Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
alleine nach Amsterdam hat fliegen lassen.«
    »Ich habe bereits versucht, ihn übers Handy zu kontaktieren – vergeblich. Die Maschine war schon in Schiphol gelandet und die Passagiere längst von Bord, weshalb ich ihn auch nicht über die Fluggesellschaft erreichen konnte. Ich habe ihm eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf auf die Mailbox gesprochen und beim Empfang vom Hotel
Barbizon Palace
dasselbe getan
.
So oder so werden ihn morgen Mittag nach seiner Rückkehr in Tegel Beamte in Empfang und zur Vernehmung mit aufs Revier nehmen.«
    Kalkbrenner nickte und tippte sich zum Abschied an die Schläfe.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, erbot sich Berger.
    »Danke, ich nehme die S-Bahn.«
    »Willst du noch nicht heim?«
    »Doch, wahrscheinlich muss ich mit Bernie schleunigst raus zum Gassigehen.«
    »Und wo wirst du schlafen? Du hast doch keine Möbel.«
    »Isomatte und Schlafsack reichen fürs Erste.« Kalkbrenner setzte sich in Bewegung.
    »Paul!« Die hohen Fassaden der Gebäude am Potsdamer Platz warfen Bergers Stimme als Echo zurück. Hier unten in den Häuserschluchten war der positive Eindruck, den Kalkbrenner in Fielmeisters Wohnung gewonnen hatte, wieder verflogen. »Meine Frage vorhin, ob du es dir so vorgestellt hast, zielte eigentlich auf etwas anderes ab.«
    »Ich weiß.«
    »Wieso hast du dann nicht darauf geantwortet?«
    »Ich habe geantwortet. Es war nur nicht die Antwort, die du hören wolltest.«
    Berger gab einen Laut von sich, der Zustimmung bedeuten mochte, genauso gut aber auch Ausdruck von Verdruss sein konnte. »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Warum willst du das denn jetzt wissen?«
    »Nur so halt.«
    Nur so halt.
»Mhm.«
    »Es ist …« Berger entfernte die Eisklümpchen aus seinem Bart. »Es wird … Also, ich meine, wie lange soll das noch so weitergehen?«
    »Mein Job? Bis zur Pension – hoffe ich jedenfalls.«
    »Doch nicht deine Arbeit. Zumindest nicht nur. Es geht doch auch um … um … Herrgott, Paul, du weißt ganz genau, um wen es geht.«
    Kalkbrenner schwieg.
    »Wie du meinst«, grollte sein Kollege und startete endlich den Wagen.

19
    Alle paar Meter blieb Tabori vor einem Geschäft stehen. Die warme Luft, die aus den Eingängen herausquoll, vertrieb die Kälte in seinem Körper wenigstens vorübergehend. Doch je weiter er lief, desto mehr Wohnblöcke passierte er, in denen sich keine Läden mehr befanden. Bei den wenigen Geschäften, an denen er noch vorbeikam, wurden nach und nach Gitter vor Türen und Schaufenstern herabgelassen, bevor drinnen die Lichter erloschen.
    Schon wurden die Bürgersteige nur noch von den Straßenlaternen erhellt – und von den Lichtern aus den Wohnungen. Hinter den Fenstern trafen sich manche Menschen zum Essen, andere sahen fern. Was sie wohl schauten? Die Hitparade? Selbst der Gedanke an Musik hielt den Frost nicht davon ab, sich immer stärker in Taboris Körper festzukrallen.
    Ihm wurden die Beine schwer. Er war todmüde. Beinahe wäre er auf einer zu Eis gefrorenen Pfütze ausgerutscht, schaffte es aber im letzten Moment noch, das Gleichgewicht zu halten, und erreichte wenig später einen kleinen Park. Durch die Wiese, die sich in ein glitzerndes Kristallfeld verwandelt hatte, schlich eine Katze.
    Mit beiden Händen fegte Tabori das Eis von einer Bank und sank erschöpft auf das klamme Holz. Dann massierte er sich die Finger. Sie zitterten vor Kälte. Mittlerweile fror er so stark, dass er nicht einmal mehr den Hunger spürte.
    Irgendwo in der Dunkelheit vernahm er das Zwitschern eines Vogels. Der fröhliche Singsang mischte sich mit Musik aus einem Radio. Schneeflocken tänzelten von den Bäumen, schwebten auf Tabori herab, kitzelten ihn an der Nase. Er nieste. Er sehnte sich nach einem warmen Bett und schloss die Augen. Nur für eine Minute.
    Im Winter vor zwei Jahren hatte der alte Slavzik mit Freunden einen Abend in einer der Hütten auf dem Skanderberg verbracht. Als die Männer später ins Dorf hinabstiegen, wurde Slavzik auf halbem Weg von unglaublicher Müdigkeit übermannt. »Geht schon mal vor«, sagte er. »Ich will mich nur kurz ausruhen.« Dann setzte er sich auf einen Stein und winkte seinen Freunden zum Abschied zu. Am nächsten Morgen hatte man ihn dort, auf ebenjenem Stein, gefunden – steif gefroren und tot.
    Schlagartig richtete sich Tabori auf. Er durfte nicht einschlafen, sonst würde ihm genau das Gleiche geschehen.
    Unbemerkt hatte sich die Katze an ihn herangeschlichen, die sich jetzt neben ihm die

Weitere Kostenlose Bücher