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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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Leute angeheuert, die meinen Schutzanzug aufgeschlitzt haben, um mich in Quarantäne zu zwingen und an Bord zu behalten. Damit Sie mich dort unter Druck setzen lassen können. Von freien Mitarbeitern, wie Sie sagen.»
    «Egal, was ich hier sage: Sie richten eine Waffe auf mich, Sie werden gesucht und sind vermutlich längst vom Dienst suspendiert, also wird nichts davon jemals irgendwo Bestand haben, genau wie Sie sagen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich vor Gericht kommen sollte. Also sagen wir einfach mal: So was verselbständigt sich schnell.»
    «Sie haben Maik töten lassen.»
    «Ich kenne keinen ‹Mike›», die Anführungszeichen klangen wie angewidert. «Aber falls Sie den Irrtum an Bord meinen: Niemand rechnet damit, dass Sie nicht in Ihrem eigenen Bett liegen.» Peters schien sich einigermaßen wohl zu fühlen in seiner Rolle als Welterklärer, und es klang fast behaglich, als er philosophisch fortfuhr: «Mit den Taten und Handlungen ist es wie mit dem Virus, das Sie so interessiert: Sie pflanzen sich von alleine fort, sobald sie ein, zwei Menschen mit dem Keim des Handelns infiziert haben. Sie können davon ausgehen, dass jemand wie ich höchstens die allgemeine Richtung vorgibt.»
    «Und dann zusieht, wie sich das alles verselbständigt?»
    Peters lachte zum ersten Mal ein wenig. «Geben Sie sich keine Mühe, so ganz werden Sie das nie verstehen.» Und durch sein Gesicht zog etwas, das Danowski nicht entziffern konnte.
    «Am Ende ist James Kenwick womöglich nicht von einem Stein erschlagen worden, sondern von einem Ihrer freien Mitarbeiter», sagte Danowski probeweise. «Damit er Sie und Lorsch und Steenkamp nicht belasten konnte, sobald die Spur zu ihm führte.»
    Peters lächelte. «Überspannen Sie den Bogen nicht, Herr Danowski. Manchmal ist ein baufälliges Dach einfach nur das, was es ist, und schicksalhaft eine Todesfalle.»
    Danowski schüttelte vorsichtig den Kopf. Er wollte nicht anfangen, sich lächerlich zu machen. Als Nächstes würde er Peters vorwerfen, Finzi Rum eingeflößt zu haben, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
    «Aber Sie haben dafür gesorgt, dass mein Kollege Finzi und ich die ganze Zeit aufgefordert wurden, die Ermittlungen nicht zu überstürzen und den Ball flach zu halten und so weiter. Wie haben Sie das angestellt? Zu wem haben Sie da Zugang?»
    «Ihre Sichtweise ist bestürzend naiv, Herr Danowski, und – wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – geradezu kleinbügerlich. Man merkt, dass das hier nicht Ihre Welt ist. Glauben Sie, daran ist wirklich etwas Skandalöses, wenn ein Referatsleiter des Gesundheitssenats informell den Vizepolizeipräsidenten anruft und darum bittet, dass die Ermittlungen im Todesfall Lorsch nachrangig behandelt werden? Ein Schuft, wer Böses dabei denkt, um mal den Adel zu bemühen. So was ist ein Gespräch unter alten Bekannten, im Dienste der res publica, der öffentlichen Sache und der …»
    Danowski wurde es zu viel, er hatte plötzlich das Gefühl, gar keinen Plan mehr zu haben, alles entglitt ihm, er hörte Peters’ prätentiöses Geschwafel von der ‹res publica›, und plötzlich verschwamm ihm alles vorm inneren Auge, und es blieb nur eine Sache, wie ein Stück Treibholz, wenn die Flut sich zurückgezogen hat: Er wusste, warum Peters das Komplott mit Lorsch und Steenkamp geschmiedet hatte.
    «Sie wollten dazugehören», sagte er. «Das ist alles. Dafür wollten Sie ein Virus in die Stadt bringen …»
    «Das ist viel zu kurz gedacht von Ihnen», widersprach Peters.
    «… und dafür haben Sie Hunderte, vielleicht Tausende Menschen in Gefahr gebracht, und einige sind deswegen gestorben. Weil Sie wussten, egal, wie wichtig Sie als Behördenleiter sind, in den Augen von Leuten wie Steenkamp waren Sie immer ein kleiner Beamter. Ihnen hat immer das Geld gefehlt, das man in Hamburg braucht, um da mitzuspielen, wo Sie dazugehören wollen.»
    «Das ist melodramatisch», widersprach Peters, «melodramatisch und dumm …»
    «Ja», sagte Danowski, «dumm, in der Tat. Denn wie hätten die Millionen, die Steenkamp vom Land Hamburg für seinen Impfstoff bekommen hat und noch bekommen hätte, wie hätten die auf Ihr Konto kommen sollen? Geldwäschegesetz, das ganze Zeug? Nie davon gehört?»
    Peters wiegte den Kopf und schwieg. War letztlich aber doch zu eitel, um sich nicht gegen den Vorwurf der Dummheit verteidigen zu wollen. «Torf», sagte er.
    «Torf?», fragte Danowski, der sich dunkel erinnerte, dass Kathrin Lorsch von den

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