plastikregenmantel und eine Baseballkappe mit dem Wappen der New York Yankees trug. Es leckte durch das Autodach, und der Rücksitz war ziemlich feucht. Lawrence fühlte eine klamme Kälte an den Beinen.
    »Wohin Sie wollen?«
    »Newark, New Jersey. Nehmen Sie die Verrazano Bridge. Ich zahle auch die Maut.«
    Der Mann wirkte wenig begeistert. »Zu weit, und keine Tour zurück. Niemand in Newark will nach Fort Greene.«
    »Was kostet eine Strecke?«
    »Fünfundvierzig Dollar.«
    »Ich gebe Ihnen hundert. Los, fahren Sie.«
    Zufrieden mit dem Handel, stellte der alte Mann den Automatikhebel auf »D«, und der zerbeulte Chevrolet tuckerte die Straße entlang. Der Fahrer begann, halblaut ein Lied auf Kreolisch
zu singen und dazu im Rhythmus auf das Lenkrad zu klopfen.
    »Ti chéri. Ti chéri … «
    Über ihnen ertönte ein lautes Dröhnen, und ein heftiger Windstoß schleuderte Regentropfen gegen das Auto. Der alte Mann machte eine Vollbremsung, völlig perplex über den Anblick, der sich ihm bot. Auf der Kreuzung Flatbush Avenue und Tillary Street ging langsam ein Hubschrauber nieder.
    Lawrence packte das Schwert und stieß die Tür auf.
     
    Boone sprintete durch den Regen. Als er über die Schulter blickte, sah er, dass die beiden Polizisten bereits nach Luft rangen und mit den Armen ruderten. Takawa war etwa zweihundert Meter vor ihnen. Er lief die Myrtle Avenue entlang und bog dann in die St. Edwards Street ab. Boone kam an einer Pfandleihe mit vergittertem Schaufenster, einer Zahnarztpraxis und einer kleinen Boutique mit einem grellen Schild in Pink und Violett vorbei.
    Die Hochhäuser von Fort Greene beherrschten die Skyline und sahen aus wie eine stellenweise halb eingestürzte Mauer. Die Leute auf dem Bürgersteig, die mitbekamen, dass ein junger Asiate von drei Weißen verfolgt wurde, zogen sich instinktiv in den nächsten Hauseingang zurück oder hasteten über die Straße. Ein Dealer auf der Flucht, dachten sie vermutlich. Bullen. Bloß nicht einmischen.
    Boone kam an der St. Edwards Street an und schaute die Straße hinunter. Regen fiel auf die Bürgersteige und die geparkten Autos. Wasser floss die Rinnsteine entlang und sammelte sich an der Kreuzung. Bewegte sich da jemand? Ja. Aber nur eine alte Frau mit Regenschirm. Von Takawa keine Spur.
    Statt auf die Polizisten zu warten, rannte Boone weiter. Er kam an zwei heruntergekommenen Wohnhäusern vorbei, schaute dann in eine mit Plastikmüllsäcken und alten Matratzen übersäte Gasse und sah Takawa durch ein Loch in einer
Mauer schlüpfen. Als Boone kurz darauf vor dem Loch stand, erblickte er eine verzinkte Metallplatte, die ursprünglich einen Hauseingang versperrt hatte. Irgendwer, vermutlich eine Gruppe Junkies, hatte die Platte nach hinten gebogen, weshalb Takawa problemlos ins Gebäude gelangt war.
    Mitchell und Krause tauchten in der Einmündung der Gasse auf. »Bewachen Sie die Eingänge!«, rief Boone. »Ich geh rein.«
    Vorsichtig zwängte er sich durch den Spalt zwischen Mauer und Metallplatte und kam in einen langen Raum mit Betonboden und hoher Decke. Überall Müll. Kaputte Stühle. Früher musste hier eine Autowerkstatt gewesen sein. An einer Wand stand noch eine Werkzeugbank, und in den Boden war eine rechteckige, mit öligem Wasser gefüllte Grube eingelassen, in der die Mechaniker von unten an den Autos gearbeitet hatten. Boone blieb neben einer Betontreppe stehen und lauschte. Er hörte Wasser auf den Boden tropfen und dann ein schabendes Geräusch aus einer der oberen Etagen.
    »Lawrence! Hier ist Nathan Boone! Ich weiß, dass Sie da oben sind!«
     
    Lawrence stand allein im ersten Stock. Sein Regenmantel war triefnass und wegen der vielen tausend Dollar im Futter sehr schwer. Rasch zog er den Mantel aus und warf ihn weg. Regenwasser tropfte auf seine Schultern, aber das kümmerte ihn nicht. Er hatte das Gefühl, als wäre eine große Last von ihm genommen.
    »Kommen Sie runter!«, rief Boone. »Wenn Sie es freiwillig tun, passiert Ihnen nichts!«
    Lawrence entfernte das Packpapier von der Scheide des Schwerts seines Vaters, zog die Waffe heraus und betrachtete die matt schimmernde Klinge. Das

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